Die Burg Botzlar schlummert vor sich hin. Der Umbau verzögerte sich lange. Jetzt sollen die Arbeiten noch im Sommer starten.

Die Burg Botzlar schlummert vor sich hin. Der Umbau verzögerte sich lange. Jetzt sollen die Arbeiten noch im Sommer starten. © Marie Rademacher (Archiv)

Nach langen Verzögerungen: Umbau-Arbeiten an Burg Botzlar starten

rnSelmer Denkmal

Steigende Kosten, ein streitbarer Entwurf und der Denkmalschutz verzögerten jahrelang den Umbau der Burg Botzlar zum Bürgerzentrum für Selm. Jetzt gibt es einen Termin für den Baustart.

Selm

, 09.07.2022, 08:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit fast vier Jahren tut sich in der Burg Botzlar nichts. Das prominente Gebäude im Selmer Zentrum schlummert vor sich hin. Eigentlich sollte die denkmalgeschützte Burg im Rahmen der Regionale 2016 zu einem Bürgerzentrum umgebaut und saniert werden. Für Mai 2020 war die Fertigstellung geplant. Dann verteuerten sich die Umbaupläne massiv, die Absprachen mit dem Denkmalschutz gestalteten sich schwierig, die Stadt Selm wechselte das Planungsbüro und das ganze Vorhaben verzögerte sich.

Bis jetzt: Im September 2021 wurde ein Bauantrag eingereicht, die Stadt hat die Genehmigung im April diesen Jahres erteilt, wie Norbert Zolda, Sprecher der Stadt Selm, auf Anfrage mitteilt. „Mit dem Beginn der Bauarbeiten ist nach den Sommerferien zu rechnen“, sagt Zolda.

Stadt: „Zeitliche Risiken“ sind nicht auszuschließen

Die Stadt Selm ist verantwortlich für den Umbau. Bislang hat sie Gewerke für die Abbrucharbeiten, Gerüstbauarbeiten und Stahlbauarbeiten beauftragt. Die Rohbauarbeiten sollen in diesem Monat noch beauftragt werden, so Zolda. Noch im Ausschreibungsverfahren befinden sich im Moment die Blitzschutzanlagen, Dachdeckerarbeiten und Zimmererarbeiten. Die gesamte Burg soll bis Ende 2023 zum Bürgerzentrum umgebaut sein. „Allerdings sind aufgrund der derzeitigen Situation weiter zeitliche Risiken nicht auszuschließen“, teilt Zolda vorsichtig mit.

Bei der Bürgerstiftung Selm, die das Bürgerzentrum nach dem Umbau betreiben wird, ist man erst einmal froh, dass die Bauarbeiten nun endlich starten werden. „Wir freuen uns“, sagt Martin Potschadel, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerstiftung Selm. „Wir wollen die Burg endlich auch allen Bürgern zur Verfügung stellen.“ Sie soll eine „gute Stube“ für die Bürger sein. „Klein aber fein“, beschreibt Potschadel das Bürgerzentrum.

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Dafür hat jedes Stockwerk seine eigene Gestaltung und kann verschiedene Funktionen erfüllen. Vom Gewölbe unten im Keller, über einen teilbaren Raum im Erdgeschoss, über den großen Saal im 1. Stock bis zum Dachgeschoss mit Räumen für Workshops und der neuen Heimat für den Heimatverein Selm. „Wir haben Platz für alle Veranstaltungen und Personen“, sagt Martin Potschadel. Bis zu 199 Personen können in dem Bürgerzentrum ab Ende 2023 zusammenkommen. Hochzeiten oder runde Geburtstage könnten die Selmer dort feiern. Aber auch kleine Workshops seien in den Räumen möglich.

Sparversion mit Fluchttreppe statt Turm-Anbau

Ursprünglich sahen die Pläne eines Architekturbüros vor, die Burg Botzlar von außen deutlich sichtbar umzubauen. Ein moderner Anbau am hinteren Teil der Burg sollte Platz für einen Aufzug bieten. An dem Anbau schieden sich allerdings schnell die Geister - zum einen wegen seines Aussehens, das den Charakter der Burg verändert hätte. Zum anderen wegen der hohen Kosten, die er verursachte. Schließlich trennte sich die Stadt von dem Architekten und fand ein neues Planungsbüro.

Weithin sichtbar, aber viel transparenter als der ursprünglich geplante Anbau: die Stahltreppe.

Weithin sichtbar, aber viel transparenter als der ursprünglich geplante Anbau: die Stahltreppe. © Eric Polenz

Trotzdem wird der Umbau nun rund 800.000 Euro teurer als ursprünglich geplant. Darüber informierte die Stadt im vergangenen September die Politik. Die Sparversion sieht jetzt vor, satt des modernen Anbaus eine offene Fluchttreppe anzubauen. Sie wird der einzige von außen sichtbare Umbau. Die Vordertreppe am Haupteingang wird zwar ebenfalls ausgewechselt, das falle aber kaum auf, sagte der neue Architekt. Ein Plattformaufzug soll einen barrierefreien Zugang zur Burg ermöglichen.

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Im Inneren wird die alte Lüftungsanlage demontiert werden. Für hohe Kosten sorgen die Zwischendecken, die ertüchtigt werden müssen, um statischen und brandschutztechnischen Anforderungen zu genügen. Zudem wird die Denkmalbehörde die Abbrucharbeiten beaufsichtigen, was Zeit kosten wird. Somit rechnet die Stadt Selm mit einer Fertigstellung Ende 2023. Die derzeitigen Schwierigkeiten beim Bauen mit Materialproblemen und vollen Auftragsbüchern bei Handwerkern sind Unwägbarkeiten, die die Stadt jetzt noch nicht absehen kann.

Wenn die Burg fertig saniert und umgebaut ist, will die Bürgerstiftung aber die Einweihung mit den Bürgern feiern. Doch Pläne dafür zu schmieden sei noch zu früh, findet Martin Potschadel. Für ein bisschen Vorfreude auf das neue Bürgerzentrum ist bis dahin genug Zeit.