Musikunterricht per Skype: Corinna Vankan von der Zwerensinfonie aus Selm bietet das jetzt - in Zeiten von Corona - an. © Daniel Vankan

Coronavirus

Musikunterricht via Skype, Youtube oder Telefon: Musiklehrer in Selm und die Corona-Krise

Die Corona-Krise bedroht viele Musiklehrer in ihrer Existenz. Das gilt nicht für alle: Die Zwergensinfonie rettet sich zum Beispiel mit Unterricht per Skype. Auch die städtische Musikschule reagiert.

Selm

, 29.03.2020 / Lesedauer: 5 min

Es ist gerade alles ein bisschen anders in der Zwergensinfonie. Sonst ist die Selmer Musikpädagogin Corinna Vankan, die diese kleine Musikschule in Selm betreibt, viel unterwegs, macht musikalische Früherziehung in Kindergärten oder Schulen, singt und musiziert in Gruppen mit den Kindern zusammen oder gibt Einzelunterricht für Klavier, Keyboard und Gitarre. Jetzt, da wegen der Ausbreitung des Coronavirus Kontaktarmut das Gebot der Stunde ist und Kitas und Schulen geschlossen haben, geht das so natürlich nicht mehr.

Corinna Vankan hat aber eine Art Krücke gefunden, wie sie ihren Job trotzdem weiter ausführen kann - und den Betrieb ihrer Musikschule so auch in Zeiten von Corona aufrecht erhält: Musikunterricht per Skype.

„Das ist tatsächlich sehr ungewohnt. Für die Kinder - und für mich auch. Sonst sitzen wir zusammen und ich kann in den Noten schnell eine Stelle zeigen, die nicht funktioniert“, sagt Corinna Vankan im (Skype-)Gespräch mit der Redaktion. Nun läuft es so, erklärt sie, dass die Kinder nicht neben ihr sitzen, sondern beispielsweise an ihrem Klavier zu Hause etwas spielen, während der Video-Anruf läuft und die Lehrerin von ihrem eigenen Zuhause aus zuhört.

„Stundenplan“ ist weiter voll

Corinna Vankan muss durch diese Distanz besonders gut die Ohren spitzen und sich Noten in der Webcam zeigen lassen und mit dem Handy abfotografieren - alle hat sie ja nicht zu Hause. Ansonsten läuft der Unterricht ähnlich ab wie immer: Sie gibt Hilfestellungen, Aufgaben, lässt Stellen wiederholen. Nur läuft das eben im Moment, ohne Aufenthalt im selben Raum. Ungewohnt, ja. Aber trotzdem ein Angebot, so sagt sie, das ihre Schüler gerne nutzen. Der „Stundenplan“ der Zwergensinfonie ist weiter voll, fast alles - außer Stunden im Kindergarten und in der Schule - können weiterlaufen. Auf ihrer Homepage hat sie aber Videos von sich veröffentlicht, in denen sie Kinderlieder singt. Zum Mitsingen für die Kinder.

Auch die städtische Musikschule überlegt sich gerade Möglichkeiten, weiterhin viele Schüler zu erreichen. Die Verwaltung der Musikschule ist zu den normalen Öffnungszeiten weiter telefonisch erreichbar - der Unterricht findet aber auch hier nicht in gewohnter Form statt. „Die physische Präsenz fällt im Moment einfach raus“, sagt Musikschulleiterin Verena Volkmer im Gespräch mit der Redaktion am Telefon. „Uns ist aber wichtig, dass es in Selm auch in dieser Zeit weiter ein musikpädagogisches Angebot gibt und dass wir unbedingt mit den Schülern in Kontakt bleiben“, sagt sie weiter. Die Frage ist nur: wie?

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„Derzeit werden alle Eltern beziehungsweise Schülerinnen und Schüler der Musikschule kontaktiert. Die besonderen Umstände machen unser Team derzeit sehr kreativ: Viele Kollegen versuchen - wo es möglich ist - digitale Unterrichtsangebote zu machen und ergänzendes Unterrichtsmaterial zu verschicken“, so Verena Volkmer. Es würden viele verschiedene Methoden ausprobiert, den Unterricht in geeigneter Form weiterzuführen.

