Insa Behrens hat eine Petition zum Klimanotstand ins Leben gerufen © Sabine Geschwinder

Petition zum Klimanotstand

Insa Behrens (20) hofft, dass in Selm der Klimanotstand ausgerufen wird

In Münster ist der Klimanotstand bereits ausgerufen worden. In Selm bald auch? Die 20-jährige Insa Behrens aus Selm hat eine Petition dafür ins Leben gerufen - und sie hat gute Gründe.

Selm

, 04.06.2019 / Lesedauer: 4 min

Als Insa Behrens mit 12 Jahren in Ägypten an einem Riff schnorcheln war, war sie beeindruckt von der wunderschönen Natur am Riff. Damals sagte sie sich, „wenn ich einmal sterbe, will ich mich daran erinnern.“

Ein paar Jahre später, kurz nach dem Abitur, ist sie für 14 Monate in Australien, macht Work und Travel. Wieder steht sie an einem Riff, dem berühmten Great Barrier Reef, und sieht, wie zerstört die Natur um das Riff herum ist. Wer dort schnorchelt hört das Knistern, wenn die Riffe Fotosynthese betreiben, also Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln.

Wie soll die Zukunft aussehen?

„An manchen Stellen war aber völlige Stille“, erzählt Insa Behrens. Sie sieht auch die Plastiktüten im Wasser, dort am Riff, wo eine Stunde später eine Schildkröte vorbeischwimmt. „Mir macht das Angst, wenn ich höre, dass 2040 mehr Plastik im Ozean schwimmt, als Fische“, erzählt die 20-Jährige, die vor zwei Jahren ihr Abitur am Selmer Gymnasium gemacht hat.

„Früher dachte ich, bis das passiert, bin ich tot“, sagt sie. Dass sie den Klimawandel tatsächlich selbst zu spüren bekommt, hätte sie nie gedacht. Sie macht sich Gedanken um ihre Zukunft und fragt sich auch, wie ihre Kinder einmal die Erde erleben werden.

Sympathie für die Arbeit von Greenpeace hatte die Selmerin schon früher. Durch ihren Aufenthalt in Australien, bei dem sie unter anderem auch dabei mitgearbeitet hat, Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln, hat sie sich aktiver mit dem Thema Umweltschutz beschäftigt. Wie auch viele Jugendliche es aktuell tun. „Ich würde auch gerne so leben, wie früher“, sagt sie, aber das ginge nicht. Sie habe die Dringlichkeit beim Thema Klimawandel erkannt und möchte handeln.

Drei NRW-Städte haben den Notstand ausgerufen

Deshalb hat sie am 28. Mai eine Petition gestartet, die fordert, den Klimanotstand in Selm auszurufen. 188 Menschen haben ihn (Stand 4. Juni) unterschrieben. Gleichzeitig ging ein Bürgerantrag an Bürgermeister Mario Löhr raus. In der Petition wird gefordert, dass der Rat der Stadt Selm den Klimanotstand in Selm ausruft. In NRW gibt es bislang drei Städte, die den Klimanotstand ausgerufen haben. Tönisvorst bei Krefeld, dann Herford und zuletzt Münster als erste Großstadt in NRW. Deutschlandweit hat Konstanz den Klimanotstand als erste Stadt ausgerufen.

Insa Behrens im Garten bei ihren Eltern. © Sabine Geschwinder

Die Städte bekennen sich damit dazu, dem Einsparen von CO2 höchste Priorität beizumessen. Es geht dabei darum, den globalen Temperaturanstieg zu stoppen und dabei nicht über mehr als 1,5 Grad über der durchschnittlichen Temperatur vor dem industriellen Zeitalter zu liegen. Das ist auch das Ziel des Klimavertrages von Paris, den auch Deutschland 2015 unterschrieben hat.

„Der Klimanotstand ist wichtig, weil man damit unterstützt, dass die Politik schnell handeln kann und Konzepte erarbeitet, die sie regelmäßig prüft“, sagt Behrens, „Klimanotstand hört sich vielleicht drastisch an, aber für mich ist der Begriff nicht drastisch, weil die UN sagt, dass wir vielleicht noch 10 Jahre zum Handeln haben.“

Jeder kann etwas tun

Insa Behrens arbeitet aktuell beim Obst- und Gemüsebauern Bleckmann in Bork, um die Zeit bis zum Studium zu überbrücken. Sie möchte Umweltwissenschaften in Lüneburg oder Nachhaltiges Management in Berlin studieren. Das Geld, was sie bei Bleckmann verdient, nutzt sie auch um den CO2-Ausgleich für ihre Flugreisen zu zahlen. Als sie mit einer Freundin in Budapest war, hat sie zuletzt auf eine Flugreise verzichtet und ist stattdessen 22 Stunden Bus gefahren - für den doppelten Preis, den die Flugreise gekostet hätte.

„Das sind kleine Schritte“, sagt Insa Behrens, doch man müsse sich gar nicht so sehr einschränken. Jeder könne ein bisschen was tun und müsse sich dabei gar nicht in seiner bisherigen Lebensart bedroht fühlen. Ob nun auf Fleisch zu verzichten, öfter mit dem Bus zu fahren oder eben weniger zu fliegen. Wichtig sei aber vor allen Dingen, dass auch auf höherer Ebene, auf politischer Ebene etwas passiert.

Schritt in die richtige Richtung

Wer bei der Petition zum Klimanotstand unterschreibt, kann auch einen Kommentar hinterlassen. Viele Kommentatoren nennen als Grund, warum sie unterschrieben haben, dass ihnen ihre Zukunft wichtig ist. „Weil das Thema mich direkt betrifft und ich eine Zukunft haben möchte. Ich möchte in einer heilen Welt alt werden und dass meine Kinder mal in einer heilen Welt aufwachsen können“, schreibt zum Beispiel eine Kommentatorin.

„Bis jetzt haben wir unsere Klimaziele noch nicht einhalten können, aber wenn wir so weitermachen werden wir es auch nicht“, schreibt eine andere Kommentatorin. Deshalb sollten wir individuell dafür sorgen unsere Emissionen zu senken und einen Klimanotstand auszurufen ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.“

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