Philipp Grasekamp hat viel zu tun. Das Telefon klingelt pausenlos. Eine Schlange von Gästen bildet sich vor der Rezeption. Grasekamp ist Betriebsleiter des Seeparks Ternscher See in Selm. Die Camping-Saison hat hier begonnen. Viele Wochenenden sind schon ausgebucht. Manche Gäste haben nach ihrem Besuch an Christi Himmelfahrt direkt einen Stellplatz für nächstes Jahr reserviert, berichtet Grasekamp. Und die Nachfrage bleibt hoch.
Keine Chance also für spontane Camper? Etwa während der Europameisterschaft im Juni? Schließlich sind Selm und Olfen nicht weit von Dortmund entfernt, wo einige Spiele des Turniers ausgetragen werden. Portugal und die Türkei sowie Italien und Polen messen sich zum Beispiel im Signal-Iduna-Park. „Es kann natürlich sein, dass Fans hier vorbeikommen“, erklärt Grasekamp. „Allerdings hat bis jetzt keiner bei seiner Buchung explizit danach gefragt, ob eine Anfahrt zum Stadion möglich ist.“ So seien im Juni noch einige von den etwa 70 Stellplätzen für Kurzzeitcamper frei. „Viele planen ja ohnehin sehr frühzeitig“, weiß er.
Camper eher spontan
Das denkt auch Annegret Wessels, die seit 34 Jahren den Campingplatz Hahnenberg in Olfen betreibt. „Viele sind ganz spontan und kommen auf der Durchreise für eine Nacht vorbei“, sagt sie. „Allerdings haben wir hier vor allem Dauercamper.“ Sprich: Für Kurzzeitcamper gibt es nur wenig Platz. Konkret sind es sieben bis acht Stellplätze, die hier belegt werden können. Unabhängig von Fußball rasteten in Hahnenberg in der Vergangenheit häufig Briten auf der Durchreise. Und auch die kamen ganz spontan, so Wessels.

„Außerdem wollen die Fans möglichst nah an Dortmund sein“, ergänzt sie. „Die werden zuerst in Dortmund suchen“, meint auch Johannes Schwerdt, Betreiber des Olfener Campingplatzes Große Heide. „Und weil es dort wenige Campingplätze gibt, werden die sich danach in Datteln und Waltrop umschauen.“ Selm und Olfen kämen erst ins Spiel, wenn es in den näher gelegenen Städten keine freien Plätze mehr gibt.
2006 viele Frühbücher auf Campingplatz „Große Heide“
Johannes Schwerdt spricht aus Erfahrung. Schon während der WM 2006 kamen 20 bis 25 Fans zum Campen auf die Große Heide. „Das waren vor allem Deutsche und Schweizer“, erinnert er sich. „Damals gab es viele Frühanmelder.“ Bislang habe sich hingegen noch niemand mit Verweis auf fußballerische Interessen angekündigt. Schwerdt prognostiziert ähnliches wie die anderen Betreiber: spontane Fans, die plötzlich auf dem Campingplatz aufschlagen. „Und die haben dann ja auch eine gute Anbindung nach Dortmund“, sagt er mit Blick auf den nahegelegenen Bahnhof Selm-Beifang.