
© picture alliance/dpa
Rassismusvorwürfe gegen die Polizei nach Cartoon-Posting auf Twitter
Kreispolizeibehörde Unna
Ein getwitterter Cartoon hat am Wochenende einen regelrechten Shitstorm für die Kreispolizeibehörde Unna hervorgerufen. Im Raum stehen Rassismusvorwürfe. Der Cartoon wurde inzwischen gelöscht.
Was war geschehen? Wie jeden Freitag veröffentlicht die Kreispolizeibehörde via Twitter einen Cartoon. So auch am 10. Dezember, normalerweise erzeugen die Cartoons eher weniger Aufsehen im Netz, bekommen Likes im zweistelligen Bereich, werden ein- bis zweimal geteilt oder kommentiert. Die Cartoons sind skizzenhaft gezeichnet und simpel coloriert. Inhaltlich vom Schmunzler bis Flachwitz auch mal mit einem Hauch Selbstironie: Eine Kuh sagt zu einem Polizisten: „Mein Mann ist auch Bulle.“
Der Hautton einer der gezeichneten Personen ist dunkler
Doch der Cartoon vom 10. Dezember erregt mehr Aufsehen. Zu sehen sind Personen - in Zivil – zwischen ihnen stehen die beiden Sätze: „Mein Papa ist bei der Polizei.“ und „Meiner auch! Wann haben sie deinen denn geschnappt?“ Der erste Satz kann der linken Person zugeordnet werden, sie hat blonde Haare, trägt eine weiße Kappe, ihr Hautton ist sehr hell. Die Person, die Antwortet hat mittelbraune Haare und einen etwas dunkleren Hautton.
Letzteres scheint der Auslöser für die Flut an Kommentaren und die Rassismusvorwürfe gegen die Kreispolizeibehörde zu sein. Dort zeigt man schockiert über die Reaktionen: „Wir monitoren natürlich unsere Kanäle und haben dadurch schnell gemerkt, in welche Richtung sich die Diskussion entwickelt“, sagt Bernd Pentrop.
Der Leiter der Pressestelle der Kreispolizeibehörde ist am Montagmorgen immer noch fassungslos über die Reaktionen: „Das hätte ich im Leben nicht für möglich gehalten, dass man diesen Cartoon so interpretieren kann. Der Zeichner ist ein Mitarbeiter der Pressestelle und wir verfolgen hier bei Tweets das Sechs-Augen-Prinzip. Da ist niemandem der Rassismus-Gedanke gekommen.“
Cartoon noch am Wochenende gelöscht
Dass sich Personen angegriffen gefühlt haben, tue ihm sehr leid. Noch am Wochenende löscht die KPB den Cartoon von ihrer Twitterseite und veröffentlicht folgende Stellungnahme dazu: „In eigener Sache: Unser letzter Freitagscartoon hat aufgrund der Farbwahl hier für Kritik gesorgt. Das war nicht unsere Absicht. Wir verurteilen Rassismus aufs Schärfste! Deshalb tut uns der Eindruck, der entstanden ist, sehr leid. Wir haben den Cartoon gelöscht.“

Polizeihauptkommissar Bernd Pentrop, Leiter der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Unna © Archiv
Pentrop: „Wir möchten mit unseren Cartoons doch niemandem auf den Schlips treten. Vielleicht sind wir hier ein bisschen naiv gewesen und haben das einfach nicht gesehen. Ich habe auch einen etwas dunkleren Teint als einige Kollegen oder die eine Person kann ja auch im Schatten stehen. Wir wollen damit niemanden pauschal diskreditieren und schon gar nicht aufgrund seiner Herkunft.“
Stellungnahme und Löschung reichen vielen nicht aus
Das Löschen und auch die Stellungnahme reicht aber vielen Kommentierenden offenbar nicht. „Nonpology“ ist das Stichwort, das häufig fällt. Frei übersetzt heißt das: Eine Entschuldigung, die keine ist. Es werde sich nicht für den Rassismus entschuldigt, sondern dafür, welchen Eindruck der Cartoon erweckt hat, so der Kern der Vorwürfe.

Das Statement von Sonntag geht vielen Nutzern nicht weit genug, Die Rassismusdiskussion geht unter dem Tweet weiter, bis Montagvormittag waren bereits 76 Kommentare unter dem Tweet verfasst worden. © Schmidt, Christoph
Wie dem auch sei, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Welche Auswirkungen der Vorfall sonst hatte? Pentrop: „Wir müssen hier offenbar besser aufpassen und auch die möglichen Interpretationsansätze abwägen.“ Getwittert wird jedenfalls weiter. Ob es auch weitere Cartoons geben wird? „Unser Zeichner ist tief getroffen von den Vorwürfen. Gerade jemanden, der gedanklich so weit weg ist von jeglichem Rassismus, den trifft das besonders schwer.“
1982 in Dortmund geboren. Abi in Holzwickede, Journalistik-Studium wieder in Dortmund. Seit 2013 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Freut sich über die spannende Herausforderung, den Wandel eines Traditionsverlags hin zu einem modernen, familiengeführten Multimedia-Unternehmen zu begleiten.
