Wie Manfred Jendrich den berühmten Bergsteiger Edmund Hillary traf „So viel Glück gibt es gar nicht“

„So viel Glück gibt es gar nicht“: Manfred Jendrich (72) traf Edmund Hillary
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Vier Freunde, die seit Jahren durch die Alpen wandern, entscheiden sich, einmal in ihrem Leben zum Mount Everest zu reisen. Und genau dann treffen sie dort auf den Mann, der diesen Berg im Jahr 1953 als Allererster erklommen hat: Sir Edmund Hillary. „So viel Glück gibt es gar nicht“, sagt Manfred Jendrich aus Selm bei der Erinnerung daran. Zwölf Tage haben der Rentner aus Selm und seine Freunde 1989 im Kumbhu Himal verbracht. Auf einer Wandertour wollten sie dem Mount Everest so nah wie möglich kommen. Dass sie auch die Gelegenheit haben würden, dem Erstbesteiger des höchsten Berges der Welt persönlich zu begegnen, ahnten sie nicht, als sie die Reise antraten.

Manfred Jendrich erinnert sich noch gut an das Erlebnis. Aus seinen gesammelten Erinnerungsstücken an die Reise holt er ein grünes Blatt hervor. Ein Trekking Permit, den Bergsteiger für den Mount Everest einholen müssen. In einer Ecke ist die Unterschrift von Edmund Hillary zu sehen, wie der ehemalige Wanderer aus Selm stolz zeigt. „Ich habe in meinem ganzen Leben nie jemanden um ein Autogramm gebeten. Edmund Hillary war die einzige Ausnahme.“

Dem Neuseeländer Sir Edmund Hillary war es zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay gelungen, als erster Mensch jemals den Gipfel des Mount Everest zu erklimmen. Wer von beiden den Gipfel zuerst erreicht hatte, haben die beiden für sich behalten. Stattdessen haben sie immer ausgesagt, dass sie gemeinsam den Berg erklommen haben. Die Besteigung brachte Hillary auch den Adelstitel „Sir“ durch Queen Elizabeth II. ein. Hillary ist im Jahr 2008 im Alter von 88 Jahren gestorben.

Jedes Jahr durch die Alpen

So wie Hillarys Autogramm eine Ausnahme für Manfred Jendrich war, war es auch die gesamte Reise zum Mount Everest. Denn die Freundesgruppe um den Selmer war normalerweise für ihre Touren nie weiter als über die Alpen gekommen. „Anfang der 80er-Jahre haben meine Freunde und ich beschlossen, auf eine Bergtour zu gehen“, erzählt der Rentner. Auf ging es ins Karwendelgebirge in den Alpen. „Wir haben uns Ausrüstung geliehen und mit dem Auto auf den Weg in die Alpen gemacht.“ Die nächsten Tage waren gefüllt mit Wanderstrecken von Hütte zu Hütte. Das Auto hatten die Freunde am Startpunkt stehengelassen.

„Wir sind eigentlich immer in den Alpen unterwegs gewesen“, sagt Manfred Jendrich. „Dabei hat uns der Deutsche Alpenverein geholfen und uns zum Beispiel mit Karten für unsere Strecken versorgt.“ Die Strecken selbst hatten es in sich. „Die Entfernung, die wir zurücklegten, spielte aber keine Rolle“, sagt Jendrich. „Wichtiger ist eher, wie lange wir täglich unterwegs waren. Stellen Sie sich vor, Sie tragen einen Rucksack mit 18 Kilo Gewicht und laufen damit zehn Stunden am Tag. Das war bei leichter Strecke unser Durchschnitt.“ Wenn der Wanderweg anspruchsvoller würde, so Jendrich, könne man bei Berganstieg auch schon nach fünf oder sechs Stunden keine Kraft mehr haben.

Die Wandertouren der Freundesgruppe hatten immer das gleiche Konzept: jeden Tag eine neue Hütte auf der Strecke anlaufen, dort übernachten und am nächsten Tag weiterziehen. „Eine Tour hat sich meistens über fünf oder sechs Tage gestreckt.“

In den folgenden Jahren bewegten sich die Freunde durch die verschiedensten Gebiete der Alpen: das Stubai, die Zillertaler, die Dolomiten, das Allgäu, die Tegernseeer Berge und die Lechtaler Alpen. „Manchmal waren wir zu viert unterwegs, dann zu dritt, dann wieder zu fünft. Aber wir haben in keinem Jahr die Tour ausgelassen.“

Ein Fotoalbum mit Bildern aus dem Himalaya.
Die Reise zum Mount Everest hat Manfred Jendrich in zahlreichen Bildern festgehalten. © Jan Weffers

Mammutwanderung zum Mount Everest

Einer der Höhepunkte in Manfred Jendrichs Wandererlebnissen bleibt jedoch die Reise durch das Kumbhu Himal in Nepal. „Die Idee dazu kam uns in einer alkoholgeschwängerten Nacht“, erzählt der Selmer. „Wir hatten den Traum, dem höchsten Berg unseres Planeten so nahe wie möglich zu kommen.“ Dieser Traum wurde 1989 Wirklichkeit. Mithilfe des Deutschen Alpenvereins wurde ein Flug nach Kathmandu in Nepal gebucht, mit Zwischenlandungen am Persischen Golf und im südlichen Indien.

