Bäume

Knubbel in Eichen in Selm: Baum-Profi Guido Vortmann kennt den Grund

Eiche reiht sich auf der Achse zum Schloss Cappenberg an Eiche. Bäume mit reichlich unliebsamen Bewohnern. Schilder warnen vor ihnen, doch auch andere fühlen sich wohl in den stattlichen Eichen.

Selm

, 19.06.2022 / Lesedauer: 3 min

Die Eiche ist nicht einfach ein Baum. Die Eiche ist für die Deutschen ein besonderer Baum. Ein Nationalbaum. Eine Frau setzte sie auf der Rückseite der 50-Pfennig-Münze in die Erde und dem Baum damit ein Denkmal: Gerda Johanna Werner, deutsche Malerin und Kunstlehrerin.

Die Eiche hat aber noch andere Fans - und die kommen aus dem Reich der Insekten. Ein Freund der Eiche, der seit Jahren auch in Selm auf dem Vormarsch ist, verursacht Juckreiz und andere starke Reaktionen: der Eichenprozessionsspinner.

„Die Brennhaare dieser Raupe sind wirklich sehr unangenehm, ich selbst hatte in diesem Jahr schon mehrfach mit ihnen Kontakt“, berichtet Guido Vortmann. Der Cappenberger ist als Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Kreis Unna und ein Baum-Profi.

Nester sind Gefahr für Hunde

Im Wald ist er gerne auf Tour und wo Eichen wachsen, da ist auch der Eichenprozessionsspinner nicht weit: „Die Raupe hat sich in den vergangenen Jahren stark verbreitet, auch hier bei uns in Selm und Lünen.“

Die Nester der Eichenprozessionsspinner bleiben ein Problem, auch dann, wenn die Raupen längst Falter sind. © Daniel Magalski

Die Brennhaare gelangen dabei nicht nur im direkten Kontakt auf die Haut, sondern auch mit dem Wind. Wenn Raupen längst zum Falter geworden sind, droht noch immer Gefahr: Der Wirkstoff, der Allergien hervorruft, bleibt in den Nestern und Brennhaaren bis zu sieben Jahre aktiv, berichtet Vortmann. „Von Bodenflächen geht dabei eine unsichtbare Gefahr aus, etwa für Hunde aber auch für Mitarbeiter vom Stadtgrün, die mit den Mähmaschinen die Brennhaare wieder aufwirbeln“, erklärt der Baum-Profi.

Die Eichen an der Freiherr-vom-Stein-Straße in Cappenberg beherbergen aber noch andere ungewöhnliche Besucher: die Gemeine Eichengallwespe. Wer Ausschau hält nach den bekannten Tieren im farblichen Look eines nahen Bundesliga-Vereins, der wird allerdings keinen Erfolg haben: Wespe ist nämlich nicht gleich Wespe.

Farbe für Staatsverträge

„Die Gemeine Eichengallwespe ist nur etwa drei Millimeter groß, schwarz und erinnert manche wohl eher an eine geflügelte Ameise“, weiß Guido Vortmann.

Die Gemeine Eichengallwespe heißt aber nicht etwa so, weil sie besonders fies stechen kann, sondern „gemeine“ bedeutet im Fall der nicht stechenden Wespe nichts anderes als gewöhnliche Eichengallwespe.

Knubbel in der Eiche sind sogenannte Gallen, die Kinderstube der Gemeinen Eichengallwespe. © Daniel Magalski

Die Kinderstube der Eichengallwespe ist aber alles andere als gewöhnlich - und von der hat sie auch ihren Namen. Vortmann erklärt: „Der Nachwuchs wächst in Gallen heran, die sitzen als kleine Kugeln an der Unterseite der Eichenblätter.“Die Kugel hat es in sich, nicht nur mit Blick auf die Wespen-Larven. Die Gallen wurden in früheren Zeiten zum Gerben von Leder oder als Farbe verwendet wurde - vor allem Staatsverträge unterzeichnet man noch heute mit Eisengallustinte.

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