Selmer verliert Beherrschung im Straßenverkehr Verkehrsrowdy verfolgt Bergkamener mit Messer

Selmer verliert Beherrschung: Verkehrsrowdy verfolgt Bergkamener mit Messer
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„Da hatte ich wirklich Angst.“ – Seinen gesamten Frust ließ ein Selmer (21) im Sommer an einem anderen Autofahrer aus. Er bedrohte und nötigte den Mann aus Bergkamen (65). Einsicht zeigte der „Rowdy“ vor Gericht in Etappen.

Der 27. Juli war insgesamt ein eher mieser Tag: Es war stressig, der Chef machte Ärger und die Arbeit war nicht in der gebotenen Zeit zu bewältigen. Als der junge Selmer dann nach Hause fuhr, war er ohnehin schon in Stimmung und der kleinste Anlass reichte, um ihn die Kontrolle endgültig verlieren zu lassen.

Diesen nichtigen Anlass bot ihm dann der ahnungslose Autofahrer aus Bergkamen (65), als der im Kreisverkehr im Bereich der Münsterland-Straße einfach freundlich war und einem anderen Verkehrsteilnehmer Vorfahrt gewährte. Kleine Geste, große Wirkung – zumindest was den späteren Angeklagten betraf: Der hupte, gestikulierte wild und nutzte eine rote Ampel auf der Kreisstraße, um zu dem Pkw des zuvorkommenden Fremden zu gehen und ihn wüst zu beschimpfen.

Der verstörte Bergkamener fuhr weiter, wurde kurz darauf auf der Werner Straße von dem Selmer überholt, ausgebremst und dabei zum Anhalten gezwungen. Diesmal präsentierte der dem älteren Mann ein Messer, worauf der in Todesangst geriet und in einem Akt der Verzweiflung zu einer großen Taschenlampe griff. Dann setzte er zurück und floh vor dem tobenden 21-Jährigen, der die Verfolgung aufnahm. Der Rentner hatte aber Glück: In der Situation kam ihm ein Streifenwagen entgegen. Er wendete, fuhr hinter dem Polizeiwagen her und machte mit Lichtzeichen auf sich aufmerksam. Die Dinge nahmen ihren Lauf.

Bedrohung und Nötigung

Bedrohung und Nötigung wurden dem Selmer jetzt vor dem Amtsgericht Lünen zur Last gelegt. Er schwankte erst zwischen Geständnis und Notwehr-Version. Die Beschimpfungen räumte er ein. Zum Messer habe er aber nur gegriffen, als der Bergkamener plötzlich die Taschenlampe in der Hand gehabt habe. Er habe sich bedroht gefühlt. Aufgeklappt habe er das Messer aber nicht. Allerdings verfehlte die Aussage des Betroffenen ihre Wirkung nicht. Der 65-Jährige wiederholte seine Vorwürfe und machte seine damalige Panik regelrecht spürbar. „Da hatte ich wirklich Angst.“ Nun lenkte der Angeklagte doch noch ein, räumte die Vorwürfe insgesamt ein und bat sein Opfer um Entschuldigung.

Er habe im letzten Moment die Kurve bekommen, befand Jugendrichter Jan Knappmann und sprach von Unbeherrschtheit, höchster Respektlosigkeit und einem unsäglichen Verhalten. So dürfe der Selmer nicht ausrasten - egal, wie sich ein anderer Verkehrsteilnehmer verhalte. Die Folge: 1000 Euro Geldstrafe und ein Monat Fahrverbot.