Die afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Vormarsch. In Rheinland-Pfalz und Hessen mehren sich die Infektionsfälle. „Das Veterinäramt des Kreises Unna beobachtet die Lage genau und bereitet sich auf ein mögliches Ausbruchsgeschehen im Zuständigkeitsbereich Kreis Unna und Hamm vor“, erklärt der Kreis in einer Pressemitteilung. Kommt die Schweinepest jetzt also auch nach Selm, Werne und Lünen?
Das hänge ganz davon ab, wie umsichtig die Menschen mit ihren Abfällen umgehen, sagt Hendrik Brügemann, Vorsteher der Lüner Landwirte. „Der Klassiker ist das Wurstbrötchen, das auf dem Autobahnparkplatz vergessen wird, weil es nicht mehr geschmeckt hat“, beklagt er.
Auch der Kreis warnt vor solchen Unachtsamkeiten. Der Erreger bewege sich auf natürlichem Wege nur etwa 50 Kilometer pro Jahr vorwärts. Der internationale Reiseverkehr sorge aber dafür, dass kontaminierte Lebensmittel wie Rohwurst und Rohschinken aus ASP-Ausbruchsgebieten in die Region gebracht werden.

Vielfältige Symptome
Die afrikanische Schweinepest ist ein Virus, das ausschließlich Schweine befällt. „Bei Hausschweinen und bei Schwarzwild führt die Infektion zu sehr schweren Allgemeinsymptomen, wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen“, schreibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf seiner Webseite. „Durchfall und Blutungsneigung können ebenfalls auftreten.“ Außerdem sollen erkrankte Schweine zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten zeigen, etwa eine verringerte Fluchtbereitschaft, Bewegungsunlust oder Desorientierung. Für den Menschen sei das Virus hingegen ungefährlich.
Landwirte in Werne und Selm sorgen vor
Um den Ernst der Lage weiß auch Werner Schulz-Gahmen, der auf seinem Hof in Werne Mastschweine hält. Aus Vorsicht lässt der Landwirt zum Beispiel keine Personen zu den Schweinen, die Ställe sind kameraüberwacht. Außerdem verschließt er das Futter, achtet darauf, dass die Ställe nur mit speziellen Stiefeln betreten werden.
Diese vom Veterinäramt vorgegebenen Vorsichtsmaßnahmen hält auch der Selmer Landwirt Hugo Brentrup ein. Und hofft, dass das zum Schutz vor der afrikanischen Schweinepest ausreicht. „Ein Problem haben aber Kleinstbetriebe oder Leute, die Minischweine als Haustiere halten“, denkt er. Weil sie nicht die nötigen Kapazitäten hätten, um die Vorgaben einzuhalten. „Und das erhöht das Risiko eines Ausbruchs.“ Auch unvorsichtige Jäger könnten das Virus von der Jagd mitbringen, sagt Brentrup, der selbst Jäger ist. Etwa, wenn sie unbemerkt in den Kot infizierter Wildschweine treten.
Weitreichende Folgen eines Ausbruchs
Was es bedeutet, wenn die afrikanische Schweinepest in der Nähe ausbricht, weiß Werner Schulz-Gahmen. Betroffene Höfe müssten bei einem Ausbruch ihre Schweine töten, so der Landwirt. Für Betriebe, die direkten Tierkontakt hatten, gilt das Gleiche. Das legt die sogenannte Schweinepestverordnung fest, wie der Deutsche Bauernverband auf seiner Homepage erklärt. Außerdem stünden alle Höfe in einem Umkreis von zehn Kilometern zum Ausbruchsort unter Quarantäne. „Da geht nichts rein oder raus“, betont der Lüner Landwirt Hendrik Brügemann.

Immense wirtschaftliche Folgen
Die wirtschaftlichen Folgen eines Ausbruchs der Schweinepest wären für viele Landwirte „ein Desaster“, wie Werner Schulz-Gahmen sagt. Das Dilemma, in dem er steckt: Die Schweine produzieren auf seinem Hof die Gülle, mit der das Getreide gedüngt wird. Wenn die Tiere notgeschlachtet werden müssten, müsste er Dünger kaufen. Solange eine Quarantänezone eingerichtet ist, dürfen Landwirte zudem keine Erzeugnisse verkaufen, berichtet er weiter. Auch Hofläden müssten schließen.
Immerhin sind die Landwirte durch eine für den Seuchenfall abgeschlossene Versicherung geschützt. Das helfe aber natürlich nicht gegen den psychischen Druck, den man beim Notschlachten der Tiere verspüre, sagt Hugo Brentrup.