Nachrichten, Emotionales, Positives: Auch 2023 war in Selm einiges los. Wir blicken zum zu Ende gehenden Jahr zurück auf die Geschichten, die online am häufigsten aufgerufen und von den meisten Menschen gelesen wurden.
Platz 1: Blaulicht
Polizei- und Rettungseinsätze interessieren immer besonders - so auch 2023 in Selm. Drei Beispiele für viel geklickte Texte:
24. Mai 2023: An den Bahngleisen in Selm kommt es im Mai zu einem tragischen Unfall. Eine Person wird von einem Zug erfasst und stirbt. Notarzt und Rettungsdienst, die sofort zur Unfallstelle eilen, können nichts mehr ausrichten.
23. August 2023: Die Polizei gibt eine Öffentlichkeitsfahndung heraus - es geht um Leben und Tod. Vermisst wird eine 25-jährige Frau aus Selm. Sie hatte angekündigt, sich das Leben zu nehmen. Gute Nachrichten gibt es am nächsten Tag: Die Frau ist noch am Abend gefunden werden - und das unverletzt.
15. Dezember 2023: In der Nacht auf den 15. Dezember bricht in einem Mehrfamilienhaus an der Goethestraße in Selm ein Feuer aus - ein Raum in Keller steht in Flammen, die Feuerwehr ist die ganze Nacht mit Löscharbeiten beschäftigt. Zwei Menschen müssen ins Krankenhaus, das Haus ist danach unbewohnbar. Noch in der Nacht wird ein Mann von der Polizei festgenommen: Anwohner erklären im Gespräch mit der Redaktion, dass sie ihn dabei beobachtet haben, wie er das Feuer gelegt hat. Weil er fliehen wollte, halten sie ihn bis zum Eintreffen der Polizei vor Ort fest.
Platz 2: Familie bekommt im Freibad Selm keine Familienkarte
Mitten im Hochsommer - am 11. Juli 2023 - erhitzt eine Geschichte zum Freibad in Selm die Gemüter: Tanja Netzer-Schubert hatte zuvor versucht, zusammen mit ihren fünf Kindern eine Familienkarte für das Bürgerfreibad in Selm zu kaufen. Das klappte allerdings nicht. „Es muss die Kombination aus Mutter, Vater und maximal drei Kindern sein“, habe man ihr an der Kasse gesagt, wie sie der Redaktion gegenüber erklärte. „Es war sehr heftig, so abgewiesen worden zu sein. Das hat weh getan“, sagt sie weiter. Das Freibad will den konkreten Fall nicht kommentieren, der Geschäftsführer sagt aber grundsätzlich, dass eine Familienkarte für maximal fünf Personen gelte, die im gleichen Haushalt leben und von denen nicht mehr als zwei über 17 Jahre alt sind.
In den sozialen Medien schlägt der Fall hohe Wellen. Das Freibad justiert auf der Homepage die Definition der Familienkarte noch mal nach. Außerdem bietet ein Selmer der Familie an, ihr eine Dauerkarte für den Rest der Saison zu spendieren.
Platz 3: Oktoberfest in Bork
Riesenparty in Bork: Für den 28. Oktober 2023 haben die Borker Schützen zum Oktoberfest eingeladen. Die Karten sind schnell ausverkauft, die Stimmung ist ausgelassen. Das zeigen auch die vielen Fotos von der Veranstaltung.

Platz 4: Feuer auf Bauernhof in Selm
Dunkler Rauch über dem Pferdehof: Am 8. Mai 2023 brennt es in Selm. Auf einem Bauernhof zwischen Werner Straße und Funnestraße ist das Feuer am Vormittag ausgebrochen. Aus einem Gebäude, in dem Stroh gelagert wurde, schlagen hohe Flammen, als die Feuerwehr vor Ort eintrifft. Auf das Wohnhaus greift das Feuer nicht über, es gibt keine Verletzten. Auch keines der Tiere auf dem Pferdehof kommt durch den Brand zu Schaden.
Platz 5: Straßenkarneval in Selm
Bunt ist es in Selm am 18. Februar 2023: Es ist Karneval. Am Samstag vor Rosenmontag findet in Selm wie immer der Umzug statt - das schauen sich Tausende Menschen an. Prinz Marc I. und Prinzessin Laura I. führen die Narren durch den Tag - der zu einer riesigen Party wird.

Platz 6: Landrat fordert Schließung der Zeltstadt
Im Sommer dominiert im Selmer Ortsteil Bork ein Thema: die Zeltstadt. Vor allem nach einem Vorfall, der sich am 8. August 2023 ereignet. Etwa 50 bis 70 Bewohner der Landeseinrichtung für geflüchtete Menschen äußern an diesem Dienstag gegen 22.10 Uhr lautstark ihren Unmut - unter anderem wohl darüber, dass sie in den Hallen aus Brandschutzgründen keine Elektro-Kocher zum Zubereiten von Essen verwenden dürfen. Auf einem Vorplatz versammelt sich die Gruppe - nach Angaben der Polizei sollen auch Steine auf Mitarbeiter der Einrichtung geworfen worden sein, drei Männer werden in Gewahrsam genommen.
