Neubau an der Kreisstraße in Selm Verzögerung nach Beschluss durch die Politik

Neubau an der Kreisstraße: Verzögerung nach Politik-Beschluss
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Artenschutzgutachten, Umweltbericht und Verkehrsuntersuchung: Für die Entwicklung der Fläche an der Kreisstraße, auf der die über 100 Jahre alten Häuser auf ihren Abriss warten, wurde bereits viel Papier bemüht. Eine Hürde zur neuen Bebauung wurde von der Politik jüngst genommen.

Am 25. Mai diskutierten die Mitglieder des Rates über den Beschluss des Bebauungsplanes „Zentrum Kreisstraße Süd-West“. Neben dem Lebensmitteldiscounter „Netto“ will auch die Drogeriekette „dm“ künftig eine Filiale dort eröffnen. Zusätzlich sollen über den Geschäften insgesamt 20 Wohnungen entstehen. Die Stadt kaufte das Grundstück in der Vergangenheit für 4,2 Millionen Euro, um es anschließend an einen Investor zu verpachten.

Die Entwicklungspläne stoßen nicht nur auf Zustimmung. UWG-Vertreter Dr. Hubert Seier stellte erneut klar, dass seine Fraktion das Vorhaben ablehnt – nicht nur, weil die Stadt mit dem Projekt 2,4 Millionen Euro „verbrannt“ habe. „Was uns am meisten stört: Städtebaulich ist das eine Katastrophe“, so Seier. Er bemängelte die aus seiner Sicht mangelnde Nachhaltigkeit sowie die Pläne für einen Parkplatz statt einer Tiefgarage.

SPD und CDU hingegen befürworteten die Pläne. „Man kann sich über die Gestaltung streiten, aber es ist ein wichtiges Zeichen, dass hier etwas passiert“, zeigte sich CDU-Fraktionsvorsitzende Claudia Mors überzeugt.

Deutliche Mehrheit

Bürgermeister Thomas Orlowski merkte an, dass es gegenüber den ursprünglichen Planungen viele Änderungen gegeben habe – auch aufgrund von Anregungen der direkten Anwohnenden. In einer 38-seitigen „Abwägungstabelle“ sammelte die Verwaltung Stellungnahmen zum Projekt samt eigenen Vorschlägen dazu.

Eine deutliche Mehrheit konnte diesen Einschätzungen folgen. 24 Ja-Stimmen für den Beschluss des Bebauungsplanes standen 6 Gegenstimmen von UWG und Grünen entgegen

Die neu gebauten Häuser sollen sich optisch in die bestehende Bebauung einpassen.
Die neu gebauten Häuser sollen sich optisch in die bestehende Bebauung einpassen. © Visualisierung: Ten Brinke

Die alten Häuser an der Kreisstraße bleiben vermutlich trotzdem noch etwas länger stehen. Mit dem Abriss will das niederländische Immobilienunternehmen Ten Brinke erst starten, wenn die Stadt eine Baugenehmigung erteilt hat.

Noch keine Bekanntgabe

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Das Problem: Am Dienstag (20. Juni) – knapp vier Wochen nach der Ratssitzung – war der Beschluss des Bebauungsplanes noch nicht öffentlich bekannt gemacht. Aber genau darauf wartete das Unternehmen Ten Brinke. Der Investor könne erst zu diesem Zeitpunkt einen Bauantrag stellen, berichtete Projektentwicklerin Annika Wilkes auf Anfrage der Redaktion.

Für die Vorbereitung des Antrages, die erst nach Bekanntmachung des Bebauungsplanes beginnen sollte, kann aber noch etwas Zeit vergehen. „So schnell geht das nicht“, merkte Wilkes an, die sich wegen der anstehenden Urlaubszeit nicht auf ein konkretes Datum festlegen wollte – auch, weil zusätzlich zum Bauantrag noch Gutachten erstellt und eingereicht werden müssten.

Am Mittwoch (21. Juni) dann hatte die Stadt ihre Schuldigkeit getan: Im Amtsblatt erfolgte die Bekanntmachung des Bebauungsplanes mit der Nummer 69.