Wenn man die Menschen in Bork nach der Zeltstadt fragt, winken viele ab. Sie hätten sich vorgenommen, dazu nichts (mehr) zu sagen. Immer wieder ist außerdem zu hören, dass die Notunterkunft für Flüchtlinge das Dorf spalte. Nach Auseinandersetzung in der Zeltstadt am Dienstagabend (8. August) forderte Landrat Mario Löhr einen Tag später die Schließung der Zeltstadt spätestens zum Jahresende. Bis dahin läuft aktuell noch die Duldung der Unterkunft durch die Stadt Selm.
Doch auch Löhrs Vorstoß stößt in Bork auf gemischte Gefühle. Auf der einen Seite gibt es klaren Zuspruch. Wenn auch aus verschiedenen Gründen. „Ich sehe die Lage so, dass die Frauen bei uns in der Straße doch ziemlich Angst haben, abends alleine rumzulaufen. Von daher bin ich auch dafür, dass die Zeltstadt zum Jahresende geschlossen wird“, sagt Manfred Klaes. Dieses Gefühl äußerten auch viele der Menschen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Tatsächlich passiert sei aber noch nie etwas.
Kritik an der Kommunikation
„Es sind viel zu viele Leute da und wir sind eine kleine Gemeinschaft“, sagt Alexander Glock. Vor allem seien es nur junge Männer, die durch die Zeltstadt hinzukamen. Das sei nicht gut für das Gefüge im Ort. Für 750 Menschen ist die Notunterkunft ausgelegt. Doch das reicht momentan nicht aus, wie die Bezirksregierung Arnsberg am Donnerstag (10. August) mitteilte. „In der Notunterkunft werden daher seit Mitte der Woche weitere 80 Geflüchtete untergebracht, so dass die Belegung bei derzeit 830 Personen liegt.“ Auch die Kommunikation der Bezirksregierungen wird von vielen kritisiert.

Es gibt aber auch andere Gründe, die Borkerinnen und Borker für eine Schließung der Zeltstadt sehen. „Ich glaube, es ist vor allem für die jungen Leute, die dort wohnen, nicht die beste Umgebung mit 700 oder 800 jungen Männern“, sagt etwa Stefan Bussemas: „Ich glaube, da kann man sich schon mal etwas perspektivlos fühlen und eingeengt.“ Er würde daher eine „menschenwürdigere“ Unterbringung befürworten, wenn es denn eine gäbe.
Forderung fehle die Lösung
Doch damit zeigt er ein Problem, dass viele sehen. Denn die einfache und vor allem gute Alternative fehlt. „Wenn eine Lösung gefunden wird, wie die Menschen menschenwürdig untergebracht werden, dann wäre das okay. Aber ich sehe darin keine Lösung. Insofern finde ich es mehr als human, diese Menschen aufzunehmen - auch in der Zeltstadt“, sagt Jutta Tigges. Sie erlebe die Geflüchteten im Alltag auch gar nicht negativ. Im Gegenteil: „Ich bin eine ältere Dame und ich nehme sie als sehr gut wahr. Sie sind sehr zuvorkommend, hilfsbereit, freundlich.“

Auch Sarah Simonetti ist von Löhrs Forderung wenig überzeugt. „Ich bin immer dafür, dass wenn man einen solchen Vorschlag macht, dann sollte man auch eine Lösung dafür finden, dass die Menschen, die jetzt in der Zeltstadt leben, dann eine andere Unterkunft bekommen“, sagt sie. „Wenn man jetzt die Zeltstadt auflöst, ohne eine gute, qualitative Lösung, dann finde ich es den Menschen gegenüber nicht fair, denn jeder hat das Recht, eine Wohnstätte zu haben.“
Andere, die aber ebenso nicht namentlich genannt werden möchten, sehen Löhrs Rolle in der Entscheidung was mit der Zeltstadt passiert ohnehin eher gering.
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