Stark gestiegene Zahlen

Schulden-Statistik sorgt für Verwirrung in Selm

Ist Selm die Kommune mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in ganz NRW? Diese Frage wird wild diskutiert, seit das Statistische Bundesamt eine neue Statistik veröffentlicht hat. Demnach liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in Selm bei 12.000 statt wie bisher angenommen bei 3200 Euro. Wie diese Zahl zustande kommt, kann sich die Stadtkämmerin nicht erklären.

SELM

, 08.08.2014 / Lesedauer: 3 min

Ist die Pro-Kopf-Verschuldung in Selm fast viermal höher als bisher angenommen? Diese Frage stellt sich, nachdem das Bundesamt für Statistik verwirrende Zahlen veröffentlichte.

Die Stadt ist unter anderem an den Stadtwerken Selm (51 Prozent), der Unnaer Kreis-, Bau- und Siedlungsgesellschaft (3 Prozent), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Unna (3,65 Prozent) und der Umwelt-Werkstatt (10 Prozent) beteiligt. Laut Kämmerin Sylvia Engemann belaufen sich die anteiligen Schulden bei den Beteiligungen nach eigener Rechnung auf 5 Millionen Euro.

Wie kommt das Statistische Bundesamt auf diese Zahl? Erstmals wurden nicht nur die Haushaltsschulden der Einwohnerzahl gegenübergestellt, sondern auch die Schulden von Firmen oder Fonds, an denen die Kommune beteiligt ist. Dies sollen für Selm insgesamt knapp 224 Millionen Euro sein. Welche Beteiligungen das sind und wie hoch die dortige Verschuldung anteilsmäßig für die Stadt Selm ist, diese Zahlen konnte das zuständige Landesamt für Statistik NRW (IT.NRW) nicht liefern. „Aus Datenschutzgründen“, sagte Pressesprecherin Kirsten Bohne auf Anfrage. Das Landesamt hatte die Zahlen geliefert, die in die neue Statistik eingeflossen waren.

Stadtkämmerin Sylvia Engemann war überrascht, als sie von der deutlich gestiegenen Pro-Kopf-Verschuldung erfuhr. „Ich kann dies nicht nachvollziehen“, sagte sie. Sie habe bereits den Kontakt zu IT.NRW gesucht und um Aufklärung gebeten. Die konnte man noch nicht liefern. Wie IT.NRW auf über 200 Millionen Euro kommt, sei schleierhaft. Ebenfalls ratlos ist Michael Steck, der Kämmerer der Stadt Herten im Kreis Recklinghausen. Herten wird in der neuen Statistik direkt hinter Selm mit der zweithöchsten Pro-Kopf-Verschuldung in NRW geführt. „Ich zweifele die Richtigkeit der Zahlen an“, sagte Steck im Gespräch mit unserer Redaktion. Statt 107 Millionen Euro, wie von der Kämmerei in Herten errechnet, weißt die Statistik über 360 Millionen Euro Schulden bei Beteiligungen aus.

Sylvia Engemann will nun weiter recherchieren, wie die neuen Zahlen zustande gekommen sind. „In der letzten Statistik von IT.NRW vom Mai werden wir mit einer Verschuldung von 3275 Euro pro Kopf geführt. Und hier sollen auch alle Schulden von Beteiligungen enthalten sein.“ Die Frage nach der genauen Höhe der Pro-Kopf-Verschuldung wird wohl nicht so schnell beantwortet werden.  

Die Stadt ist unter anderem an den Stadtwerken Selm (51 Prozent), der Unnaer Kreis-, Bau- und Siedlungsgesellschaft (3 Prozent), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Unna (3,65 Prozent) und der Umwelt-Werkstatt (10 Prozent) beteiligt. Laut Kämmerin Sylvia Engemann belaufen sich die anteiligen Schulden bei den Beteiligungen nach eigener Rechnung auf 5 Millionen Euro.