Joan Rüschkamp elektrisiert Westfalen Vom Hotzenblitz zum E-Auto-Pionier

Joan Rüschkamp elektrisiert Westfalen: Vom Benziner zum E-Auto-Pionier
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Elektroautos gehört die Zukunft der individuellen Mobilität. In vielen Ländern wie Norwegen oder China dominieren sie schon die Gegenwart. Ein Mann der ersten Stunde in Westfalen, wenn nicht in ganz Deutschland, war und ist Joan Hendrik Rüschkamp, Inhaber des Autohauses Rüschkamp. Das überrascht bei einem Autohändler alter Schule, der mit Benzin- und Dieselfahrzeugen groß geworden ist. Unter Mitbewerbern wurde sein Einsatz anfangs als exotisch belächelt.

Aber drehen wir die Uhr drei Jahrzehnte zurück. Zu Beginn der 90er Jahre begann die Firma Rüschkamp, die heute Standorte in Selm, Werne, Lünen, Lüdinghausen und Dortmund hat, mit ihrem elektrischen Engagement. Sie unterstützte die Pioniere der Solar- und Elektromobilität im Ruhrgebiet und im Münsterland. Federführend war Joan Hendrik Rüschkamp an der Tour de Ruhr beteiligt, bei der Tüftler und Bastler ihre E-Mobile einem größeren Publikum präsentierten.

Ein Solar- und Elektromobil. Das Foto ist in schwarz-weiß.
Das Bild zeigt ein Solar- und Elektromobil bei der Tour de Ruhr im Jahr 1991, gesponsert von Rüschkamp. © Matthias Münch

300 verkaufte E-Autos in 2024

1993 wurde Rüschkamp Hotzenblitz-Vertragshändler. Das war ein deutsches Elektroauto, das im thüringischen Suhl von 1993 bis 1996 produziert wurde. Der nächste Meilenstein kam 2011. In diesem Jahr brachte Rüschkamps Mutterkonzern Opel mit dem Ampera das erste elektrische Großserienmodell auf den Markt. Damit ebneten die Rüsselsheimer neben Tesla den Weg für die rasante Entwicklung der E-Mobilität.

Mittlerweile hat das Autohaus etliche Elektroautos im Angebot. Und von einem seiner fünf Marken wurden im Dezember bisher mehr E-Fahrzeuge als Autos mit Verbrennungsmotor verkauft. Diese Zahlen nannte Joan Hendrik Rüschkamp kürzlich aktuell. In diesem Jahr habe man rund 300 E-Autos verkauft. Die Kunden seien überwiegend Gewerbetreibende aus der Region. 2025 rechnet Rüschkamp mit einer weiteren Steigerung des Absatzes im ganzen Land: „Fahrzeuge mit effizienten Akku- und Ladesystemen werden zu angemessenen Preisen weiter gekauft.“

Ein Elektroauto an einer Ladesäule.
Der Kia EV3 ist das neueste Produkt in der elektrischen Mittelklasse mit über 600 Kilometer Reichweite. © Matthias Münch

In seinem Unternehmen fördert Rüschkamp die Entwicklung der Elektromobilität mit internen Schulungen und dem Ausbau der eigenen Ladeinfrastruktur samt Photovoltaikanlagen. Rüschenkamp bietet noch mehr Probefahrten an: „Damit wollen wir zeigen, dass E-Autos wirklich anders und besser fahren. Außerdem verursachen sie weniger Wartungskosten. Das merken wir am geringeren Umsatz in unseren Werkstätten.“

Nun schließt sich allmählich der Kreis. Während der Hotzenblitz die Anfänge und der Ampera den Durchbruch markierten, hat Rüschkamp jetzt moderne Autos mit Künstlicher Intelligenz im Programm. Gemeint ist damit die stückweise Einführung des automatisierten Fahrens. Die KI hält der Unternehmer derzeit für eine Hilfe. Vor allem diene sie der Sicherheit im Verkehr.

So fährt der neue Kia EV3

Ein brandneues E-Fahrzeug, das womöglich bald mit KI-Unterstützung fährt, ist der Kia EV3. Bisher kann dieses Auto etwas, was derzeit nur wenige E-Modelle ermöglichen. Es speist größere Mengen Strom aus dem Akku an den Verbraucher zurück. Damit könnte es zum Beispiel als Energiespeicher für Photovoltaikanlagen dienen. Mit 204 PS spurtet der Kia EV3 wie seine „Kollegen“ in der elektrischen Mittelklasse zügig über Autobahnen, Land- und Bundesstraßen. Sauber und leise gleitet er durch die Stadt. Das Raumangebot ist für ein Fahrzeug der Golf-Klasse üppig.

Gebaut wird das Auto mit zwei Batterie-Paketen: 58 oder 81 Kilowattstunden. In der großen Version kommt es auf über 600 Kilometer. Das schaffen sonst nur die erheblich teureren Autos der Luxus-Hersteller. Bei denen rutschen die Preise aber schnell in sechsstellige Sphären. Für die Reichweite spielt das Design des Wagens eine wichtige Rolle. Zwar hat er die Form eines kompakten SUV. Trotzdem fährt er mit sehr niedrigem Luftwiderstand und verbraucht nur 15 bis 16 Kilowattstunden auf 100 Kilometer.

Im Innern des Wagens dominiert das Digitale samt großem Bildschirm. Schalter und Knöpfe sind rar. Sie sind auch nicht notwendig. Denn man kann mit dem Auto reden. Die Fahrer wünschen sich ein Fahrtziel, eine Temperatur, ein Musikstück oder eine Telefonverbindung. Der Computer folgt aufs Wort. Demnächst soll ChatGPT in die Software integriert werden. Dann fährt der Wagen mit KI. Wenn es mal eng wird beim Parken, dann hält das Auto ein besonderes Feature bereit, was auch schon einige andere Modelle bieten. Man steigt aus und lenkt das Gefährt mit dem Autoschlüssel oder dem Handy als Fernbedienung in die Lücke.

Kfz-Meister Manfred Kunz blickt unter die Fronthaube des EV3.
Kfz-Meister Manfred Kunz blickt unter die Fronthaube des EV3. Motor und Leitungen sind komplett verkleidet. Eine Schale bietet Platz für Ladekabel und mobiles Ladegerät © Matthias Münch

Dazu erzählt Joan Hendrik Rüschkamp eine Anekdote. Kürzlich wurde eine Kundin so dicht zugeparkt, dass sie nicht mehr in ihr Auto steigen konnte. „Die Frau war über die Sache mit der Fernbedienung informiert. Sie wusste aber nicht, wie das funktioniert.“ Also habe sie beim Autohaus in Selm angerufen. Am Telefon erklärte ihr ein Mitarbeiter, wie es geht. „Dann”, so Rüschkamp, „hat sie ihr Auto aus der Lücke dirigiert und war heilfroh.“