Job bei der DFL
Schwenken neu im Amt: "Ohne Furcht ins Stadion"
Plötzlich ging alles ganz schnell: Die DFL suchte jemanden für das neue Amt des Direktor "Fußball-Angelegenheiten und Fans" - und hat ihn in Ansgar Schwenken gefunden. Der 45-Jährige, der in Selm aufgewachsen ist, wird am 30. November sein neues Amt antreten. Und er ist sich bewusst, „dass das Thema Sicherheit nach Paris und Hannover sicherlich auch künftig hohe Priorität haben wird“.
Ansgar Schwenken bekleidet bei der DFL ein neues Amt.
Den ersten Kontakt gab es im Juni dieses Jahres. Der Geschäftsführer der DFL, Christian Seifert, sowie der Aufsichtsrat mit Dr. Reinhard Rauball und Peter Peters an der Spitze haben sich nach eingehenden Gesprächen einstimmig für den 45-Jährigen entschieden. „Ich bin seit 2010 im Ligavorstand, sie konnten meine Arbeit daher gut einschätzen“, sagt Ansgar Schwenken.
"Profifußball in seiner Gesamtheit"
Fast zwei Jahrzehnte war er als Geschäftsführer und später als Finanzvorstand beim VfL Bochum, zuletzt in beratender Funktion beim 1. FC Kaiserslautern. Dort hätte man ihn gern weiter verpflichtet, „aber ich finde es reizvoll, nun für den Profifußball in seiner Gesamtheit tätig zu sein und nicht mehr im Tagesgeschäft eines Klubs“.
Eines seiner künftigen Arbeitsfelder: Sicherheit. Und Schwenken hat da eine klare Meinung. Wenn Paris überhaupt einen positiven Effekt hatte, „dann die Erfahrung, dass einer der Täter mit seiner Munition nicht ins Stadion kam. Der Sicherheitsdienst hat funktioniert“.
Kommunikation und Dialog
Aber natürlich sind Kommunikation und Dialog mit allen relevanten Institutionen eminent wichtig, das funktioniere in Deutschland im Dreiklang Politik, Sport und Behörden sehr gut. „Ich bin überzeugt, dass wir auch zukünftig ohne Furcht ins Stadion gehen können.“
Stolze fünf Aufgabenfelder kommen auf Ansgar Schwenken zu. So wird er sich um das Ligawesen kümmern, es geht um den Spielplan und den Rahmenterminkalender. Weiterhin strategische Projekte wie neue Technologien, Torlinientechnologie, Videobeweis, aber auch die Fortentwicklung einer gemeinsamen Plattform für die Ticketzweitvermarktung.
Kontakt zu allen Verbänden
Drittens stehen Fanangelegenheiten auf dem Plan, vor allem der Dialog mit den Fanbeauftragten. Viertens wird im Rahmen der Stadionsicherheit auch über Fragen der Infrastruktur nachgedacht. Und schließlich gilt es nicht nur den Kontakt zu den internationalen Verbänden zu pflegen, sondern auch „direkt zu den Klubs, es soll eine Kommission Fußball gegründet werden“.
Insgesamt geht es darum, gemeinsam mit den 36 Profiklubs einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich Bundesliga und 2. Bundesliga weiterentwickeln. „Ich sehe die Bundesliga sportlich mit der Premier League auf Augenhöhe. Dabei an Strategien beteiligt zu sein, das macht die Aufgabe so spannend.“
Fußball ist die Nummer eins
Die Befürchtung, dass der deutsche Fußball angesichts der vielen Millionen Euro, die durch die TV-Vermarktung in die englische Premier League fließen, international den Anschluss verlieren könnte, hat Ansgar Schwenken nicht. „Da habe ich keine Angst, auch wenn die TV-Einnahmen in England nochmals deutlich steigen. Die Bundesliga ist hoch interessant, die Zuschauerzahlen sind so gut wie in keiner anderen Liga, Fußball ist eindeutig der Sport Nummer eins in Deutschland.“ Und er befürchtet auch keinen Ausverkauf der Bundesliga. „Auch englische Vereine können nur mit elf Mann spielen, und ambitionierte Spieler wollen auch auf europäischer Ebene mitwirken, was nicht jeder englische Klub bieten kann – egal wie viel er einem Spieler bezahlt.“
Betont differenziert sieht Ansgar Schwenken die aktuelle „Fan-Kultur“ und deren Auswüchse. „Durch die Ultra-Szene ist die Stimmung in den Stadien atmosphärischer und stimmungsvoller geworden, mit ihren Gesängen und Choreografien sorgen sie für Gänsehaut. Mit dem Einsatz von verbotener Pyrotechnik werden jedoch Grenzen überschritten.“ Wichtig sei es, in einem ständigen Dialog zu bleiben, „wir müssen alle an einen Tisch bringen“.
2. Bundesliga ist spitze
Ansgar Schwenken lässt es nicht gelten, wenn vielfach von einer Kluft zwischen der 1. und 2. Bundesliga gesprochen wird. „Die 2. Bundesliga ist in Sachen Umsatz europaweit die siebtstärkste Liga unter allen, auch erstklassigen Ligen“, betont der 45-Jährige und will auch nichts von mangelnder sportlicher Wettbewerbsfähigkeit wissen: „Die Erfahrung lehrt, die Aufsteiger in die erste Liga sind konkurrenzfähig.“
Anfang kommender Woche wird Schwenken seine Tätigkeit aufnehmen, in Zeiten der WM-Affäre, des Knatsches im DFB, der reichlich aufgeregten Debatte um die nötige Sicherheit, der gewalttätigen Ausschreitungen unter „Fans“ am letzten Spieltag. Er freut sich auf die Aufgaben: „Der deutsche Fußball wird nach der Aufarbeitung der Geschehnisse um die WM 2006 auch künftig Millionen Fans begeistern.“