CDU und SPD in Selm einigen sich „außerhalb des Wahlkampfes“ Zwei Projekte für Bork

CDU und SPD einigen sich „außerhalb des Wahlkampfes“: Projekte für Bork
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Bei CDU Und SPD in Berlin stehen nach der Wahl die Zeichen auf Gemeinsamkeit statt auf Streit. In Selm jetzt ebenfalls - und das schon vor der Wahl: der Kommunalwahl am 14. September. Profitieren soll davon die Innenentwicklung im Stadtteil Bork. CDU und SPD hätten sich „auf einen gemeinsamen Weg begeben, um die nächsten beiden Projekte im Ortskern Bork anzugehen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Parteien von Montagnachmittag (17. März). „Bewusst außerhalb des Wahlkampfes“, wie in einem Zusatz zu lesen ist. Unterzeichnet haben drei Männer und eine Frau: für die CDU die Fraktionsvorsitzende Claudia Mors-Böckenbrink und der Stadtverbandsvorsitzende Michael Zolda und für die SPD Fraktionsvorsitzender Hals-Jürgen Walter und Stadtverbandsvorsitzender Rolf Ohligschläger.

Am Donnerstag (20. März) werden nicht nur die beiden größten Fraktionen im Selmer Rat über die geplanten Vorhaben sprechen, sondern der gesamte Stadtrat. In der Sitzung, die um 17 Uhr in der Burg Botzlar beginnt, gilt es, den Doppelhaushalt für die Jahre 2025 und 2026 zu verabschieden sowie das dazugehörige Haushaltssicherungskonzept: diesen Sanierungsplan, den jede Stadt aufstellen muss, die mehr Ausgaben als Einnahmen hat. Darin ist aufzuzeigen, wie innerhalb von zehn Jahren der Haushaltsausgleich wieder gelingen kann. Bis dahin gilt es, den Gürtel enger zu schnallen, aber dennoch nicht auf Investitionen komplett zu verzichten.

CDU und SPD sind sich einig, dass die Neugestaltung des Kirchrings und der Umbau von Haus Dörlemann, der einzig verbliebenen Kneipe im Ort, zu den Maßnahmen gehören, auf die die Stadt trotz Sparzwang nicht verzichten sollte. Für beide Projekte seien jeweils 100.000 Euro in den aktuell zu verabschiedenden Haushalt einzustellen - allein zur Deckung der Planungskosten. Darüber wird am Donnerstag abzustimmen sein. Neu dürften den anderen Politikerinnen und Politikern die beiden Vorhaben nicht sein.

1879 war das "Haus Dörlemann" errichtet worden. Dank bürgerschaftlichen Engagements ließ sich der Kneipenbetrieb retten. Die Stadt Kaufte das Haus.
1879 war das "Haus Dörlemann" errichtet worden. Dank bürgerschaftlichen Engagements ließ sich der Kneipenbetrieb retten. Die Stadt kaufte das Haus. © Sylvia vom Hofe (Archiv)

Stadt kaufte letzte Kneipe in Bork

Der Borker Kirchring rund um die Ortsbild prägende Kirche St. Stephanus und das Haus Dörlemann sind nur ein paar Schritte weit auseinander: knapp 50 Meter. An beiden Stellen ist die Stadt Selm in der Vergangenheit bereits aktiv geworden, obwohl auch damals die finanzielle Lage alles andere als rosig war.

Ende 2016 hatte Alt Bork, die letzte von einst 17 Kneipen im Ort, geschlossen: ein Verlust, den die Borkerinnen und Borker nicht tatenlos hinnehmen wollten. Sie gründeten die Interessengemeinschaft Borker Bürger (IGBB). Aus deren Reihen fand sich der Lehrer Erdal Macit, der sich bereit erklärte, nebenberuflich Wirt zu werden. Das Haus Dörlemann als Versammlungsraum war auf die Beine gestellt - bis der Eigentümer des mehr als 100 Jahre alten zweigeschossigen Eckhauses im Herzen des Ortes 2020 ankündigte, verkaufen zu wollen. Jetzt war es die Stadt, die einsprang. Nachdem die Stadtentwicklungsgesellschaft bereits 2019 in Selm das Gasthaus Suer, die letzte Kneipe im Zentrum von Selm gepachtet und damit vor der Schließung gerettet hatte, garantierte sie auch den Fortbestand des Borker Treffpunkts. Sie kaufte das Haus für 435.000 Euro - nicht der einzige öffentliche Immo-Deal in Bork.

Am Kirchring schräg gegenüber hatte sich die Stadt gleich mehrfach ins Grundbuch eintragen lassen. Nach und nach hatte sie die zwischen den 1950er- und 1980er-Jahre erbauten Häuser rund um das alte Gotteshaus erworben. Ein Ziel: sie alle oder teilweise abreißen, um an der Kirche einen Marktplatz zu schaffen. Er soll den bisherigen Marktplatz ersetzen, auf den die Caritas zurzeit das Seniorenzentrum errichtet, das im Juni 2025 bezugsfertig sein soll.

Häuser im Kirchring gekauft

Rund 1,5 Millionen Euro habe die Stadt für Immobilien im Borker Ortskern ausgegeben, sagte im Februar 2020 der damalige Bürgermeister und heutige Landrat, Mario Löhr, während einer Bürgerversammlung. Weitere Investitionen für die Platzgestaltung - vorausgesetzt, die Denkmalbehörde würde grünes Licht geben - blieben aus. Denn Förderanträge waren damals unbewilligt geblieben. Zwar hat die Stadt 2024 den Stephanuspark im Herzen Borks eröffnet - die IGBB baut dort gerade das kleine Bansenhaus um - und ließ auch das Bahnhofsumfeld umgestalten. Beim Kirchring tat sich aber nichts mehr: etwas, das CDU und SPD jetzt ändern wollen. Dabei geht es ihnen erst einmal darum, die Planungen für den Kirchring abzuschließen, mit der Bürgerschaft zu besprechen „und in den kommenden Jahren“ umzusetzen.

Einen Fahrplan, was alles nötig ist, um das Haus Dörlemann nicht nur als Kneipe zu erhalten, sondern zu einem Bürgerzentrum zu erweitern, wollen die beiden Parteien ebenfalls erarbeiten lassen. Auf der Basis abgestimmter Planungen soll die Stadt dann Förderanträge beim Land stellen.

Letzter Haushalt vor Kommunalwahl

Auch wenn es um einen Antrag für die letzte Haushaltsverabschiedung vor dem Kommunalwahltermin handelt: Den gemeinsamen Vorstoß wollen die beiden Parteien nicht als Wahlkampfmanöver verstanden wissen, wie sie betonen. Ob die UWG, die traditionell in Bork stark vertreten ist, und die anderen vier Fraktionen genauso sehen, wird sich in der Ratssitzung am Donnerstag zeigen.