
Symbolbild: In einer Selmer Wohnung hat die Polizei eine kleine Plantage mit Marihuana-Pflanzen entdeckt. © picture alliance / Matt Masin/Orange County Register via ZUMA/dpa
Polizei suchte nach Waffe und fand kleine Marihuana-Plantage
Prozess
Nach einem Disput sorgte der „Verlierer“ dafür, dass die Polizei seinem Gegner einen Besuch abstattete. Was die Beamten fanden, brachte den 43-Jährigen nun vor Gericht.
Am 23. September kam es zwischen dem späteren Tippgeber und einem Selmer (43) zum Streit, bei dem auch ein Kumpel des 43-Jährigen mitmischte. Laut Anklage war der es dann auch, der den Gegner schlagen wollte und gegen sein Knie trat. Daraufhin wurde ihm und dem Selmer gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Doch bei einer Anzeige wollte es das mutmaßliche Opfer nicht belassen. Der Mann behauptete bei der Polizei, dass der Selmer in seiner Wohnung Waffen habe. Und das wollten sich die Beamten am nächsten Tag genauer ansehen. Sie durchsuchten die Wohnung des 43-Jährigen und erlebten eine Überraschung. Von Waffen konnte keine Rede sein. Dafür aber von mehreren Cannabispflanzen, die sich etwas versteckt im Schlafzimmer befanden. Und damit geriet der Mann in Verdacht, mit seiner kleinen Plantage Marihuana für den Verkauf anzubauen.
Jetzt sollten der Selmer und sein Kumpel im Amtsgericht Lünen auf der Anklagebank sitzen. Es erschien allerdings nur der 43-Jährige – von dem Freund fehlte jede Spur. Den abwesenden Angeklagten erwartet nun ein gesondertes Verfahren mit polizeilicher Vorführung zum Termin.
Cannabis gegen die Schmerzen
Der Selmer wiederum überließ das Reden zunächst seinem Verteidiger. Der erklärte, dass es an dem Septemberabend zwar Streit gegeben habe. Aber sein Mandant habe nichts getan – dafür sei er zu krank und zu langsam. Der 43-Jährige selbst gab an, dass er mit dem Gegner habe reden wollen, nachdem der schlecht über ihn gesprochen habe. Ja, sein Kumpel sei hinter dem Mann her, einen Schlag oder Ähnliches habe er aber nicht gesehen. Und wie der Kontrahent dann auch noch auf die Idee komme, er laufe mit einer Waffe rum und wolle ihn erschießen, das wisse er beim besten Willen nicht. Dieser Punkt der Anklage wurde schließlich mit Blick auf die zu erwartende Strafe für den anderen Vorwurf eingestellt.
Übrig blieb also die Sache mit den Cannabispflanzen und hier versicherte der Anwalt, dass der Angeklagte lediglich für den eigenen Bedarf angebaut habe. Der Mann sei krank, habe sich das quasi selbst gegen die Schmerzen verordnet und einfach versucht, anzubauen.
Anklägerin und Richterin glaubten dem Selmer am Ende, dass das Marihuana nur für ihn selbst bestimmt war. Er wurde letztlich wegen Besitzes von Drogen zu 600 Euro Geldstrafe verurteilt.
Lebt im Sauerland und fühlt sich dort überaus wohl. Saß vor über 20 Jahren zum ersten Mal in einem Gerichtssaal, um über einen Prozess zu berichten und hat dabei ihren Traumjob gefunden.
