Der Anblick brachte so manchen Spaziergänger im Selmer Auenpark zum Grübeln: Aus einem Kanal floss plötzlich rostbraun verfärbtes Wasser in den Selmer Bach, Schlamm setzte sich am Ufer ab, auf der Wasseroberfläche bildete sich Schaum. Die Vermutung, dass etwas nicht stimmt, bestätigte sich schon wenig später.
Der Vorfall blieb auch bei der Stadt nicht unbemerkt. „Unmittelbar danach ist die zuständige Untere Wasserbehörde beim Kreis Unna informiert worden“, teilt Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage mit. Die Kreisbehörde bestätigt, dass das Selmer Ordnungsamt am 24. November mit Fotos zu den Verunreinigungen vorstellig wurde. Noch am selben Tag sei ein Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde nach Selm gefahren und habe sich die Situation im Auenpark angesehen, berichtet Sachgebietsleiter Marten Brodersen.
Der Ursprung für die Verfärbung des Baches war schnell gefunden. Das Wasser kam von der Baustelle des Wohngebietes im Auenpark. Dort wird aktuell das Grundwasser abgesenkt, um Tiefbauarbeiten durchführen zu können. Das Grundwasser darf über einen Regenwasserkanal in den Selmer Bach abgeleitet werden. Die dafür erteilte Genehmigung vom 22. August wurde allerdings mit Auflagen erteilt.
Fehler bei Filterreinigung
Eine dieser Auflagen setzte die Filterung des Wassers vor der Einleitung voraus. „Bei der bauausführenden Firma ist es hier zu einem Versehen gekommen“, versucht es Marten Brodersen diplomatisch auszudrücken. Zwar steht an der Baustelle ein sogenannter Absetzcontainer, in dem das Grundwasser gefiltert wird, bevor es in den Bach fließt. Eine Spülung des Filters sei dann allerdings so erfolgt, dass die zuvor gefilterten Partikel in den Regenwasserkanal und schließlich in den Bach gelangten.
„Das ist ärgerlich, weil man schon Vorkehrungen getroffen hatte, dass genau das nicht passiert“, merkt Brodersen an. Eigentlich müsste das gefilterte Material aus dem Container von der bauausführenden Firma entsorgt werden. Dass das nicht mehr über den Bach passiert, habe die Untere Wasserbehörde sichergestellt – auch, weil sie durch die Zusammenarbeit mit der Stadt schnell reagieren konnte. „Da haben wir jetzt einen Riegel vorgeschoben“, so Marten Brodersen. „Wir haben die Firma nun noch einmal sensibilisiert.“
Keine Umweltgefährdung
Die Wasserfärbung im Selmer Bach wurde durch Eisenablagerungen im Grundwasser hervorgerufen, der ölig wirkende Film auf der Wasseroberfläche sowie der Schaum entstehen durch Zersetzungsprozesse, erklärt Brodersen.
Eine Gefährdung für Mensch und Tier habe durch den Zwischenfall im Auenpark nicht bestanden, versichert der Sachgebietsleiter. „Das sind keine Stoffe, die hochtoxisch sind.“
Zum Problem werden – vor allem für kleinere Lebewesen und Fische – könnten diese Stoffe dennoch, wenn sie in größeren Mengen vorkommen. Auch könnten sich bei andauernd fehlender Filterung feinste Partikel in den Kanalrohren absetzen, die dann weniger leistungsfähig wären und aufwändig gereinigt werden müssten.
Strafen künftig möglich
Weil in diesem Fall keine Umweltgefahr vorlag, wird die Untere Wasserbehörde den aktuellen Fall auch nicht weiter ahnden. Sollte es jedoch erneut zu so einem Vorfall an der Auenpark-Baustelle kommen, will die Behörde härter durchgreifen. „Dann wären wir an einem Punkt, an dem wir sanktionieren müssten“, kündigt Marten Brodersen an.
Der Unterstützung durch das Selmer Ordnungsamt kann sich die Kreisbehörde dann sicher sein. Stadtsprecher Malte Woesmann teilt mit: „Die Stadt Selm wird den Kreis Unna bei Bedarf unterstützen.“
Verfärbung des Selmer Bachs: Das ist der Grund für das trübe Wasser