„So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen“, sagt Mario Löhr am Mittwoch im Gespräch mit der Redaktion. Der Landrat des Kreises Unna fordert nach dem großen Polizeieinsatz in der Zeltstadt in Bork am Dienstagabend (8. August), dass die Landesnotunterkunft für geflüchtete Menschen bis zum Ende des Jahres aufgegeben wird. „Ich habe schon mit dem Regierungspräsidenten Heinrich Böckelühr telefoniert“, sagt der Landrat gegenüber mit der Redaktion. Seine Erwartungshaltung habe er klar geäußert.
Am Dienstag hatte es eine Auseinandersetzung zwischen Bewohnern der Notunterkunft und Mitarbeitern gegeben. Bewohner sollen dabei auch Steine geworfen haben, verletzt wurde niemand. Drei Bewohner wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Es war der zweite größere Polizeieinsatz in der Zeltstadt in Bork, in der rund 750 Männer aus unterschiedlichen Ländern untergebracht sind.
„Verunsicherung ist groß“
Die Situation sei sowohl für die Anwohner als auch für die Bewohner und für die Mitarbeiter des Kreises nicht tragbar. „Dieses Format der Einrichtung kann nicht bleiben“, so Mario Löhr. „Nach großen Polizeieinsätzen wie diesen ist die Verunsicherung in der Bevölkerung – verständlicherweise – groß“, wird Landrat Mario Löhr auch in einer Pressemitteilung des Kreises Unna zitiert.
„Ihm gehe es zudem ausdrücklich auch um seine Mitarbeitenden unter anderem der Zentralen Ausländerbehörde, die in der jüngeren Vergangenheit in der Einrichtung in Selm zunehmend Konfrontationen ausgesetzt gewesen seien“, heißt es darin außerdem.
„Das kann und will ich nicht akzeptieren“
„Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich kann die aufgebrachte Stimmung unter den Geflüchteten durchaus verstehen. Wenn Menschen in einer Zeltstadt – nach meinem Eindruck über Monate – mit 750 anderen verwahrt werden, dann ist ein Lagerkoller die logische und menschlich doch auch nachvollziehbare Folge. Im Ergebnis führen vermeintliche Nichtigkeiten zu ausgewachsenen Vorfällen wie am Dienstagabend. Das kann und will ich nicht akzeptieren“, so Löhr weiter.
Dass er Landesunterkünfte wie die in Bork generell kritisch sieht, betonte der Landrat. „Ich habe die klare Erwartungshaltung, dass Josefine Paul als zuständige Ministerin diese Form der Unterbringung schnellstmöglich beendet.“ Er fühle sich durch den sicherheitsrelevanten Vorfall am Dienstagabend bestätigt: „Man kann in so einer Zeltstadt nicht Hunderte Menschen über Monate verwahren!“ Zumal der Winter bevorstehe. Das werde automatisch zu weiteren Problemen führen, befürchtet der Landrat.
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