Am darauffolgenden Tag fordert Landrat Mario Löhr, dass die Notunterkunft zum 31. Dezember schließt. Grund für die Forderung ist nicht nur der eine Vorfall: Die Unzufriedenheit und Unsicherheit in Zusammenhang mit der Unterkunft am LAFP in Bork schlägt das ganze Jahr über Wellen im Selmer Ortsteil. Es kursieren viele Gerüchte, auch Bewohner der Einrichtung kritisieren diese. Bei einer Bürgerversammlung am 27. Juni 2023 zeigt sich, wie viel Redebedarf es im Dorf gibt.
Platz 7: Dieselattacke auf Ex-Chef
Versuchter Mord: Das wirft die Staatsanwaltschaft am 15. Juni 2023 einem 41-jährigen Mann aus Selm vor. Er habe, so heißt es in der ersten Meldung, seinen Ex-Chef mit Benzin übergossen und angedroht, ihn anzuzünden. „Laut Geschädigtem soll der Beschuldigte gesagt haben, dass er ihn abfackeln wolle“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse im Gespräch mit der Redaktion. Wie das Opfer später im Gespräch mit der Redaktion schildert, sei sogar seine Tochter dabei gewesen.
Der mutmaßliche Täter war nach dem Angriff zunächst in Untersuchungshaft gekommen. Im August wurde er daraus aber entlassen: Ihm habe nicht nachgewiesen werden können, dass er das Opfer tatsächlich habe in Brand stecken wollen. Außerdem habe er kein Benzin, sondern Diesel verschüttet - was nicht so leicht zu entzünden ist wie Benzin.
Einen Prozess hat es am Amtsgericht in Dortmund bereits gegeben - allerdings ohne Urteil. Die zuständige Richterin hat den Fall an das Landgericht abgegeben, wo er im Jahr 2024 verhandelt werden wird. Dabei soll geklärt werden, ob bei der Tat tatsächlich ein Tötungsvorsatz eine Rolle spielte.
Platz 8: Besondere Immobilie in Bork
Groß ist auch das Interesse für eine besondere Immobilie, die in Bork zu Verkauf steht: den ehemaligen Gutshof Göcke. 1,2 Millionen Euro soll das alte Bauernhaus mit den 16 Zimmern, das zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut wurde, kosten.
Platz 9: Anteilnahme nach tragischem Tod von Dominic
Ein trauriger Unfall sorgt für viel Anteilnahme in Selm. Der zehnjährige Dominik aus Selm war beim Hochlaufen einer Treppe in der Regenbogenschule in Rünthe zusammengebrochen und im Anschluss im Krankenhaus gestorben. Wie sich später herausstellte, hatte er einen bis dahin unentdeckt gebliebenen Herzfehler. Für seine Familie sind die Monate nach seinem Tod schwer. Seine Mutter Vanessa Müller besucht regelmäßig das Grab ihres verstorbenen Sohnes. Im Juni 2023 ist darauf noch kein Grabstein. „Die Beerdigung war für uns schon sehr teuer, obwohl das Bestattungshaus sehr zuvorkommend war und vieles möglich gemacht hat. Das liegt jetzt einfach außerhalb unseres Budgets“, sagt Vanessa Müller im Gespräch mit der Redaktion. Sie startet eine Online-Spendenaktion.
Seit Oktober 2023 steht ein Grabstein auf Dominics letzter Ruhestätte.
Platz 10: Urteil im Fall Prott
188 Schafe und Rinder sind über einen Zeitraum von drei Wochen im Frühjahr 2021 im Schlachthof Prott an der Schachtstraße in Selm illegal geschächtet, also ohne vorherige Betäubung geschlachtet worden. Im September 2023 beginnt dazu der Prozess vor dem Amtsgericht in Lünen. Angeklagt sind eigentlich vier Menschen - der Chef des Schlachthofes und drei seiner Mitarbeiter. Auf der Anklagebank sitzen an den insgesamt drei Verhandlungstagen aber nur drei Angeklagte. Der Chef Hubert Prott ist nicht verhandlungsfähig, wie kurz vor Beginn des Prozesses bekannt wurde. Die drei anwesenden Angeklagten räumen gleich zu Beginn ein, die Schächtungen durchgeführt beziehungsweise bei ihnen geholfen zu haben. Das Urteil fällt am 15. September 2023 recht deutlich aus: Drei Jahre soll ein ehemaliger Prott-Mitarbeiter wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ins Gefängnis. Gegen zwei weitere Angeklagte, die Söhne des Erstgenannten, verhängt das Amtsgericht Freiheitsstrafen von je zwei Jahren auf Bewährung.
Am 29. September 2023 wird allerdings bekannt: Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die drei Angeklagten haben Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Das bedeutet, dass das Verfahren doch noch weitergeht. Und zwar vor der nächst höheren Instanz: dem Landgericht in Dortmund. Verhandlungstermine dazu sind derzeit noch nicht bekannt.