
Ein Tornado der Luftwaffe war im Tiefflug über Selm unterwegs. © picture alliance/dpa (Symbolbild)
Kampfjet im Tiefflug über Selm – Bundeswehr klärt auf
Lärm
Schrecksekunden für die Selmer: Am Dienstag wurde es über Selm laut. Ein Kampfjet flog nur 150 Meter über die Stadt hinweg. Die Bundeswehr erklärt, was dahinter steckte.
Einen kurzen Schreckmoment in vielen Selmer Haushalten gab es am Dienstagmorgen (4.10.), als ohrenbetäubender Lärm über der Stadt erschallte. Der Grund war schnell gefunden: Ein Flugzeug schoss in niedriger Höhe über die Stadt hinweg. Schnell war auch klar, dass es sich um einen Kampfjet gehandelt haben muss.
Unter den Selmerinnen und Selmern entbrannte eine Diskussion über die Zulässigkeit der Aktion, bei der nicht nur die Menschen, sondern auch viele Haustiere in Angst versetzt worden sein sollen.
150 Meter über Grund
Das Luftfahrtamt der Bundeswehr kann bestätigen, dass um 10.17 Uhr ein Tornado der Luftwaffe die Stadt Selm von Nord nach Süd überflog. Laut einer Sprecherin gehört der Jet dem Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ an. Die Zwei-Mann-Besatzung sei auf dem Weg zum Fliegerhorst Schleswig (Schleswig-Holstein) gewesen – und habe Selm im Tiefflug passiert.
„Der zur Ausbildung der Einsatzkräfte durchgeführte Flug fand zum Teil im Rahmen eines durch das Bundesministerium der Verteidigung genehmigten und limitierten Flugstundenkontingents mit einer ordnungsgemäß angemeldeten Mindestflughöhe 150 Meter über Grund regelkonform und unter Beachtung der geltenden flugbetrieblichen Bestimmungen statt“, so das Luftfahrtamt der Bundeswehr.
Die Behörde räumt ein: „Es ist nachvollziehbar, dass der Überflug eines Kampfflugzeuges in dieser Höhe ein nachhaltiges Ereignis darstellt, das auch den Eindruck erwecken kann, die Flughöhe sei unzulässig niedrig gewesen.“ Der Bereich Selm unterliege keiner besonderen Einschränkung für den militärischen Flugbetrieb.
Grundsätzlich sei bundesweit ein solcher Flugbetrieb möglich. „Die dabei einzuhaltende Mindesthöhe für Kampfflugzeuge beträgt 1000 Fuß (circa 300 Meter) über Grund. Diese für den militärischen Tiefflug geltende Mindesthöhe darf nach vorheriger Anmeldung in wenigen, aber unverzichtbaren, festgelegten Ausnahmen auf 500 Fuß (circa 150 Meter) über Grund reduziert werden.“
13 Kilometer in einer Minute
Militärische Tiefflüge gehören nach wie vor als „wesentliches Grundelement des taktischen Einsatzes“ zu den Grundbefähigungen der fliegenden Besatzungen der Luftwaffe. Die Tiefflüge sollen sich nach Angaben der Bundeswehr möglichst gleichmäßig über dem Bundesgebiet verteilen und sind am Tage deshalb nicht an bestimmte Streckenführungen gebunden. Das erlaubte Kontingent von Tiefflügen sei in den vergangenen Jahren nur zu 30 bis 40 Prozent genutzt worden.
„Selbstverständlich wird dabei versucht, bewohnte Gebiete nicht zu überfliegen.“ Das sei aber auf Grund der hohen Bevölkerungsdichte in Deutschland und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit der Jets von 800 km/h nicht immer möglich. Immerhin legen die Flugzeuge innerhalb einer Minute dann etwa 13 Kilometer zurück – was einer Distanz vom Selmer Ortskern bis an die Dortmunder Stadtgrenze entspricht.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
