Dr. Hubert Seier versteht nicht, warum immer noch keine PV-Anlage auf dem Dach der neuen Zweifachhalle am Campus in Selm steht.

Dr. Hubert Seier versteht nicht, warum immer noch keine PV-Anlage auf dem Dach der neuen Zweifachhalle am Campus in Selm steht.

Seier: Warterei auf Photovoltaikanlage für Selmer Halle „ist ein Unding“

rnStadtrat Selm

Die neue Zweifachhalle am Campus ist seit Ende 2020 in Betrieb. Wirklich fertig ist sie aber immer noch nicht, wie Dr. Hubert Seier (UWG) beklagt - und das trotz eines Ratsbeschlusses.

Selm

, 30.06.2022, 08:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wegen der drückenden Hitze im Saal des Bürgerhauses möge sich doch jeder im Stadtrat bei seinen Diskussionsbeiträgen eher zurückhalten. Diesen Wunsch hatte Bürgermeister Thomas Orlowski zu Beginn der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause geäußert. Auch Dr. Hubert Seier, Fraktionsvorsitzender der UWG, hatte ihn gehört. Zu einem Thema hat er sich dennoch gleich mehrfach geäußert. „Weil mich das einfach so aufregt.“ Damit trat er eine Diskussion los - auch über die plötzlich wieder gefährlich schlechte Finanzsituation der Stadt.

Kabinett Wüst verpflichtet schrittweise zu Photovoltaik

Dass Stromerzeugung aus Photovoltaik wichtig ist, ist nicht nur in Selm zu hören. Das neue Landeskabinett, das am Mittwoch (29. 6.) in Düsseldorf seine Arbeit aufnahm, hat das auch so im Koalitionsvertrag festgehalten. Ab Januar 2023 gilt eine Solarpflicht für alle neuen öffentlichen Gebäude. Gewerbliche Neubauten müssen ab Anfang 2024 mit PV-Anlagen ausgerüstet werden. Und private Neubauten müssen ab 2025 Solarpaneele auf den Dächern haben.

Selm hätte Vorreiter sein können: Im August 2020 hatte der Rat beschlossen, auf das Dach der neuen Zweifach-Sporthalle am Campus eine Photovoltaik-Anlage zu setzen. Passiert sei bislang aber noch nichts, schimpfte Seier: „Ein Unding.“ Die Temperatur im heißen Saal stieg gefährlich an, als er hitzig feststellte: „Ich will nicht länger warten.“ Genau das will aber die Stadtverwaltung - wohl oder übel.

„Im Haushalt wird ein großes Loch sein“

„Im Haushalt wird ein großes Loch sein.“ So viel steht für Kämmerin Sylvia Engemann bereits fest. Wie groß genau es sein wird, könne sie noch nicht sagen. „Aber wir werden eine deutliche strukturelle Unterfinanzierung des Haushalts haben.“ Mit anderen Worten: Geld für freiwillige Aufgaben der Selbstverwaltung wird fehlen. Auch für Maßnahmen des Klimaschutzes? So weit dürfe es nicht gehen, sagte Hubert Seier. „Wir verlangen zu Recht von jedem Bürger, eine PV-Anlage zu bauen.“ Da könne es nicht sein, dass die Stadt selbst einen Rückzieher mache, befand auch Christina Grave-Leismann von den Grünen.

Bereits 2019 hatte es Streit gegeben. Damals hatte die Stadtspitze das XXL-Investitionspaket für die beiden benachbarten Sporthallen am Campus vorgestellt: 11,5 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterung der Dreifachhalle und 5,2 Millionen Euro für die damals bereits im Bau befindliche Zweifachhalle. Dass trotz des idealen Baukörpers eine PV-Anlage nicht von vorne herein vorgesehen war, hatte den UWG-Chef schon damals empört: Gerade habe die Stadt Selm das Klimaschutzkonzept verabschiedet, aber selbst nicht danach gehandelt, sagte er damals. Im August 2020 folgte der Ratsbeschluss, eine Anlage zu bauen. Aber das änderte auch nichts.

FDP: „Wir stehen vor dem finanziellen Kollaps“

Kämmerin Engemann verwies auf die erhoffte Förderung durch das Land NRW. Selm habe einen Förderantrag gestellt, der aber nicht zum Zuge kam angesichts der Flut von Anträgen. „Das Land signalisierte uns, zu warten.“ Die FDP im Stadtrat will nicht nur warten, sondern grundsätzlich Investitionen auf dem Prüfstand stellen. „Weniger Geld zu haben, bedeutet, weniger leisten zu können“, sagte Joachim Andrös: „Wir stehen vor dem finanziellen Kollaps.

„Wir haben bereits vier Sommer verpasst, in denen wir Strom hätten produzieren können“, hielt Seier dagegen. Jeder zusätzliche verlorene Sonnenschein-Monat bremse das Tempo, in dem sich die Anlage (im Haushalt sind 185.000 Euro eingestellt) amortisieren könnte, zumal die Kosten für die Module gerade steigen. „Klimaschutz“, so Seier, „kostet Geld.“

Wann die Anlage für die Zweifachhalle kommt, ist weiter offen. Dass das alte Amtshaus in Bork eine PV-Anlage bekommen wird, ist indes beschlossene Sache. Und die Dreifachhalle am Campus, die gerade in eine Multifunktionshalle umgebaut wird? Die hat schon eine, die einem privaten Investor gehört. Während der Bauarbeiten mussten die Paneele abgebaut werden.

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