Stadtfest

Nach dem Selmer Stadtfest 2022: Waren die Eintrittspreise zu happig?

30 beziehungsweise 35 Euro: So hoch war jeweils der Eintrittspreis zu den beiden Selmer Stadtfest-Konzerten. War das zu viel? Nachdem die Bühne abgebaut ist, beginnt die Diskussion.

Selm

, 21.06.2022 / Lesedauer: 4 min

Alexander Nimtz (16) war an allen vier Stadtfesttagen dabei. Nicht weil er so ein Feierbiest wäre, sondern weil er mitgearbeitet hat. Der Selmer Gymnasiast hat technischen Support geleistet. Ob er sonst auch so ein fleißiger Besucher des Stadtfests 2022 gewesen wäre, ist unwahrscheinlich.

„Viele Leute in meinem Alter sind einfach nicht bereit, so viel Geld auszugeben für Tickets“, sagt er. 30 Euro für den Partyboom am Freitag und 35 Euro für die Sommernachtsparty am Samstag - im Vorverkauf jeweils 5 Euro günstiger - sei das „einfach zu teuer“. Schließlich kämen an einem solchen Abend auch noch Getränke und Imbiss dazu. Alexander Nimtz, der sich auch als Vorsitzender der Jungen Union engagiert, steht nicht alleine da mit dieser Kritik.

„Ich finde es zu teuer“, war gleich mehrfach im Vorfeld des Stadtfest-Wochenendes auf Facebook zu lesen. „Zu teuer, vor allem für die kurze Zeit“, konkretisierte jemand mit Verweis darauf, dass die Musik um 24 Uhr verstummen musste, wie die Stadt mit Rücksicht auf die Campus-Anwohner verfügt hatte.

Nachholbedürfnis beim Publikum: fast jeden Tag eine Feier

Nobert Zolda vom Selmer Stadtmarketing versteht das nicht. Nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Corona-Pandemie hätten die Menschen gerade viel nachzuholen. „Fast jeden Tag ist irgendwo eine Veranstaltung.“ Geeignete Künstler zu finden, sei daher eine Herausforderung. „Uns ist das aber gelungen“, sagt er mit Blick auf Olaf Henning, dem Top-Act am Freitag, und Milow am Samstag: namhafte Künstler, die ihren Preis haben. Und der andernorts auch nicht niedriger ist.

Viel Platz blieb frei, als am Samstag die Kölner Band Papa`z Finest auf der Bühne stand: angenehm für die Gäste, die bei der Hitze nicht eng an eng stehen mussten. Und angenehm für alle, die angesichts der anhaltenden Corona-Gefahr Sorgen vor einer Ansteckung hatten. Allerdings unangenehm für die Veranstalter. © Sylvia vom Hofe

Wenn der belgische Singer-Songwriter Milow am 21. August beim Zeltfestival Ruhr in Bochum auftreten wird, kostet eine Karte knapp unter 50 Euro, am 13. Juli in Dinslaken knapp darüber. Wer das Jubiläumskonzert „25 Jahre Olaf Henning and Friends“ am 5. November in der Oberhausener Turbinenhalle besuchen will, ist mit mindestens 31,35 Euro dabei. In Selm mehren sich indes die Stimmen, dass ein Star an einem Abend genug gewesen wäre.

Nimtz: „Warum nicht am alten Konzept festhalten?“

„Warum nicht wie in den Vorjahren am Freitag eine Veranstaltung für eher junges Publikum machen“, fragt auch Alexander Nimtz: eine Party zu erschwinglichen Preisen, auf der er und seine Freundinnen und Freunde zu der Musik feiern könnten, die ihnen wirklich am Herzen liegt. „Das ist besser als der teure Mischmasch in diesem Jahr.“

Auch Erdal Macit, SPD-Ratsherr, Lehrer und Wirt aus Bork, hält es für sinnvoll, das diesjährige Konzept noch einmal zu überdenken. Eine Freitags-Party für die Jugend anzubieten, sei günstiger und verspreche mehr Zulauf als zwei Termine mit etablierten Künstlern für alle Altersgruppen. Das Gleiche empfiehlt Klaus Schmidtmann (FDP). Er war anders als Macit bei keiner der beiden Partys an diese Wochenende: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, da meide ich lieber Großveranstaltungen.“

