Lebensmittel werden auch 2023 teurer „Manchmal macht das schon keinen Spaß mehr“

Lebensmittelpreise steigen weiter: „Manchmal macht das keinen Spaß mehr“
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Kurz vor Jahresende wurde es noch einmal wuselig im kleinen Dorfladen. Für den letzten Tag des Jahres erledigten viele Cappenbergerinnen und Cappenberger ihren Einkauf in der Rosenstraße. Dass auch hier die hohe Inflation aktuell für steigende Lebensmittelpreise sorgt, wird schnell deutlich.

Dabei zeigen sich bei manchen Produkten zurzeit deutliche Kostensteigerungen. „Die Preise bei den Molkereiprodukten sind extrem gestiegen“, berichtet Inhaber Andreas Kurze. Käse sei im Einkauf teilweise 20 Prozent teurer geworden.

Aber nicht nur Lebensmittel sind betroffen. „Das Klopapier wird auch wieder knapp“, so Kurze. Gerade die vierlagige Variante sei zurzeit nur schwer zu bekommen – und ebenfalls deutlich teurer geworden.

Bestellung ein Glücksspiel

Die Knappheit mancher Produkte sorge immer für Überraschungen bei der Lieferung: „Das ist momentan ein Glücksspiel, was man bekommt.“ Von zehn bestellten Produkten werde im schlimmsten Fall nur eines geliefert.

Die Preisentwicklung nehme erkennbaren Einfluss auf das Kaufverhalten seiner Kundschaft, beobachtet Kurze: „Die Leute kaufen verhaltener ein.“ Das zeigte sich zuletzt im Weihnachtsgeschäft bei den Fleischbestellungen. „Da hat man schon gemerkt, dass weniger bestellt wurde“, verrät Andreas Kurze. Auch beim gesunkenen Umsatz zeigt sich die Inflation. Der Dorfladen-Chef weiß aber auch: „Die Kundschaft, die hier wohnt, hat nicht so die Sorgen wie die Menschen in anderen Orten.“

Zwar versuche er, die Preise durch entsprechende Einkäufe möglichst niedrig zu halten, auf „Billigprodukte“ will er aber nicht zurückgreifen: „Da könnten die Leute ja gleich in den Supermarkt gehen.“

Getränke und Brötchen teurer

„Manchmal macht das schon keinen Spaß mehr“, kommentiert Andreas Kurze die aktuelle Preisentwicklung. Regelmäßig müsse er die Preise mittlerweile anpassen, ein Ende der Spirale nach oben sei noch nicht erkennbar.

So müssen sich die Kundinnen und Kunden des Dorfladens auf weitere Preissteigerungen im kommenden Jahr einstellen. Ab Januar werden die Getränke teurer, für Brot und Brötchen werden dann zwischen 5 und 20 Cent mehr fällig. Auch für Zucker kündigte der Lieferant von Andreas Kurze bereits steigende Preise an.

Um Preiserhöhungen bei vielen Produkten kommt auch der Dorfladen nicht herum.
Um Preiserhöhungen bei vielen Produkten kommt auch der Dorfladen nicht herum. © Sabine Geschwinder (Archiv)

Das wird vor allem seine Stammkundschaft treffen, sagt Kurze. 95 Prozent seiner Kundinnen und Kunden kommen regelmäßig ihre Einkäufe im Dorfladen erledigen.

Die legen Wert auf regionale Produkte sowie individuelle Beratung und profitieren von weiteren Dienstleistungen des Dorfladens. Die will Kurze auch weiterhin anbieten, auch wenn das durch die ohnehin schwierige Personalsituation im Einzelhandel – zu denen nun noch krankheitsbedingte Ausfälle kommen – eine Herausforderung für den Dorfladen ist.

Stromvertrag läuft aus

Er selbst hat wegen der Preise sein Kaufverhalten geändert: „Man bestellt selbst verhaltener und macht die Regale nicht so voll wie vorher.“

Neben den Lebensmittelpreisen sind vor allem die Energiekosten in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Davon blieb Andreas Kurze bisher weitestgehend verschont, weil er zumindest noch für die kommenden Monate von einem günstigen Vertrag profitiert.

Wenn der ausläuft, rechnet Kurze allerdings mit einer Verdreifachung seiner Stromkosten. „Da muss man sich schon überlegen, ob künftig weniger gekühlte Getränke angeboten werden“ – und somit weniger Kühlschränke betrieben werden müssen. Denn die Kühltechnik gehört zu den Stromfressern des Dorfladens.

Deshalb hat Andreas Kurze bereits für erste Geräte energieeffizientere Alternativen beschafft und will das im kommenden Jahr fortsetzen. Auch hier weiß der Dorfladen-Chef bereits, dass er mit Lieferverzögerungen und Preissteigerungen rechnen muss.