Es war der Punkt mit dem meisten Diskussionsbedarf in der Sitzung des Rates am Donnerstagabend (25.5.) im Bürgerhaus. Und die Meinungen über die Notwendigkeit für einen Sicherheitsdienst rund um die Zeltstadt in Bork gingen auseinander. Rund eine Stunde dauerte die Debatte zu der Frage, ob auch über den Juni hinaus durch Bork patrouilliert werden soll.
Bürgermeister Thomas Orlowski sagte einleitend dazu: „Mir ist wichtig, dass wir die Ängste der Menschen ernst nehmen.“ Er habe aufgrund der Rückmeldungen aus der Bürgerschaft vernommen, dass durch den Einsatz des Sicherheitsdienstes das Sicherheitsgefühl vieler Anwohnenden in Bork zugenommen habe.
UWG-Vertreter Volker Meyer fühlte sich dagegen auch zuvor bereits sicher. Er wohnt nur wenige Hundert Meter von der Zeltstadt entfernt und sagte zu den Beschwerden aus seiner Nachbarschaft: „Ich halte die Vorwürfe für unbegründet.“
Freundlich und entgegenkommend
Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Geflüchteten im Ort stets freundlich und entgegenkommend seien. „Da wird eine Stimmung gemacht, das finde ich unsäglich. Man ist dabei, die Flüchtlinge zu kriminalisieren und das ist nicht korrekt“, so sein Vorwurf, der viel Zustimmung unter den Ratsmitgliedern erntete. „Ich finde es bösartig, wie man mit diesen Menschen umgeht“, lautete Meyers Fazit.
Sein Fraktionskollege Hubert Seier ergänzte, dass der Einsatz eines Sicherheitsdienstes impliziere, dass die Sicherheit gefährdet sei. „Das ist ja nicht so“, zeigte sich Seier überzeugt. Zudem seien die veranschlagten Kosten von 12.000 bis 13.000 Euro monatlich an anderer Stelle im städtischen Haushalt besser aufgehoben.
Eine ähnliche Meinung vertrat auch Marion Küpper (Grüne). Die Situation vor Ort sei „nicht schön, aber auch nicht dramatisch“. Sie gab aber zu, dass sich ihre Fraktion in der Frage, ob ein Sicherheitsdienst weiter tätig sein soll, nicht einig sei.
Mehr Möglichkeiten schaffen
Ralf Piekenbrock von der Familienpartei hielt sich während der Sitzung mit der eigenen Meinung zurück. Er stellte eigenen Angaben nach fest, dass die Wahrnehmung der Lage vor Ort bei den Anwohnerinnen und Anwohnern höchst unterschiedlich sei. „Ich mag es mir nicht anmaßen zu sagen, die Sorgen sind unbegründet.“
Er merkte – wie auch andere Ratsmitglieder an – an, dass es mehr Freizeitmöglichkeiten für die Zeltstadtbewohner geben müsse. So fehle es allein schon an einem Wlan vor Ort, sodass viele Geflüchtete auf den Internetzugang des Lidl an der Netteberger Straße zurückgreifen würden.
Thomas Orlowski kündigte an, die Möglichkeiten zur Einrichtung von mobilem Internet in der Zeltstadt prüfen zu lassen: „Natürlich ist es sinnvoll, dass sie da Wlan haben.“
Statistik der Polizei
In der Diskussion um die Sicherheit in Bork wollte der Bürgermeister aber auch Fakten sprechen lassen – und präsentierte eine Statistik, die er bei der Polizei anforderte. Die erfasste vom 1. Januar bis 1. April insgesamt 30 Einsätze im Zusammenhang mit den Geflüchteten, die sich innerhalb der Zeltstadt ereigneten sowie einen Einsatz außerhalb der Einrichtung.
Anlässe für die Einsätze seien unter anderem Verdacht auf Diebstahl sowie Drogenbesitz gewesen. Eine Einschätzung, wie viele dieser Einsätze tatsächlich zu einer Anzeige führten und ob überhaupt eine Straftat vorlag, erlauben diese Zahlen nicht.
Um die Anwohnenden zu informieren und ihnen die Ängste zu nehmen, soll es schon bald ein Begegnungsfest in der Borker Zeltstadt geben. Zudem will die Stadt zu einem Bürgergespräch ins Feuerwehrgerätehaus in Bork einladen. Dann sollen auch Vertreter von Polizei und Bezirksregierung anwesend sein.
Zur Fortsetzung einer Patrouillie in Bork will die Stadtverwaltung in Kürze eine entsprechende Vorlage zur Abstimmung stellen.
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