Es ist das Ende einer Ära. 30 Jahre lang behandelte Dr. Michael Stockmann Patienten in Selm. Am 1. Oktober 1994 eröffnete er die Praxis in der Kreisstraße 89. „Meine Praxis ist mein Kind, das ist mein Lebenswerk“, betont er. Nicht ohne Grund: Schließlich hat Stockmann in den zurückliegenden 30 Jahren viel erlebt. „Es gibt im Hausarztdasein immer schöne Momente, wo ich mich gefreut habe, dass ich helfen konnte“, berichtet er.
Genaueres über Erlebnisse mit Patienten möchte Stockmann in der Öffentlichkeit nicht erzählen. Nur so viel: Einige Patienten halten ihm bis heute die Treue. Inzwischen ist Stockmann aber 68 Jahre alt. Und möchte in den Ruhestand wechseln. Was er danach plant, wisse er noch nicht. „Das überlegen ich und meine Frau uns dann, wenn es so weit ist.“
Nachfolger mit vielfältiger medizinischer Erfahrung
Nach langer Suche hat Stockmann in Dr. Daniel Cornely einen Nachfolger für seine Praxis gefunden. „Das war nicht so leicht“, gibt Stockmann zu. Ein ganzes Jahr war er auf der Suche, bis Cornely sich bei ihm meldete. Ab dem 4. Oktober 2024 wird der 48-Jährige die Praxis übernehmen. Der Bergkamener hat bereits viel medizinische Erfahrung sammeln können. So arbeitete er in diversen Krankenhäusern in der Region und in unterschiedlichen medizinischen Fachabteilungen. Zuletzt wirkte er etwa im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Bergkamen-Oberaden. „Man konnte dort allerdings sehr wenig bewirken, wenn man als angestellter Arzt nicht selbst Teil der Geschäftsführung ist“, betont er. „Aber ich wollte selbst etwas gestalten.“

Ähnliche Behandlungsmethoden
So wählte er den Weg in die Selbstständigkeit. Trotz seiner vielfältigen medizinischen Vita möchte er wie Stockmann als Hausarzt praktizieren. Eine weitere Gemeinsamkeit von Stockmann und Cornely: Beide sind Internisten, also Experten für innere Medizin.
„Mein letzter Arbeitstag ist am 23. September“, erklärt Michael Stockmann. Nach einer kurzen Pause startet dann Cornely. Die Öffnungszeiten von Stockmann behält er bei. Und auch das Team aus vier Mitarbeitern bleibt gleich. In ihren Behandlungsmethoden sind sich die beiden Allgemeinmediziner ähnlich. Wenn sie nicht weiter wissen, überweisen sie die Patienten an einen Facharzt. Durch seine zahlreichen Arbeitsstationen in der Region konnte sich Daniel Cornely ein breites Netzwerk an entsprechenden Kontakten aufbauen, sagt er.
Cornely setzt auf Digitalisierung
„Im Endeffekt bleibt eigentlich fast alles so, wie es ist“, betont Michael Stockmann. „Nur mit neuem Gesicht.“ Aber eben nur „fast“. Ein paar Änderungen plant Cornely dann doch. So möchte er etwa die Patientenakten digitalisieren. „Dafür will ich ein komplett neues IT-System einrichten“, erklärt Cornely. Stockmann nutzte für die Speicherung von Patientendaten noch Papierakten. Cornely möchte dabei auf Tomedo setzen. Die Software soll die Arbeit von Hausärzten erleichtern. Mit Tomedo können etwa Patientendaten koordiniert oder Impfungen dokumentiert werden.
Ein weiterer Baustein der Digitalisierung soll die Einrichtung der bekannten Software „Doctolib“ sein. In der gleichnamigen App können Patienten ihre Arzttermine bequem von zu Hause buchen. „Aber ich muss erstmal mit den Patienten reden, ob sie das überhaupt wollen“, betont er.
Wie schnell die Patienten auf digitale Angebote zugreifen können, sei allerdings eine Kostenfrage. „Eine eigene Homepage kostet zum Beispiel etwa 20.000 bis 30.000 Euro, wenn man die professionell aufbauen möchte“, verrät Cornely. Geld, das nach dem Gang in die Selbstständigkeit nicht direkt verfügbar ist. Ein Jahr will Cornely abwarten, wie die Praxis läuft. Und dann möglicherweise weitere Investitionen in die digitale Infrastruktur tätigen.
