Denise Bajranow (l.) und Kaya Elverisli vertreten eine konträre Meinung dazu, ob es eine Hundewiese in Selm braucht. © Kristina Gerstenmaier
Freizeit
Selm braucht eine Hundewiese - oder nicht?
In Selm gibt es - anders als in Nachbargemeinden - keine Hundeauslauffläche. Vielleicht liegt das an der Uneinigkeit, die darüber herrscht. Wir haben uns Befürworter und Gegner angehört.
Lünen hat eine, Castrop-Rauxel, Waltrop und auch in kleinen Olfen gibt es seit vergangenem Sommer/Herbst gleich zwei. Die Rede ist von Hundewiesen, eingezäunten Hundeauslaufflächen, auf denen die Vierbeiner ohne Leine Artgenossen begegnen können. Nicht überall lief die Einrichtung einer solchen Hundewiese hürdenlos: In Olfen beispielsweise konnte für die ursprünglich 3000 Quadratmeter große Wiese zunächst keine geeignete Fläche gefunden werden.
Die Lösung bestand dann darin, zwei kleinere Flächen einzurichten.
Das Problem, eine geeignete Fläche zu finden, gibt es auch in Selm: Hier ist bisher keine Lösung gefunden worden. „Eine Prüfung hat ergeben, dass es keine städtische Fläche gibt, die dafür geeignet ist“, antwortet Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage. 2019 habe es einen Bürgerantrag gegeben, der die Prüfung zur Ermittlung einer möglichen Fläche beinhaltete. Ergebnislos.
Pro
Dabei gibt es in Selm durchaus viele Menschen, die sich auch für ihre Stadt eine solche Hundeauslauffläche wünschen. Eine entsprechende Frage dieser Redaktion auf Facebook traf auf viel Zuspruch. „Ich bin voll dafür, es gibt in Brambauer einen so schönen Platz, den man als Vorbild nehmen könnte“, kommentiert eine Nutzerin. Eine andere meint: „Zu 1000 Prozent braucht Selm eine Hundewiese. Ich fahre regelmäßig nach Brambauer Hundewald Doghausen, dort ist es mega. Oder nach Waltrop oder Olfen, wenn man seine Fellnasen nur laufen lassen möchte.“
Auch Hundebesitzerin Denise Bajranow meldet das klare Bedürfnis für die Einrichtung einer solchen Hundeauslauffläche an. „Momentan fahren wir immer nach Olfen, es wäre aber viel schöner auch eine hier am Ort zu haben“, sagt sie.
Ihr acht Monate alter Dobermann brauche ganz viel Auslauf, könne aber auf dem Feld noch nicht ohne Leine laufen. „Dafür hört er noch nicht gut genug auf uns, ist noch nicht gut genug abrufbar, als dass man ihn laufen lassen könnte“, begründet die 37-Jährige. Gerade jetzt in der Brutzeit sei es ja ohnehin schwierig mit dem Laufenlassen. Und die Hunde an der Leine spielen zu lassen, sei ja auch nicht so schön wie ohne. Außerdem findet sie es mühsam, ihren Dobermann für die Fahrt nach Olfen immer in ihr Auto zu verfrachten. Fußläufig eine zu haben, wäre schöner.Der acht Monate alte Bobby ist noch so verspielt, dass Besitzerin Denise Bajranow es als Segen empfindet, ihn auch einfach mal laufen zu lassen. © Kristina Gerstenmaier
Was Bajranow bisher in Olfen erlebt hat, sei nur Positives. „Alle Hundehalter verhalten sich ordentlich und sind immer aufmerksam. Auch meine siebenjährige Tochter mitzunehmen ist kein Problem, es ist nicht gefährlich.“ Und nur ein Mal hat sie eine Beißerei zwischen Hunden erlebt.
Contra
Demgegenüber gibt es, zwar weniger, aber doch einige Stimmen, die sich kritisch einer solchen Fläche gegenüber äußern. „Die Hundewiesen sind immer viel zu klein, da lacht ein Windhund drüber. Nur leider wird ja überall, wo man sie mal laufen lassen konnte, nach und nach gesperrt. Man macht tolle Gesetze mit drei Stunden Gassi und Freilauf, aber wo bitte kann man seinen Hund noch frei laufen lassen, sodass keiner (auch Wild usw.) zu Schaden kommt. Rennbahn kommt nicht in Frage...fördert den Jagdinstinkt“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Auch Kaya Elverisli steht dem Thema Hundewiese grundsätzlich kritisch gegenüber und ist deswegen auch gegen die Einrichtung einer solchen in Selm. Der 20-Jährige arbeitet mit Hunden, schon seit er zehn Jahre alt ist, und ließ sich im Verein für Deutsche Schäferhunde zum Trainer ausbilden.Kaya Elverisli würde mit seinem fünfjährigen Can nie auf eine Hundewiese gehen. Er sieht dort eine Gefahr für Seele und Körper der Hunde. © Kristina Gerstenmaier
Er sagt: „Eine Hundewiese wird gewünscht, weil die Leute der Meinung sind, dass Hunde zusammen spielen müssen. Aber nicht jeder Hund kommt mit jedem zurecht. Eine Hundewiese ist eine begrenzte Fläche, da kann man nicht abhauen. Und viele Leute achten nicht auf die Signale ihrer Hunde oder können sie nicht lesen.“ In Olfen sehe er im Vorbeifahren immer nur sich streitende und beißende Hunde. Er selbst habe schon oft mit nach Beißunfällen traumatisierten Hunden zu tun gehabt. „Oft reicht eine Sekunde, in der man nicht aufpasst“, sagt er.
Selmer sind geteilter Meinung
Außerdem bestünde die Gefahr der Krankheitsübertragung durch verunreinigte Trinknäpfe oder Kot. „Eine Hundewiese macht aus Hundesicht keinen Sinn“, ist er überzeugt. „Besser wäre es, wenn sich befreundete Hundebesitzer treffen, deren Hunde sich gut verstehen, um diese dann auf dem freien Feld laufen zu lassen.“
So wie Kaya Elverisli scheinen auch andere Selmer die Sache mit der Hundeauslauffläche zu sehen. Denn zuletzt war die mögliche Nutzung einer freien Wiese als Hundeauslauffläche im Rahmen einer Bürgerversammlung im Juli vergangenen Jahres abgelehnt worden. Bürgermeister Thomas Orlowski hatte für den „Rauhen Busch“ eine solche vorgeschlagen. „Sobald man etwas einzäunt, entsteht eine Streitfläche. Da haben sich nicht nur die Tiere in den Haaren, sondern auch die Menschen“, hatte einer der Anwesenden damals seine Bedenken formuliert.Angenommen wurde schließlich der Vorschlag, die Fläche als Wildblumenwiese zu belassen. „Sowohl Anwohner als auch Hundebesitzer hatten sich dort gegen eine Hundewiese ausgesprochen“, fasst auch Stadtsprecher Malte Woesmann noch einmal zusammen. Der Wunsch, eine Fläche zu haben, auf der Hunde ohne Leine laufen können, ist aber dennoch klar formuliert worden.
„Zurzeit laufen bezüglich der Hundeauslauffläche keine aktuellen Planungen“, sagt er, „da keine passende Fläche bekannt ist.“
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