Nordkirchen plant Flüchtlingsunterkunft für 100 Personen Gemeinde am Limit

Gemeinde Nordkirchen plant Flüchtlingsunterkunft für 100 Personen
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Lange sei es gut gegangen, sagte Bürgermeister Dietmar Bergmann (SPD) am Donnerstagabend. Immer wieder sei es der Gemeindeverwaltung gelungen, neuen Wohnraum anzumieten oder zu kaufen. „Jetzt sind die Kapazitätsgrenzen in den Unterkünften hier in der Gemeinde erreicht“, so Bergmann. „Und der Wohnungsmarkt ist leergefegt.“ Eine Lösung müsse her, und das möglichst schnell. Denn die Zahl der Geflüchteten insbesondere aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine steige deutlich. Wie diese Lösung aussehen kann, stellte der Verwaltungschef dem Gemeinderat vor - und fand einhellige Zustimmung. Trotz Bedenken.

„Keine Zentralunterkunft“

„Dezentrale Lösungen allein helfen dabei nicht“, sagte Bergmann. Was die Gemeindeverwaltung vorschlug, wollten aber weder er noch sein Vertreter Bernd Tönning als das Gegenteil verstanden wissen: als zentrale Lösung. „Wir behalten ja die Wohnungen und Unterkünfte“, sagte Tönning: über das gesamte Gemeindegebiet verteilter Wohnraum für derzeit 250 Menschen aus verschiedenen Nationen. Es komme jetzt lediglich eine „deutlich zentralere“ Unterkunft als bisher dazu: „Das ist aber noch längst keine Zentralunterkunft“, sagte er insbesondere an die Adresse der Grünen, die Bedenken geäußert hatten.

Immerhin: Geplant ist eine Wohnanlage für 100 Personen, die aus zwei Gebäudekomplexen bestehen soll in Modulbauweise, wie sie auch die Nachbargemeinde Ascheberg gewählt hatte. Der hohe Vorfertigkeitsgrad der Bauelemente ermöglicht es, schnell voranzukommen. „Wir werden aber kein Containerdorf errichten“, betonte Bürgermeister Bergmann. Die Gebäude sollten durchaus langlebig sein.

Nicht im Gewerbegebiet

Eine große Auswahl an möglichen Standorten für die beiden Gebäude hatte die Gemeinde nicht, „denn von einer Unterbringung der Menschen im Gewerbegebiet wollten wir Abstand nehmen“. Nach einer Prüfung des gesamten Gemeindegebietes sei im Grunde nur ein einziger Standort übrig geblieben, sagte Bergmann: ein Grundstück an der Mühlenstraße, auf der Fläche zwischen Caritaswerkstatt und Ermener Straße (L810).

Noch handelt es sich um einen Acker. Im Regionalplan ist er aber bereits als „Potenzialfläche für Wohnbebauung“ vorgesehen: noch eine ferne Zukunftsvision, die jetzt jedoch ganz schnell Realität werden kann, wie laut Verwaltung Vorgespräche mit dem Kreis Coesfeld, der Baugenehmigungsbehörde, gezeigt haben. Der Eigentümer stellt die Fläche auf dem Erbbaurechtsweg zur Verfügung. Wann die Bebauung starten kann oder wann die Unterkunft bezugsfertig sein wird? „Wir hoffen möglichst bald“, so Bergmann.

Immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine kommen zurzeit nach Deutschland. Dieses Foto entstand vor einer Erstaufnahmeeinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern.
Immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine kommen zurzeit nach Deutschland. Dieses Foto entstand vor einer Erstaufnahmeeinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern. © dpa

Weil die Unterbringungssituation in Nordkirchen bereits so schwierig ist, sind derzeit 18 Personen, die der Schlossgemeinde zugewiesen sind, in Selm untergebracht und 9 in Seppenrade: beides nur Übergangslösungen, die auslaufen. Weitere Zuweisungen seien ab nächster Woche angekündigt, sagte Bergmann.

Noch 180 Menschen aufnehmen

Mehr als 150 Menschen muss die Gemeinde noch aufnehmen: Die Zuweisungsquote der Gemeinde Nordkirchen nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz weise bei einer Quote von 91,48 Prozent eine Aufnahmeverpflichtung von weiteren 15 Personen aus und die Verteilstatistik nach Wohnsitzauflage eine aktuelle Quote von 31,25 Prozent eine Aufnahmeverpflichtung von weiteren 161 Personen. Die jetzt beschlossene Unterkunft ist laut Bürgermeister vorrangig für geflüchtete Personen und Familien vorgesehen, die eine Bleibeperspektive in Deutschland haben.

Persönlich Auskunft zu den Plänen erteilt in der Gemeindeverwaltung Manuel Lachmann, Tel. (02596) 917-148, E-Mail: manuel.lachmann@gemeinde.nordkirchen.de

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