Dass Karneval in Selm der Überflieger schlechthin ist, war Sebastian I. Süß natürlich schon lange vorher klar – doch auf einen ganz konkreten „Höhepunkt“ hätte der Stadtprinz am Samstag (1.3.) vermutlich verzichten können: „32 Meter sind schon verdammt hoch“, gab er wenige Momente nach der geglückten Schlüsselübergabe zu. Bürgermeister Thomas Orlowski hatte darauf bestanden, dass Sebastian und seine Frau Christina II. mit der Feuerwehr-Drehleiter bis „ganz nach oben“ fahren, bevor er den symbolischen Schlüssel zur Stadt rausrückte. Als Süß letzteren aber endlich in der Hand hatte – und wieder sicheren Boden unter den Füßen – räumte er ein: „Der Ausblick auf den ganzen Umzug war richtig geil.“
Wagen mit der „Selmsamstrasse“
Glaubt man gern, immerhin war der diesjährige Karnevalsumzug mit insgesamt Wagen und 41 Gruppen der größte, den die 1. Selmer Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß von 1955 seit der Corona-Pause auf die Beine gestellt hat. Mit dabei: ein Mottowagen mit geladener Konfettikanone, ein riesiger Oktopus oder etwa die „Selmsamstrasse“, für die sich die Närrinnen und Narren als Ernie, Bert und Co. verkleidet hatten. Von den Wagen aus heizten die lokalen Ortsgruppen und diversen Gäste, zu denen erstmalig der Kreis Unna gehörte, hunderten Karnevalisten ein.

Auf der Straße mitgelaufen sind auch Laura und Lena, die sich für das Wochenende das komplette Karnevalsprogramm in der Region vorgenommen hatten: „Wir waren am Donnerstag in Olfen Weiberfastnacht feiern, heute sind wir hier und Rosenmontag in Werne“, erklärte Laura den Party-Plan der beiden. „Aber der Umzug ist schon mega“, ergänzte ihre Freundin Lena und dürfte damit vielen Selmerinnen und Selmern aus der Seele gesprochen haben. Nach dem Start um 13.11 Uhr tourten die kostümierten Jecken knapp drei Stunden durch die Stadt.
Feier ohne Zwischenfälle
Dabei hinterließ der Zug übrigens nur eine Verwüstungsspur aus Süßigkeiten: Laut Polizei und Ordnungsamt gab es keine Zwischenfälle oder Störungen. Dafür aber gute Laune, laute Musik und jede Menge Kaltgetränke. Zwar lag Tobias Steinbrink, erster Vorsitzender der KG Rot-Weiß, mit seiner Wetterprognose im Vorfeld („in Selm kommen immer irgendwann die Sonnenstrahlen“) knapp daneben, aber niemand brauchte einen Regenschirm – es sei denn, er passte zum Kostüm.