Startpunkt der Wanderung war der Flughafen in Lukla. Der Flughafen war und ist auch heute noch für seine spezielle Lage berühmt und berüchtigt. Mit einer Höhenlage von etwa 2840 Metern über dem Meeresspiegel und einer Start- und Landebahn von rund 530 Metern, die abrupt 600 Meter tief abbricht, gilt er als einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt.

„Uns ging es gar nicht darum, den Mount Everest zu besteigen“, stellt Manfred Jendrich klar. „Wir waren keine Bergsteiger, sondern vielmehr Bergwanderer. Wir wollten nur so nah wie möglich an den Berg herankommen.“ Wie nah sie an ihn kamen, verrät Manfred Jendrich auch. „Wären wir zwei Tage mehr unterwegs gewesen, hätten wir das Basislager erreicht. Das hätte uns aber dann natürlich auch vier weitere Tage gekostet. Wir waren insgesamt 18 Tage unterwegs, zwölf davon verbrachten wir unmittelbar im Himalaya.“

Manfred Jendrich stöbert seine Fotografien durch, während er von seiner Reise zum Mount Everest erzählt. Die Gruppe übernachtete bei einem Sherpa, der den Mount Everest selbst schon zehnmal bestiegen hatte und vom damaligen König geehrt worden ist. „Wir haben auch eine Herde von Yaks gesehen, die geschmückt waren, und weite Eiswüsten mit wunderschönen Kristallen.“

Manfred Jendrich lacht, als er sich an die Lodge in Namche Bazar erinnert, in der die Gruppe eine Nacht verbrachte. „Dort gab es ein besonderes Angebot: ‚Hot Shower‘! Für die Gäste hatte man von einer offenen Feuerstelle einen langen Schlauch auf Stelzen in den Garten verlegt, der in einer löchrigen Coladose mündete. Wir konnten also warm duschen, in solch einer kalten Gegend!“

Sir Edmund Hillary macht mit vier deutschen Wanderern ein Foto.
Eine Begegnung für die Ewigkeit: Manfred Jendrich (2.v.l.) hat mit seinen Freunden Edmund Hillary (Mitte) getroffen. © Manfred Jendrich

Auftritt Edmund Hillary

Die größte Überraschung war jedoch ohne Zweifel die Meldung, dass Edmund Hillary nach Lukla kam. „Am Tag unseres geplanten Rückflugs mussten wir feststellen, dass Fliegen wegen Schlechtwetter nicht möglich war“, erzählt Manfred Jendrich. „Also mussten wir noch eine Nacht dort verbringen. Und dann haben wir am nächsten Morgen erfahren, dass Edmund Hillary mit einem Hubschrauber angeflogen kommt.“

Der Grund, warum Hillary zum gleichen Zeitpunkt wie Manfred Jendrich nach Lukla kam, war ein wichtiger: Kurz zuvor war das berühmte Kloster in Tengboche einem Feuer zum Opfer gefallen. „Edmund Hillary war deshalb mit Geschäftsleuten aus Japan angereist gekommen, um sie zur finanziellen Hilfe zu überreden“, erzählt Manfred Jendrich.

Da ließ es sich der Bergwanderer aus Selm natürlich nicht nehmen, ein paar Worte mit dem Neuseeländer zu wechseln. „Als Erstbesteiger vom Everest wurde Hillary von den Sherpas behandelt wie ein König. Er ist ein sehr offener Mann gewesen“, erinnert sich Manfred Jendrich mit Respekt an den verstorbenen Bergsteiger. „Als er erfuhr, dass wir die Reise aus Deutschland angetreten hatten, hat er sich unglaublich darüber gefreut.“ Das war auch der Moment, in dem Manfred Jendrich um sein erstes – und einziges – Autogramm in seinem Leben gebeten hat.

Trekking Permit für die Besteigung des Mount Everest mit Autogramm von Edmund Hillary.
Auf dem Trekking Permit von Manfred Jendrich ist unten rechts das Autogramm von Edmund Hillary zu sehen. © Jan Weffers

Heute sind die Wandertouren durch die Alpen nur noch schöne Erinnerungen. „Die letzte Tour haben wir vor etwa 20 Jahren gemacht, damals waren wir nur zu zweit unterwegs“, sagt Manfred Jendrich. Auch an seine anderen Wandertouren hat er schöne Erinnerungen, die er aufbewahrt. Verraten möchte er davon aber nichts weiter. „Das ist etwas für mich und meine Freunde.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist ursprünglich im Januar 2024 erschienen. Wir haben ihn erneut veröffentlicht.

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