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Schluss nach elf Jahren in Selm: anBar an der Kreisstraße schließt
Gastronomie
Zwei Jahre Corona-Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen: Die anBar an der Kreisstraße schließt ihre Türen. Es gibt aber auch gute Nachrichten für Übernachtungsgäste und Cocktail-Liebhaber.
Kaira Eistel hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Wir haben da lange mit gehadert“, sagt die Betreiberin des anHotels und der anBar an der Kreisstraße in Selm. Doch schließlich haben sie und ihr Mitgeschäftsführer Ole Kossler sich entschlossen, dass sie die Bar gar nicht mehr öffnen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe, erklärt Eistel.
Seit zwei Jahren kämpft sie wie viele Gastronomiebetriebe mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schließungen und Auflagen für Bars und Restaurants. Zwar hatte sie im vergangenen Jahr die anBar auch wieder geöffnet, doch inzwischen sei es wirtschaftlich nicht mehr möglich, die Bar zu betreiben.
Fußball-Abos sind „unbezahlbar“
Neben den fehlende Gästen durch Corona, ist inzwischen auch kaum mehr Personal zu finden, das sich in der Pandemie anderweitig nach Jobs umgesehen hat. Auch hohe Gebühren für die Übertragung von Fußballspielen seien ein Faktor gewesen, erklärt Eistel. Zunächst habe sie nur ein Sky-Abo bezahlen müssen. Inzwischen müsste sie mehrere weitere Anbieter abonnieren, um ihren Gästen die Bundesliga und Länderspiele zu zeigen. So gerne sie die Fußballfans bewirtet habe, „das ist unbezahlbar“.
Brand mitten in der Pandemie
Mitten in der Pandemie hatte es durch einen technischen Defekt im April 2021 auch noch in der benachbarten Eisdiele gebrannt. Der Ruß hatte auch Hotel und Bar in Mitleidenschaft gezogen. Diese Schäden seien aber behoben, sagt die Inhaberin.
Und nicht alles in den vergangenen Pandemiejahren war negativ. Not machte erfinderisch. Mit ihrem Mit-Geschäftsführer Ole Kossler hat Kaira Eistel in der Zeit ein Cocktailtaxi gegründet. Zu Fuß hätten sie Flyer auch in anderen Orten wie Lünen, Nordkirchen oder Werne verteilt. „Wir hatten ja sonst nichts zu tun“, sagt Eistel. Das Cocktailtaxi bleibt den Kunden auch erhalten. Ebenso bieten sie weiter einen Getränke- und Cocktailservice für private und öffentliche Veranstaltungen an.
Neue Geschäftsfelder mit Cocktail-Zubehör
Auch die Cocktail-Zutaten zum selbst mixen, die Eistel und Kossler in der Pandemie unter dem Namen Barbasics herausgebraucht haben, werden weiter verkauft. Ebenso will das anBar-Team auf Festen in Selm künftig weiter präsent sein. Und das anHotel beherbergt wieder Übernachtungsgäste. Neue Buchungen über Ostern stimmen Eistel vorsichtig optimistisch, dass sie bald wieder mehr Gäste begrüßen kann.

Das anHotel hat einen neuen Frühstücksraum bekommen. © Arndt Brede
Denen steht seit einer Woche ein neuer Frühstücksraum zur Verfügung. Daran hat sie in den letzten Wochen gearbeitet. Eine stressige Zeit, auch ohne Barbetrieb. „Wirtschaftlich waren die letzten zwei Jahre eine Vollkatastrophe“, sagt Eistel. Mit zwei bis drei Übernachtungen habe sich das Hotel über Wasser gehalten.
Was künftig mit den Räumen der Bar passiert, steht noch nicht fest. „Wir wissen noch nicht, wo die Reise hin geht“, sagt Kaira Eistel. Einen Nachfolger suche sie derzeit nicht aktiv. Doch sollte sich jemand melden, der ein Restaurant dort eröffnen wolle, könnte es eine Win-win-Situation für ihr Hotel und den Betreiber werden. „Das wäre natürlich toll für die Hotelgäste. Die wollen abends nicht unbedingt noch zum Essen aus dem Haus gehen.“
Das Konzept müsse allerdings zum Haus passen, so Eistel. Ein Imbiss soll nicht in die Bar-Räume ziehen. Da habe sie durchaus einige Anfragen gehabt. Vielleicht vermietet sie die Bar. Mit der Entscheidung will sie sich noch Zeit lassen.
Seit rund zehn Jahren im Lokaljournalismus zu Hause – erst am Niederrhein, dann im Ruhrgebiet und Münsterland. Beschäftigt sich am liebsten mit menschlichen und lokalpolitischen Geschichten.
