
© Jürgen Weitzel
Schweigen ist die falsche Antwort auf den Selmer Mauschel-Verdacht
Meinung
Name, Herkunft, Geschlecht sollen keine Rolle spielen bei einer Stellenvergabe. Verwandtschaft zu verschweigen, ist aber auch ein Fehler: nicht der einzige, den Selms Bürgermeister gemacht hat.
Das lateinische Wort nepos bedeutet Neffe. Geläufiger ist heute der davon abgeleitete Begriff Nepotismus: Vorteilsbeschaffung durch und für Familienangehörige. Ob dieser Vorwurf auf Onkel Orlowski und seinen Neffen zutrifft, muss offen bleiben. Der Verdacht ist aber da. Und der schadet - dem Bürgermeister, seinem Amt, den Stadtwerken und auch dem Neffen und seinen beruflichen Ambitionen. Umso erstaunlicher, dass die Selmer Stadtspitze nicht alles daran setzt, die Sache aufzuklären.
Auf einen umfangreichen Fragenkatalog nur mit einer dürren Erklärung ohne jede persönliche Einlassung zu reagieren, ist zu wenig. Das zeugt davon, dass der Bürgermeister der Angelegenheit keine große Bedeutung beimisst. Dadurch macht er sie aber erst wirklich groß. Denn auch wenn es ihnen lästig erscheint: Gewählte Volksvertreter müssen sich kritischen Fragen stellen, um das in sie gesetzte Vertrauen zu erfüllen.
Mit wem der neue Stadtwerkechef oder die Stadtwerkechefin verwandt ist, ist mir und vermutlich den meisten Selmerinnen und Selmern völlig egal. Hauptsache die neue Führungskraft ist qualifiziert. Zu einem Auswahlgespräch muss niemand einen Stammbaum mitbringen. Verwandtschaft bewusst zu verschweigen, nährt aber den Verdacht mangelnder Transparenz. Und das vielleicht sogar völlig unnötiger Weise: ein Bärendienst an dem Neffen.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
