Ein Projekt für mehr Gemeinschaft Kinderhaus Selm will inklusive Freizeitangebote fördern

Kinderhaus will inklusive Freizeitangebote fördern
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Selm bietet bereits eine breite Palette an Freizeitmöglichkeiten wie Fußball- und Tennisvereine, Musikgruppen und Kulturveranstaltungen. Doch bisher gibt es nur wenige Angebote speziell für Menschen mit Behinderungen. „Ich spiele gerne Fußball hier im Garten“, erzählt Manuel, ein Bewohner des Kinderhauses. Hier leben Kinder und Jugendliche mit geistiger und komplexer Mehrfachbehinderung.

„Aber in den Vereinen geht es oft darum, Leistung zu bringen und Tore zu schießen. Das wäre mir zu anstrengend.“ Viele andere Jungen und Mädchen im Haus teilen Manuels Meinung. Um ihnen dennoch ein abwechslungsreiches Freizeitangebot zu ermöglichen, haben die Mitarbeiter des Kinderhauses nun selbst die Initiative ergriffen.

Das Kinderhaus Selm hat von außen viele Fenster und ist hell gestaltet. Vor dem Gebäude steht ein Schild mit dem Logo.
Das Kinderhaus Selm möchte integrative Freizeitangebote fördern. © Anika Fischer

Bereits zehn Zusagen

„Wir haben mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zunächst Freizeit-Steckbriefe erstellt und daraus Ideen für verschiedene Angebote entwickelt“, berichtet Hausleiterin Bianca Loheide. „Anschließend sind wir auf verschiedene Anbieter zugegangen und haben gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, Kurse für Menschen mit und ohne Behinderung anzubieten. Mittlerweile haben wir schon zehn Angebote, die anlaufen werden.“

Die Aktivitäten sollen im April starten und bis zum Herbst laufen. Geplant seien musikalische Kurse wie Trommeln, Klangreisen und Musik-Events, aktive Freizeitangebote wie Spiele-Nachmittage oder Bauernhofbesuche sowie Kochkurse. Besonders wichtig ist der Hausleiterin, zu betonen: „Die Angebote richten sich nicht nur an Menschen mit Behinderung. Auch ganze Familien sind herzlich willkommen. Unser Ziel ist es, die Menschen zusammenzubringen.“

Unterstützung vom Land

Um ihr Vorhaben umzusetzen, hat sich das Kinderhaus an die Familienbildungsstätte Selm gewandt. Diese wird für die Umsetzung des Projektes vom Land NRW finanziell unterstützt: „Dank dieser Förderung können wir die Freizeitaktivitäten zunächst kostenlos anbieten“, erklärt Bianca Loheide. „Je nach Nachfrage und Erfolg werden wir eventuell in Zukunft auch Teilnahmegebühren erheben, um die Angebote weiterhin finanzieren zu können.“ Interessierte können sich demnächst über die Familienbildungsstätte Selm für die Angebote anmelden.

Bewohner Manuel freut sich bereits auf die neuen Freizeitangebote: „Ich koche gerne und liebe es, Musik zu machen“, berichtet der 14-Jährige. „Besonders Kartoffelpüree mit Sauerkraut esse ich gerne, und beim Singen mag ich am liebsten die Lieder von Michael Wendler.“ Er sei gespannt, welche neuen Möglichkeiten die geplanten Kurse ihm bieten werden, um seine Interessen weiter zu entdecken und mit anderen zu teilen.

Zum Hintergrund: 13 Kinder und Jugendliche sind derzeit im Kinderhaus Selm unterbracht, heißt es auf der Website der Kinderheilstätte. Sie teilen sich auf in eine heilpädagogische Intensivwohngruppe mit sechs Wohnplätzen und eine weitere Wohngruppe mit Personen, die eine komplexe Mehrfachbehinderung haben oder Unterstützung im sozial-emotionalen Bereich benötigen. Alle Bewohner besuchen entweder die Maximilian-Kolbe-Schule in Nordkirchen oder die Bodelschwinghschule in Bergkamen. Die Wahl der Schule sei vor allem abhängig vom individuellen Förderbedarf jedes Einzelnen, so das Kinderhaus. Unterstützung erhalten die Kinder und Jugendlichen von einem Team aus Fachkräften. Hilfe kommt zudem vom therapeutischen Personal der Kinderheilstätte.