Die Häuser Kreisstraße 68 bis 84 könnten ab 2022/23 Platz machen für Neubauten. © Sylvia vom Hofe (A)

Stadtplanung Selm

Netto und dm haben Interesse an neuen Geschäftsräumen an der Kreisstraße in Selm

Was will die Stadt Selm mit den acht alten Häusern entlang der Kreisstraße, die sie für 4,2 Millionen Euro gekauft hatte? Jetzt gibt es die Antwort. Netto und dm möchten dorthin.

Selm

, 27.02.2020 / Lesedauer: 3 min

Diese Schlagzeile sorgte im Oktober 2017 für Wirbel in Selm: „Selm will alte Häuser an der Kreisstraße kaufen“ - für 4,2 Millionen Euro. Geld, das der hoch verschuldeten Stadt fehlt. Das hat damals heftige Reaktionen hervorgerufen.

Die einen beschwerten sich, dass mit dem absehbaren Abriss der rund 100 Jahre alten Häuser Nummer 68 bis 84 (von Bork aus gesehen links vor der Gaststätte Lumberjack‘s Diner) ein Stück Heimat verloren gehe. Die anderen kritisierten, dass 4,2 Millionen Euro für acht stark sanierungsbedürftige Häuser viel zu viel sei. Bürgermeister Mario Löhr und die Ratsmehrheit hielten ihre Argumente dagegen:

Es handele sich um eine einmalige Gelegenheit für Selms Stadtentwicklung, hieß es damals. Nachdem die Stadt die Kreisstraße mit großem Aufwand neu gestaltetet habe, solle es dort jetzt auch im Gebäudebestand eine Verbesserung geben. Was sie konkret damit meinten, zeigt sich jetzt: mehr als zwei Jahre später.

Am 3. März tagt um 17 Uhr der Umweltausschuss im Feuerwehrhaus Selm, Auf der Geist 2. Auf der Tagesordnung steht die Aufstellung eines Bebauungsplanes „Zentrum Kreisstraße Südwest“. Er umfasst den Bereich der alten Häuser an der Kreisstraße, die sich inzwischen im Eigentum der Stadt befinden.

Noch ist sie wiederzuerkennen: die Bebauung Kreisstraße in Selm. Die Karte aus der Sammlung Voß datiert um 1935. © Repro: Sylvia vom Hofe

Die Häuser sollen Platz machen für eine „Sonderbaufläche mit der Zweckbestimmung Einzelhandel in Kombination mit Wohnen“. Ein in Selm bereits bekanntes Unternehmen will die Fläche entwickeln: die Ten Brinke Projektentwicklung GmbH.

Ten Brinke prägt Selm mit zwei anderen Projekten

Sie ist auch zuständig für das Mitte 2017 eröffnete neue Einzelhandelszentrum am Kreisel in Bork mit Lidl, Rossmann und der Bäckerei Hosselmann. Im Mai beginnt das international agierende Unternehmen mit Wurzeln in den Niederlanden mit dem Bau eines weiteren Nahversorgungszentrums, dieses Mal in Selm: auf dem Grundstück der ehemaligen Aral-Tankstelle und des Autohauses Rüschkamp an der Kreisstraße, etwas weiter südlich der Zeile mit den acht alten Häusern.

Dass es nicht darum geht, die Häuser mit den 39 Wohnungen und zwölf Ladenlokalen, darunter viele Imbissbetriebe, zu erhalten, stand von Anfang an fest. Die Stadt hatte nach dem Kauf den Mietern aber versichert, dass sie bis zum Auslaufen ihrer Mietverträge - spätestens Ende 2021 - wohnen bleiben könnten.

Die Gebäude prägten zwar das Stadtbild entlang der Straße, sagt Sven Klagge, Projektleiter bei Ten Brinke. Sie seien aber aufgrund der seit Jahren verpassten Investitionen extrem sanierungsbedürftig. Sein Unternehmen plant entlang der Straße einen Neubau, der den aktuellen Raumbedürfnissen des Einzelhandels entspreche.

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Dabei denkt Klagge an zwei Unternehmen: den Discounter Netto und den Drogeriemarkt dm. Beide sind bereits in Selm ansässig, ebenfalls an der Kreisstraße. Dort haben sie aber keine Möglichkeiten, sich zeitgemäß zu erweitern, wie Klagge sagt.

Elf Wohnungen und zwei Geschäfte

Das wäre im Neubau an der Kreisstraße möglich: mit einem lang gezogenen Gebäudekörper, der die vorhandene Häuserzeile zur Straße hin imitiert - im Erdgeschoss Platz für die Geschäfte, darüber elf Wohnungen. Dazwischen eine Lücke, die als breite Zufahrt zu den Geschäften und den Parkplätzen dienen soll, wie eine Skizze in der Sitzungsvorlage zeigt.

Einen ersten Eindruck von dem Neubau-Vorhaben geben die Entwürfe in der Sitzungsvorlage für die Sitzung des Umweltausschusses. © Sylvia vom Hofe

Diesen Entwurf will Klagge noch nicht kommentieren. „Wir stehen ganz am Anfang der Planungen“, sagt er. Das Bebauungsplanverfahren dauere erfahrungsgemäß 12 bis 15 Monate, und dann folgt noch das Baugenehmigungsverfahren: eine lange Phase, in der sich noch viel ändern könne.

Was sich nicht ändern wird: Die Stadt will Ten Brinke die Fläche im Zuge des Erbbaurechts zur Verfügung stellen. „Das sichert uns auch regelmäßige Einnahmen“, hatte Bürgermeister Mario Löhr bereits im August 2019 im Interview gesagt.

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