Sie gehört mittlerweile zum Bild des Auenparks wie die bunte Kuppel, auf die sie gerichtet ist: Die Sehstation am nördlichen Ende der Parkfläche erstrahlte bei ihrer Wiedereröffnung in neuem Glanz. Dabei war ihr Ende eigentlich schon besiegelt.
„Der Abriss dieser schönen Skulptur wäre ein Armutszeugnis gewesen“, sagte Margot Berten bei ihrer Rede am Sonntagmittag (25.8.) anlässlich der Freigabe des sanierten begehbaren Kunstwerkes. Berten kämpfte zusammen mit ihrem Mann und dem Architekten Wilhelm Gryczan-Wiese für den Erhalt des Bauwerks.
Dem Trio ist es zu verdanken, dass die Stadt von den Abrissplänen Abstand genommen hatte. Die Verwaltung teilte ursprünglich im November 2023 mit, dass die Sehstation wegen Schäden an der tragenden Holzkonstruktion abgebaut werde, da eine Reperatur nicht wirtschaftlich sei.
Ohne Förderer nicht möglich
Margot Berten und ihre Mitstreiter wollten das nicht hinnehmen, denn für sie hat die Sehstation das Potenzial, ein Selmer Wahrzeichen zu werden. Die im Rahmen des Strukturförderungsprogramms „Regionale 2016“ aufgestellte Riesen-Kamera zeigt seit 2019 auf die Kuppel auf dem Rodelberg – und hat auch eine symbolische Bedeutung.
„Die Sehstation zeigt, dass in Selm etwas bewegt wird. Das hat sie jetzt auch wieder gezeigt. Es gab wieder Bürger, die etwas bewegen wollten“, lobte Berten auch den Einsatz vieler helfender Hände. „Wir haben genügend Förderer und Unterstützer gefunden, die uns die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt haben. Wenn wir die nicht gehabt hätten, aus allen Ecken Selms und Umgebung, dann wäre es natürlich nicht möglich gewesen.“
Nicht zu kurz kam am Sonntag die Kritik am Verhalten der Stadt in der Sache. „Natürlich wäre es am besten gewesen, wenn die Stadt selbst sich darum gekümmert hätte und nicht daran gedacht hätte, das abzureißen und damit 20.000 Euro in den Sand zu setzen“, meinte Berten. So viel hätte die Entfernung des 12 Meter langen, 7 Meter breiten und 6,5 Meter hohen Bauwerks gekostet. Dieses Geld sei besser in der Renovierung der Sehstation aufgehoben gewesen.

„Wir haben eigentlich gar keine Unterstützung von der Stadt bekommen“, kritisierte Margot Berten. Mehr noch: „Sie hat versucht, uns immer wieder weitere Hürden aufzustellen, sodass wir vielleicht doch noch resignierten, bevor es dann tatsächlich so erfolgreich zu Ende ging.“ Eine dieser Hürden: Bevor es überhaupt losgehen durfte mit der Sanierung, musste die Bürgerinitiative einen Nachweis der Statik beauftragen.
Fast das Handtuch geworfen
Explizit ausgenommen von ihrer Kritik hatte Berten die Mitarbeiter der Stadtwerke, die mit ihrer Hilfe im Laufe der Maßnahme dafür gesorgt hätten, dass die Engagierten letztlich nicht vorzeitig das Handtuch geworfen hatten.

„Ich wünsche mir, dass die Sehstation jetzt so erhalten bleibt und nicht wieder beschmiert und verunstaltet wird“, so Berten nach Wiedereröffnung. Landrat Mario Löhr, der seinerzeit als Bürgermeister dafür sorgte, dass die Sehstation nach Selm kommt, und auch bei der Sanierung unterstützte, sagte optimistisch: „Ich hoffe, jetzt hält das Ding erst einmal 50 Jahre.“ Löhr versprach: „Dann kannst du mich nochmal ansprechen.“
Vielfalt von Möglichkeiten
Dass die Sehstation von den Selmern akzeptiert wird, steht für Margot Berten außer Frage. Ebenso, dass sie viele Möglichkeiten biete: „Das ist ein Ort der Begegnung und hier kann man auch kleine Feste feiern.“ Fototermine mit Brautpaaren seien ebenso denkbar. Zur Eröffnung gab es eine Luftballon-Aktion, mit der eine Postkarte mit Sehstation-Motiv auf die Resise geschickt wurde.
„Es gibt eine Vielfalt von Möglichkeiten, für die die Seestation jetzt stehen kann. Ich habe da noch ganz viele Ideen, aber ich muss jetzt erst mal wieder Kraft sammeln, bevor ich solche Vorschläge mache“, sagte Margot Berten im Anschluss an die Sehstation-Eröffnung – dem Kunstwerk mit Wahrzeichen-Potenzial, das die Bürgerinitiative viel Energie gekostet hatte.