
© Jürgen Weitzel (Archiv)
Nach Mauschelei-Versuch: Selm sucht immer noch zweiten Stadtwerke-Chef
Stadtwerke-Posten
Die Besetzung des vakanten Geschäftsführerpostens bei den Selmer Stadtwerken ist im ersten Anlauf kläglich gescheitert. Schuld war Bürgermeister Thomas Orlowski. Jetzt soll alles besser werden.
Die Besetzung des vakanten Geschäftsführerposten bei der Stadtwerke Selm GmbH wird sich noch einige Zeit in die Länge ziehen: Wie es bei der Stadt Selm am Montag (24. Januar) auf Anfrage unserer Redaktion hieß, laufen „aktuell Vorgespräche mit einem Arbeitskreis, bestehend aus Fraktionsvertretern, über das neue Verfahren zur Ausschreibung des Geschäftsführerpostens“.
Keine neue Stellenausschreibung
Wann ein neues Ausschreibungsverfahren gestartet werden könne, ergebe sich aus den Ergebnissen der Arbeitskreissitzungen. Im Klartext: Es gibt nach Abbruch des ersten Verfahrens Ende vergangenen Jahres bislang noch keine neue Stellenausschreibung.
Gleichwohl solle die Stelle in jedem Fall so zeitnah wie möglich ausgeschrieben werden, teilte die Pressestelle unserer Redaktion weiter mit. An der Stadtwerke Selm GmbH sind die Stadt Selm mit 51 Prozent und die Remondis-Tochter Eurawasser GmbH & Co. KG mit 49 Prozent beteiligt. Beide Seiten stellen einen Geschäftsführer.
Erster Anlauf endet mit Eklat
Für die aus familiären Gründen im Herbst 2021 ausgeschiedene städtische Geschäftsführerin wird ein Nachfolder oder eine Nachfolgerin gesucht.
Der erste Anlauf scheiterte, weil Selms Bürgermeister Thomas Orlowski (SPD) als Chef der Auswahlkommission - wie von unserer Redaktion aufgedeckt und berichtet -, im Zuge des Verfahrens für einen handfesten Eklat gesorgt hatte.
Von den zehn Bewerbern um den Geschäftsführerposten wurden acht von vornherein aussortiert, zwei Bewerber kamen in die engere Wahl.
Bürgermeister-Neffe macht das Rennen
Bei einem dieser Bewerber handelte es sich um den Neffen von Bürgermeister Thomas Orlowski, der am Ende auch das Kandidaten-Rennen machte.
Der Favorit wurde dann in geheimer Sitzung den Parteichefs vorgestellt.
Aus dieser Vorstellungsrunde ging aber nicht hervor, dass Kommissionschef und Auserwählter verwandt sind. Erst eine Woche später, kurz vor der entscheidenden, nicht-öffentlichen Ratssitzung wurde das Verwandtschaftsverhältnis bekannt und das Auswahlverfahren, wie es damals hieß „aufgeschoben“.
Auf Schweigen folgt Entschuldigung
Trotz Anfrage dieser Redaktion hatte der Bürgermeister zunächst keine persönliche Einlassung zu den Mauschelei-Vorwürfen abgegeben. Die folgte erste 14 Tage später in einer Ausschusssitzung. In dieser Sitzung am 9. Dezember 2021 erklärte Bürgermeister Thomas Orlowski dann: „Ich möchte alle Beteiligten, auch die Bürgerschaft, um Entschuldigung bitten.“ Er wisse, dass er „Vertrauen verloren habe und werde alles daran setzen, es zurückzugewinnen“. Die gemachten Fehler seien Anlass, die Auswahlverfahren neu zu regeln. Es werde genau definiert, wann Befangenheit vorliegt und welche Entscheidungsträger künftig beteiligt werden.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
