Wenn im Herbst die Tage wieder kürzer werden und sich der Berufsverkehr mehr und mehr in die Dämmerung verlegt, steigt auch wieder die Gefahr für Wildunfälle. Denn die Wildtiere sind vor allem während der Dämmerung auf Wanderschaft und kreuzen dabei nicht selten Straßen.
Rund um den Cappenberger Wald, im Revier von Förster Elmar Berks, hat es in diesem Jahr bereits 20 Wildunfälle gegeben, bei dem Tiere zu Tode gekommen sind, wie er gegenüber der Redaktion erklärt. Im Stadtgebiet Selm waren es 65. Im Jahr zuvor waren es 53 und 2021 kam es zu 52 Unfällen mit Wildtieren. Damit kommen Wildunfälle in Selm recht häufig vor, wie er einschätzt. So wie am vergangenen Wochenende (7. und 8. Oktober). „An der Cappenberger Straße wurde ein Wildschwein überfahren“, so Elmar Berks.
Vor allem Rehwild betroffen
Hinzukommen aber noch andere Unfälle, die nicht gemeldet werden. „Hier findet man dann irgendwann das tote Wild am Straßenrand oder die Tiere sind verletzt davon gekommen und quälen sich dann über Stunden oder Tage“, erklärt der Förster. Bei den meisten Unfällen sei Rehwild beteiligt, so Berks. „Das trifft auf 95 Prozent zu“, so der Förster. Bei einem deutlich kleineren Teil der Unfälle seien Wildschweine – deren Bestand im Cappenberger Wald zuletzt wieder gewachsen ist – , Damwild, Füchse und Dachse beteiligt. Niederwild, wie Hasen, Kaninchen und Fasane werden in dieser Statistik nicht eingerechnet.
Jetzt, im Herbst und vor allem auch im Zuge der Zeitumstellung komme es vermehrt zu Unfällen mit Wildtieren. Grund dafür ist, dass die Tiere dann zu anderen Zeiten unterwegs sind und Straßen queren. Kommt man in eine Situation, bei der ein Wildtier auf der Straße steht, dann rät Elmar Berks, zuerst das Fernlicht abzublenden. Auch die Geschwindigkeit sollte reduziert werden, eventuell sollten die Autofahrer und Autofahrerinnen anhalten, so der Förster. Zusätzlich können die Autofahrer auch durch hupen versuchen, die Tiere von der Straße zu vertreiben. Dabei ist es egal, um welches Tier es sich handelt. Und noch auf eine Sache macht Elmar Berks aufmerksam. Oft sei es eben nicht nur ein Tier, dass die Straße überquert, sondern gleich mehrere, beispielsweise bei einer Rotte Wildschweinen.
Ist es nicht möglich, vor dem Tier anzuhalten, sollten Autofahrer das Lenkrad gut festhalten und kontinuierlich abbremsen, so Vera Howanietz, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Unna. Wichtig ist dabei, keinesfalls mehr auszuweichen, da es im Zuge der Ausweichmanöver oft zu heftigeren Unfällen kommt und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.

Vorsicht verhindert Wildunfälle
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Wildunfall, sollen die Autofahrer in jedem Fall die Polizei verständigen. Die Polizei markiert dann die Unfallstelle und nehme Kontakt mit dem zuständigen Jäger auf. Ist ein Tier verletzt worden und nach dem Unfall geflohen, dann kommen speziell ausgebildete Hunde zum Einsatz, die dann auf die Suche nach dem Tier gehen. Im Kreis Unna ist das die Schweißhundestation Unna. In vielen Fällen können die Jäger-Hunde-Gespanne das verletzte Tier von seinen Qualen erlösen, so Berks.
Die Polizei rät im Falle eines Wildunfalls zudem, bei einem Unfall getötete Tiere keinesfalls mitzunehmen, denn dann macht man sich der Jagdwilderei strafbar, wie Pressesprecherin Vera Howanietz erklärt. Tote Tiere sollten möglichst an den Straßenrand gelegt werden, um weitere Unfälle zu vermeiden. Dabei ist es wichtig, Handschuhe zu tragen, denn Wildtiere könne Krankheitserreger übertragen.
Besonders bei Straßen, die durch Waldgebiete führen oder an Lichtungen vorbei, ist die Gefahr für einen Wildunfall besonders groß, gesonderte Kontrollen seien jedoch nicht praktizierbar und werden daher von der Polizei nicht durchgeführt, so die Pressesprecherin.