2024 hatte einige emotionale Geschichten in Selm zu bieten. Dabei machten schreckliche Nachrichten ebenso Schlagzeilen wie mitreißende und berührend-schöne Geschichten von beeindruckenden Menschen. Wir blicken auf das Jahr zurück und erinnern uns an die emotionalsten Geschichten aus diesem Jahr.
Es war ein aufregender Abend im sonst so beschaulichen Selm-Bork: Am 5. September beherrschte Blaulicht das Geschehen in einer Wohnsiedlung, schwer bewaffnete Polizisten rückten an. Ein 96 Jahre alter Mann hatte viermal auf seine eigene Tochter geschossen. Der Grund für die Schüsse war ein Streit – der Mann wollte nicht ins Altersheim, rekonstruierte die zuständige Staatsanwältin Maribel Andersson einen Tag nach der Tat.
Leben mit Krankheiten
Eine schwere Krankheit kann das Leben des betroffenen Menschen, aber auch das der gesamten Familie von jetzt auf gleich auf den Kopf stellen. So auch das von Claudia S. Sie ist zwar selbst gesund, pflegt aber ihren Vater, der an Demenz erkrankt ist. Die Krankheit des Vergessens prägt den Alltag der Frau und ihrer Familie. Mittlerweile hat sie Tricks auf Lager, die es ihr und ihrem Vater leichter machen. So bastelte sie eine fiktive Einladung von der Stadtverwaltung, damit ihr Vater mehrmals in der Woche zum Seniorentreff geht. Dort hat der Mann so etwas wie einen Stammtisch. Während der Alltag der Familie nun vom Vergessen geprägt ist, gibt es auch wenige klare Momente, in denen alles normal scheint.
Unterkriegen lässt sich auch Kira Klems nicht. Denn obwohl die 37 Jahre alte Frau aufgrund einer Hirnblutung als Neugeborene nicht lesen kann, singt sie im Chor. Sich die Liedtexte zu merken, ist für die Frau überhaupt kein Problem. Dabei war ihr Start ins Leben alles andere als leicht. Bei einer Untersuchung in der 31. Schwangerschaftswoche wurde Lebensgefahr für die Mutter und die ungeborene Kira festgestellt. Ein Not-Kaiserschnitt wurde gemacht. Einige Zeit später stellte sich heraus, das Kind wurde versehentlich zu früh geholt.
Urgesteine des Alltags
Es gibt Geschäfte und Lokale, die in Selm einfach dazugehören, jeder kennt sie und bei vielen Menschen sind sie beliebte Anlaufstellen. Ein Lokal, das in Selm einfach dazugehört, ist das Gasthaus Suer in der Altstadt. Seit mehr als 100 Jahren werden dort Gäste bewirtet. Betrieben wird das Lokal von Familie Hamidovic. Sie bringen nicht nur gastronomisches Geschick, sondern auch jede Menge Leidenschaft für ihre Arbeit mit. Über kuriose Umstände kamen sie vor gut fünf Jahren zu dieser Aufgabe. Ans Aufhören denken sie keineswegs, sondern sind sich sicher, sie bleiben noch mindestens 50 Jahre.
Ans Aufhören will auch Elisabeth von Hofe nicht denken. Mit knapp 80 Jahren steht die Frau noch immer in ihrem Tante-Emma-Laden in Bork und bedient freundlich ihre Kundinnen und Kunden. Viele halten ihr schon lange die Treue – obwohl wenige hundert Meter weiter ein kleines Einkaufszentrum alles bietet, was man für den Alltag braucht. Selbst eine Erkrankung vor einiger Zeit änderte nichts an ihrem Entschluss, weiterzumachen.
Ein Herz für den Stadtteil
Christoph Böcker ist eng mit dem Schützenverein Cappenberg verbunden. Seit vielen Jahren war er der Vorsitzende des Vereins, trat in diesem Jahr aber nicht für eine weitere Amtszeit an. Und dennoch schlägt sein Herz für Cappenberg und für den Schützenverein. Beides ist zu seiner zweiten Familie geworden. Geboren wurde er im Jahr, als der Schützenverein wieder zum Leben erweckt wurde, feierte 1958 sein erstes Schützenfest. 1976 – mit 21 Jahren – will er das erste Mal König werden, muss sich aber dem Grafen geschlagen geben. 2000 ist es endlich so weit, er tritt die Regentschaft an. 2023 ereignete sich wohl die tragischste Erinnerung an seine Schützenzeit. Kurz vor dem Schützenfest erleidet er einen Herzinfarkt. Seitdem hat er gelernt, kürzerzutreten.

Erst Krankenschwester dann Bodybuilderin
Dass nicht nur Männer stark sind, ist lange kein Geheimnis mehr. Auch Frauen können muskelbepackt sein und diese auf Bühnen präsentieren. Genau das macht Vanessa Justin seit einigen Jahren. Die gelernte Krankenschwester feiert seit einiger Zeit als Bodybuilderin Erfolge, wurde zweite bei den Deutschen Meisterschaften. Dabei ist ihre Liebe zum Sport noch nicht so alt, es hat lange gedauert, bis sie sich dafür begeistern konnte. Durch ihre Arbeit im Hospiz weiß sie, wie wichtig Gesundheit ist. 2016 erhielt sie die Diagnose Lipödem – eine chronische Störung der Fettgewebeerteilung. Für ihr Vorhaben, der Krankheit mit Sport entgegenzutreten, erhielt sie zuerst wenig Unterstützung.