Online-Unterricht zum Beispiel sei eine Möglichkeit - durch das Erteilen von Arbeitsaufträgen, das Erstellen von Unterrichtsvideos, Audiodateien und YouTube-Videos. „Bei meinen eigenen Schülerinnen und Schülern ist derzeit die Videotelefonie sehr beliebt. Jedoch gerade, wenn es um das Zusammenspiel geht oder auch im klanglichen Bereich ist direkter Onlineunterricht manchmal schwierig. Es ist aber eine gute Alternative, um zum Beispiel Fingersätze, Haltung und direkte Fragen zu klären“, so Verena Volkmer.

„Im Elementarbereich ebenso wie in den Bereichen Ensembles, JeKits1, JeKits-Orchester, Chor und Band ist ein direkter Online-Unterricht schwierig. Um aber auch hier weiterhin Anregungen und Übetipps geben zu können, werden hierzu wöchentlich geeignete Informationen und Anregungen zentral über das Musikschulbüro per Mail verschickt“, schreibt sie außerdem in einer Mail.

Gitarrenlehrer und Bandcoach Guido Pyka bei der Arbeit: In Zeiten von Corona sucht auch die Musikschule der Stadt Selm Wege, den Unterricht zumindest digital weiterlaufen zu lassen. © Verena Volkmer

Natürlich ist auch Corinna Vankan klar, dass der Unterricht per Skype nicht so optimal ist wie die Musikstunden in „normalen“ Zeiten. „Ich muss genau zuhören und genau aufpassen. Und ich bin auch ein bisschen darauf angewiesen, dass die Eltern oder die Kinder den Laptop oder das iPad so hinstellen, dass ich die Hände sehen kann - nur so sehe ich Fehler im Fingersatz“, sagt sie. Aber: „Die Kinder sind dankbar, dass es weiterläuft, die Eltern sind dankbar, dass es weiterläuft - und ich bin es auch“, sagt sie. Schließlich kann sie so weiter ihren Lebensunterhalt verdienen.

Für die Musikschullehrer, die an der städtischen Musikschule tätig sind, sieht das gerade wahrscheinlich ein bisschen anders aus. Alle 26 Lehrkräfte, so bestätigt es Verena Volkmer, sind hier freiberuflich tätig. Wie genau gerade für ihr wie auch immer ausgestaltetes digitales Engagement die Bezahlung läuft: „Das wird gerade noch geprüft“, so Verena Volkmer. „Wir wollen aber wirklich, dass niemand alleine gelassen wird“, sagt sie und verweist auf den Erlass des Landes NRW vom 19. März.

Land NRW sichert Soforthilfen zu

Freischaffenden Künstlern werden darin wegen der aktuellen Corona-Lage Soforthilfen zugesprochen. Bis zu 2000 Euro können freischaffende Künstler darüber einmalig als Unterstützung erhalten. „Die Mittel müssen später nicht zurückgezahlt werden“, heißt es beim zuständigen Ministerium des Landes. Insgesamt stehen fünf Millionen Euro für die Soforthilfe zur Verfügung.

Auch das zeigt, wie ernst die Lage für diese Musikgruppe derzeit ist. „Musiklehrende sind massiv in ihrer Existenz bedroht“, heißt es entsprechend in einer Pressemitteilung des Deutschen Musikrates. „In der Regel müssen sich die freiberuflich Unterrichtenden selbstständig versichern und werden auch nur für die gegebenen Stunden honoriert. Sie sichern einen Großteil des Instrumental- und Vokalunterrichts in unserem Land. Sie sind in den meisten Fällen sozial nicht, beziehungsweise nur rudimentär abgesichert und befinden sich mit ihrem Jahresbruttoeinkommen häufig in einer ohnehin schon als prekär zu bezeichnenden Beschäftigungssituation. Der Deutsche Musikrat fordert Länder und Gemeinden auf, die Angehörigen dieses Berufsstandes, der für unsere kulturelle Vielfalt so bedeutsam ist, in ihren Existenzen zu sichern“, heißt es dort weiter.

Auch Verena Volkmer ist diese Problematik natürlich klar. „Wie auch in so vielen anderen Bereichen ist da gerade eine große Verunsicherung da“, sagt sie, versucht aber, optimistisch zu bleiben. „Ich glaube, dass sich der Musikschulalltag auf lange Sicht grundsätzlich ändern wird. Wir haben jetzt die enorme Chance, kreativ mit der Situation umzugehen. Immerhin sind es Musiker ja gewohnt, sich auch auf ungewohnte Situationen einzustellen.“

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