Jeannine Tembaak schlägt Sozial-Ticket vor

Dass Natalie Stefanski (Grüne) auch nicht mit schunkelte, hatte einen anderen Grund: „Das war nicht meine Musik.“ Ihr Vorschlag: „Vielleicht ist das nächste Mal im Vorfeld eine Online-Abstimmung möglich, welche Künstler besonders gewünscht sind“ - etwa so, wie die Gäste dieses Mal Hits der Coverband online aussuchen konnten. Jeannine Tembaak (UWG) hat eine andere Idee. Sie findet, dass das Programm 2022 sehr gut und die Preisgestaltung daher nachvollziehbar gewesen sei. „Wir sollten aber 2023 über ein vergünstigtes Sozialticket nachdenken.“

Am Sonntag war die Stadt voll. Vor allem Familien kamen in Scharen. Eintritt brauchte zum Bummel durch die Stadt (hier die Kreisstraße) niemand zu zahlen. © Sylvia vom Hofe

Am Freitagabend waren etwa 500 Menschen auf dem Campus. Am Samstagabend 1100. Zum Vergleich: Beim Auftritt von Culcha Candela 2018 feierten 3000 Menschen auf Selms neuem Platz neben dem Gymnasium und den beiden Sporthallen. „Das ist hier eine riesige Tanzfläche“, scherzte der Sänger der Coverband Papa‘z Finest am Samstag über den Freiraum und lud das Publikum ein, doch bitte weiter nach vorne zu kommen. Bei Olaf Henning und Milow, aber auch bei DJ Dirk Neuenfels aus Mengede, der schon bei jedem der zehn Stadtfeste aufgelegt hat, bedurfte es einer solchen Einladung nicht. Da war es dann im hinteren Bereich des Platzes entsprechend leer.

Bürgermeister will auch über den Freitag nachdenken

„Wir hätten liebend gerne die Hütte rappelvoll gehabt“, räumte Nobert Zolda am Samstagabend ein. „Wir sind aber trotzdem zufrieden.“ Die Stimmung derer, die gekommen waren, sei „einfach großartig“ gewesen.

Das ist auch für Bürgermeister Thomas Orlowski entscheidend: „Dass wir nach der Corona-Zwangspause überhaupt wieder eine Party machen konnten.“ Oder sogar zwei Partys. Auch Orlowski sagt aber: „Wir müssen uns fragen ob wir wirklich auch am Freitag einen großen Star haben wollen.“ Zwar habe das umgebaute Jugendhaus Sunshine, das angrenzt an den Campus-Platz, jetzt auch die Möglichkeit, auf seinem eigenen Gelände Konzerte zu veranstalten. „Wir werden aber doch darüber nachdenken, ob wir am Stadtfestfreitag etwas zu einem günstigeren Preis für junge Leute auf dem Campus anbieten.“ Die Diskussion darüber sei eröffnet.

Finanzielle Katastrophe? Mindereinnahmen auf jeden Fall

Von einer finanziellen Katastrophe will Orlowski indes nicht sprechen. „Klar, haben wir Mindereinnahmen, wenn nur 500 statt 1000 Leute kommen.“ In jedem Fall gehe aber auch ein Imagegewinn für Selm durch das harmonische, schöne Fest einher, das auch eingepreist werden müsse.

Orlowski selbst war an allen Veranstaltungstagen anwesend - anders als die meisten Kolleginnen und Kollegen aus dem Stadtrat. Der Brückentag habe viele in den Urlaub fahren lassen. Außerdem hätten Abschlussfeiern der weiterführenden Schulen stattgefunden. Das Highlight für den Bürgermeister am Stadtfestwochenende: „Der Stadtfestlauf.“ Der sei mit 300 Teilnehmern beim 5-km-Lauf ein echter Erfolg gewesen. Den Lauf werde es auch 2023 geben, „und ein Stadtfest natürlich auch“. Mit wie vielen Haupt-Acts, bleibt abzuwarten.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen