Für den Selmer BVB-Fanclub stand in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum an. Vor 30 Jahren hatte sich der Verein um den heutigen Vorsitzenden Markus Kapp gegründet. Entsprechend wurde im Sommer mit einem großen Event gefeiert. Die Mitglieder entschieden sich damals für eine Benefizveranstaltung, unter anderem mit einem Spiel gegen die BVB-Mannschaft aus Dortmund.
Das eingenommene Geld sollte im Anschluss gespendet werden. Doch bis es so weit war, vergingen gut sieben Monate. Kurz vor Weihnachten haben Kapp und seine Mitstreiter nun in der Flüchtlingsunterkunft in Selm mit einer vorgezogenen Bescherung für ein kleines Weihnachtswunder gesorgt.
Während an Heiligabend viele Menschen mit ihren Familien und Liebsten zusammen sind, gestalten sich die Weihnachtsfeiertage für die Bewohner im Container-Dorf an der Industriestraße alles andere als besinnlich. Einige sind geflohen vor dem Krieg in der Ukraine, andere aus Ländern, in denen ihnen ebenfalls Krieg oder Verfolgung droht. Manche sind als Familie geeint, andere tausende Kilometer von ihr entfernt.
Schicksalshelfer als Unterstützer
„Wir werden an ihrer Situation erst einmal nichts ändern können. Aber man kann etwas tun, um wenigstens ein kleines Leuchten den Augen zu entlocken, ein kleines Lächeln und sei es nur für einen kleinen Augenblick“, schreibt der BVB-Fanclub auf seiner Internetseite. Und mit diesem Ziel fuhr am Donnerstagabend (22. Dezember) ein riesiger LKW der Stadtwerke Richtung Selm zur Flüchtlingsunterkunft. Mit dabei: 80 kleine Kisten, Umzugskartons und Taschen, alle voll gepackt mit Geschenken.
„Eigentlich wollten wir Menschen etwas Gutes tun, die vor dem Krieg aus der Ukraine flüchten mussten“, erzählt der Fanclub-Vorsitzende Markus Kapp. Letztendlich wurden aber Präsente für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft besorgt, allen voran für die rund 25 dort lebenden Kinder.
Bevor aber überhaupt ein ganzer LKW voll mit Geschenken zusammengekommen ist, stand der Selmer Fanclub vor einem Problem. „Uns fehlte der Ansprechpartner. Wir wussten nicht so richtig, was wir besorgen sollen“, so Kapp. Durch einen Hinweis ist der Kontakt zum Verein Schicksalshelfer um Figan und Erdal Macit entstanden.
Hier profitierten die Fans der schwarz-gelben Borussia von jahrelanger Erfahrung, gerade was das Logistische betrifft, aber auch von den Kontakten. Die Schicksalshelfer, gegründet 2015, organisieren bereits seit einigen Jahren Weihnachtsbox-Aktionen zu Gunsten bedürftiger Senioren. Nun standen Geflüchtete im Fokus ihrer Arbeit.

Die Schicksalshelfer besorgten Dinge wie Hygieneartikel, Tassen, Rucksäcke und Artikel des täglichen Bedarfs und packten sie zusammen mit den BVB-Fans in rund 80 Geschenkboxen und 25 Tüten, erklärt Markus Kapp. Zudem habe Figan Macit noch Winterkleidung besorgt für ukrainische Familien, die in Selm, aber nicht in der Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße leben.
Darüber hinaus unterstützte das Unternehmen Tedi die Aktion mit Spielzeug und Malsachen für die Kinder. Außerdem wurden noch Rücksäcke und verschiedene Bälle zum Spielen gekauft. „Wir haben für alle Sachen circa 2000 bis 2500 Euro ausgegeben“, weiß Markus Kapp.

Als die vielen weißen Kisten, Umzugskartons und Taschen am Donnerstagabend - zwei Tage vor Heiligabend - endlich in den Räumlichkeiten an der Industriestraße standen, ging es ans Auspacken. Die Menschen vor Ort – allen voran die Kinder - kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus, berichtet Kapp.
„Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Hoffnung. Ich hoffe, dass wir den Bewohnern wenigstens für einen Moment die Gedanken an den Krieg und die Familien in der Heimat nehmen und ihnen etwas Gutes tun konnten.“ Zu Tränen rührte eine weitere bis dato geheime Aktion des Vereins jedenfalls Figan Macit.
Denn für die weitere Arbeit der Schicksalshelfer wurde zusätzlich ein symbolischer Scheck des Fanclubs über 1000 Euro überreicht.