Pastorale Räume im Bistum Liebe Kirchengemeinden in Selm, Werne, Lünen, lasst Widerspruch zu

Pastorale Räume: Liebe Kirchengemeinden, lasst Widerspruch zu
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Pastorale Räume: Liebe Kirchengemeinden, lasst Widerspruch zu

Eigentlich scheint es bei der katholischen Kirche gerade nur eine Richtung zu geben: raus. So hoch wie in den vergangenen Monaten waren die Austrittszahlen noch nie. Dass sich etwas ändern muss, ist längst offensichtlich - nicht nur im Umgang mit dem Missbrauchsskandal, mit Macht, Moral, Frauen und Homosexuellen. Veränderung braucht es auch in der Struktur, um den abgespeckten Laden weiter am Laufen zu halten. Das hat das Bistum Münster erkannt und vor fast zwei Jahren einen Diskussionsprozess ausgelöst. Schade, dass die meisten, die da in Selm, Lünen und Werne mitreden, bislang eher flüstern.

Klar, wer will schon laut herausschreien, dass die trotz allem verbliebenen Kirchenmitglieder nicht gehätschelt werden, sondern sich auf weitere Zumutungen einstellen müssen. Manche liebgewonnenen Angebote und Gebäude wird es auf Dauer nicht mehr geben können. Statt zu fragen, was sie fürs Geld noch bekommen, werden sie überlegen müssen, was sie alles bereit sind als ehrenamtliche Laien für die Gemeinschaft zu leisten. In welchem geografischen Raum das passieren soll, wird bald beschlossen, bevor das Gros des Kirchenvolks überhaupt etwas davon mitbekommen hat. Wer flüstert, lügt zwar nicht, wünscht sich aber zumindest keinen Widerspruch. Der tut aber grundsätzlich jeder zukunftsweisenden Diskussion gut, auch dieser.

Identifikation mit UN fehlt

Schlimm genug, dass die Kirche nicht lauter ihre Stimme erhebt, wenn es in der Gesellschaft um ihren Markenkern geht: um Frieden, Liebe, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung - alles Themen, die gerade aktueller denn je sind. Bei der Frage, wie sie ihre zum Großteil selbst verursachte Krise am besten bewältigt, darf sie ruhig auch lauter sprechen, ohne dass ihr jemand Nabelschau vorwerfen könnte. Dass ein Zusammenhalt im Kreis Unna offenbar nur auf dem Papier existiert und Selm auf Cappenberg augenscheinlich verzichten kann, sind Themen, mit denen sich auch Menschen auseinandersetzen sollten, die gar keine kirchliche Bindung haben.