Anwohner in Bork ärgert sich über LAFP-Übungen ohne Vorwarnung „Alle Scheiben haben gewackelt“

„Alle Scheiben haben gewackelt“: Anwohner ärgert sich über LAFP-Übungen ohne Vorwarnung
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An den Freitagnachmittag vor wenigen Wochen kann sich Jörg Pauckner gut erinnern. „Zuerst gab es eine kleinere Detonation, etwa eine halbe Stunde später dann einen lauten Knall. An unserem Haus haben alle Scheiben gewackelt“, berichtet der Familienvater, der an der Waltroper Straße in Bork keine 500 Meter Luftlinie von dem Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei (LAFP) entfernt wohnt. Das LAFP führt auf seinem Grundstück, zu dem auch das ehemalige Gelände des von der Bundeswehr aufgegebenen Gerätedepots Selm-Bork zählt, mehrfach im Jahr besondere Übungen für Einsatzkräfte durch.

Dafür hat Jörg Pauckner grundsätzlich Verständnis, aber die vollständig fehlende Kommunikation im Vorfeld der lautstarken Trainingseinheiten macht ihn wütend. „Es kann einfach nicht sein, dass man die Nachbarschaft nicht informiert. Im nahen Wald haben meine Kinder in den Tagen zuvor regelmäßig Kastanien gesammelt. Wenn die da einen solchen Knall mitbekommen, gehen die doch so schnell nicht wieder dahin“, gibt der Borker zu bedenken. Deshalb sei er zum LAFP gegangen und habe die Kommunikation zu diesem Thema gesucht.

Zaun am früheren Militärgelände in Selm-Bork, das jetzt vom LAFP genutzt wird.
Nahe dem Zaun zum früheren Militärgelände, das jetzt vom LAFP genutzt wird, befindet sich ein Waldstück. © Bastian Becker

Sorge vor allem um Kinder

Die Argumentation, die die zuständige Pressestelle des LAFP ihm gegenüber vertrat - nämlich, dass bei entsprechenden Übungen keine ungebetenen Zuschauer anwesend sein und die Übung stören sollen, kann er nur bedingt nachvollziehen. „Es wäre so einfach, bei den unmittelbaren Anwohnern in der Zaunregion vorher einen Infozettel einzuwerfen. Ich muss die Bürger doch mitnehmen“, sagt Jörg Pauckner und schüttelt den Kopf. Dann wäre es den Anwohnern zum einen möglich, schreckhafte Tiere wie Pferde vorher in den Stall zu bringen, andererseits würden dann die Kinder auf jeden Fall nicht in unmittelbarer Nähe zum Übungsgelände spielen.

Der Anwohner wohnt seit frühester Kindheit in Bork und kennt die Übungen des LAFP auch aus der Vergangenheit. „Das hat eigentlich immer gut geklappt. Sie sollen gerne üben, damit sie vorbereitet sind. Wir erfahren von Großübungen aber immer erst im Nachhinein“, berichtet er. Der Familienvater hat vor allem Sorgen um seine drei Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren und den Nachwuchs in der Nachbarschaft: „Die sollen ja im Wald spielen können. Es ist ja gut, dass es das noch gibt.“

Stadt ist skeptisch

Stadtsprecher Malte Woesmann hatte auf Anfrage der CDU in einer politischen Sitzung zuletzt erklärt: „Wir sind mit dem LAFP im Austausch, das ist auf jeden Fall auf unserer Agenda.“ Bürgermeister Thomas Orlowski zeigte sich angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre aber eher skeptisch, dass sich an der Informationspolitik etwas ändert.

Warum aber informiert das LAFP nicht im Vorfeld über größere Übungen mit entsprechender Geräuschkulisse? Auf Anfrage dieser Redaktion antwortet Sprecherin Claudia Vogel: „Eine verlässliche Veröffentlichung der Terminierung von Übungen auf dem Gelände des LAFP NRW in Selm ist vor allem deshalb grundsätzlich nicht möglich, da die Administration und das Zusammenspiel des großen Volumens an Aus- und Fortbildungsangeboten einen Spielraum an Flexibilität sowohl in der Planung als auch in der Durchführung benötigen.“ Termine für die Übungen stehen also entweder erst relativ kurzfristig fest oder müssen zeitlich noch einmal angepasst werden, so die daraus lesbare Begründung des Landesamts.

Luftbild vom LAFP in Selm-Bork
Termine für die Übungen auf dem Gelände in Bork stehen laut dem LAFP entweder erst relativ kurzfristig fest oder müssen zeitlich noch einmal angepasst werden. © Hans Blossey

Verschiedene Übungen bei LAFP

Dieser Aspekt war Jörg Pauckner bislang nicht bekannt, leuchtet ihm aber auch nicht ein. „Solche großen Übungen sind doch immer mit Lehrgängen verbunden, sodass man das zumindest den Tag vorher bekanntgeben könnte“, meint er dazu. Neben regulären Übungen des LAFP hänge die Anzahl der Übungen unter anderem auch vom Übungsumfang anderer Behörden auf dem Gelände in Bork ab, macht die Sprecherin deutlich. Dies sei zum Beispiel bei Übungsflügen der Fliegerstaffel der Fall.

Zu der Kritik nimmt das LAFP ebenfalls Stellung: „Es ist nachvollziehbar, dass es in der Anwohnerschaft möglicherweise Verunsicherung gegeben hat, wenn hörbare Übungen durchgeführt wurden. Die Sorgen der Bürger nehmen wir ernst und entschuldigen uns für etwaige Unannehmlichkeiten. Wir sind bemüht, die Beeinträchtigung der Anwohner so gering wie möglich zu halten.“ Anwohner können sich demnach jederzeit an die Pressestelle des LAFP wenden. Jörg Pauckner reicht das nicht, er würde sich ein grundsätzliches Umdenken wünschen.