Polizei nimmt Paketdiebe in Selm fest Über Wochen wurden Postsendungen gestohlen

Polizei nimmt Paketdiebe fest: Über Wochen Postsendungen gestohlen
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1,7 Milliarden Pakete beförderte DHL, der Paketdienst der Deutschen Post, 2023 in Deutschland. Wie viele davon tatsächlich zugestellt werden, ist unklar. In Selm waren es in den vergangenen vier bis fünf Wochen weniger als üblich. Darüber, wie viele weniger es genau sind, gibt die Post keine Auskunft. Fest steht jedoch: In Selm hatte es in den vergangenen Wochen eine Reihe gezielter Paket-Diebstähle gegeben. Die Selmerin Michaela Hehemann ist eine der Betroffenen, die vergeblich auf ihre Paketlieferung warteten. Bereits am 18. Februar hatte sie dieser Redaktion mitgeteilt: „Wie es scheint, hat die Post in Selm gerade ein Problem, auch wenn ich gerade nicht weiß, wie groß dieses Problem ist.“ Am 13. Februar (Dienstag) hätte ihr ein Paket ausgeliefert werden sollen - dringend benötigtes Zusatzfutter für ihre Katze, auf das sie nicht geduldig mehrere Tage warten konnte. Da weder sie und auch keiner der Nachbarn abwesend waren, als der DHL-Mitarbeiter das Paket zustellen wollte, wurde es ins Depot gebracht, berichtet die Selmerin. Von dort aus sollte es am nächsten Tag zur Filiale in der Kreisstraße 92 geliefert werden. Diese Information hatte Michaela Hehemann per E-Mail bekommen „Dort ist es bis heute nicht angekommen“, so Michaela Hehemann am 18. Februar. Auch zum Zeitpunkt eines Telefongesprächs über eine Woche später und zwei Wochen nach geplanter Zustellung nicht.

„Wie ich mittlerweile erfahren habe, scheine ich nicht die einzige Kundin zu sein, deren Paket zwischen Depot und Filiale ‚verloren‘ gegangen ist“, sagte sie.

Da sie das Zusatzfutter für ihre Katze benötigte, machte Michaela Hehemann die Sache dringend und wandte sich an den Kundenservice der Deutschen Post. „Ich habe nun eine Beschwerde in unserem System aufgenommen“, teilte der Mitarbeiter des Kundenservice von Deutscher Post und DHL im Chat (der dieser Redaktion vorliegt) mit. „Dadurch wird der Vorgesetzte der Zustellkraft informiert“, heißt es. „Er wird mit dem Fahrer ein Gespräch führen, damit er befragt wird, wo er das Paket abgegeben hat. Wenn sich die Sache in den nächsten drei Werktagen nicht klärt, sollte der Absender auf jeden Fall eine Nachforschung einleiten.“

Michaela Hehemann mit ihrer Katze Julika.
Michaela Hehemann benötigte dringend Zusatzfutter für ihre Katze Julika. © Michaela Hehemann

Leck nicht im Zustellerbereich

Der zustellende Postbote hatte Michaela Hehemann mitgeteilt, dass er an diesem Tag mehrere Pakete zum Depot gebracht hatte. Normalerweise werden diese dann von einem externen Dienstleister tags darauf zu der nächstgelegenen DHL-Filiale gebracht.

Auf Anfrage hatte Rainer Ernzer, Sprecher der DHL-Group, Ende Februar bestätigt, dass es ein Problem bei der Paketzustellung in Selm gebe. Man sei an der Sache dran, um die Täter aber nicht zu warnen, hatte er darum gebeten, von einer Berichterstattung abzusehen. „Solche Täter sind sehr schwer dingfest zu machen. Sie ziehen oft schnell weiter und schlagen anderswo zu. Das kann ein langwieriger Prozess sein, ganz abhängig davon, wie aktiv derjenige ist“, sagte er.

Am vergangenen Samstag (9.3.) gelang es der Polizei dann tatsächlich, zwei Männer während eines Einbruchsversuches in das Selmer Paketlager festzunehmen. Nach Auskunft der Polizei hatten die Täter Pakete in einen Transporter geladen, woraufhin die Einsatzkräfte zugriffen (wir berichteten). DHL-Sprecher Rainer Ernzer: „Es spricht vieles dafür, dass die festgenommenen Täter auch für die anderen verschwundenen Pakete zuständig sind. Wobei sie erst dieses Mal in größerem Stil zugeschlagen haben.“ Nach seiner Auskunft habe der Einsatz am Samstag (9.3.) in einer Kooperation zwischen DHL Group und der Polizei Unna stattgefunden. „Die Einsatzkräfte haben sich auf die Lauer gelegt und die Täter auf frischer Tat ertappt“, kommentiert Ernzer.

Empfänger haben übrigens im Falle eines verlorenen oder gestohlenen Pakets Anspruch auf Rücktritt vom Kaufvertrag und können den Kaufpreis zurückverlangen.
Im Falle von Michaela Hehemann war der Händler sogar so kulant, umgehend für Ersatz zu sorgen. So konnte sie ihre Katze rechtzeitig mit dem wichtigen Zusatzfutter versorgen.