Die Krankenhäuser füllen sich mit immer mehr Corona-Patienten. 54 Infizierte werden stationär im Kreis Unna behandelt, über 100 in Dortmund. Ein weiteres Krankenhaus im Kreis springt ab sofort ein.

von Kevin Kohues, Marie Rademacher, Dirk Becker, Björn Althoff, Marc Fröhling

Kreis Unna

, 31.10.2020, 04:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Lange war es relativ ruhig um Covid 19 in den Krankenhäusern, im Sommer tendierte die Zahl der stationären Corona-Patienten im Kreis Unna gegen Null. Doch das hat sich in den vergangenen Wochen geändert. Mit den rasant steigenden Fallzahlen steigt auch die Zahl derjenigen an, die stationär behandelt werden müssen. Am Freitag waren es kreisweit 54 – fünf mehr als noch am Donnerstag. In Dortmund waren es (Stand Donnerstag, 29. Oktober) 107, davon 20 auf den Intensivstationen. Die Dortmunder Zahl ist auch insofern für den Kreis Unna interessant, weil im „Corona-Schwerpunkt-Krankenhaus“ in Dortmund-Brackel auch Patienten aus Kamen, Bergkamen, Bönen und Teilen von Lünen behandelt werden.

Klinik am Park behandelt wieder Corona-Patienten

Das dortige Knappschaftskrankenhaus gehört zum Verbund Klinikum Westfalen, der im Kreis Unna Standorte in Kamen (Hellmig-Krankenhaus) und Lünen (Klinik am Park in Brambauer) hat. Am Freitag teilte das Klinikum mit, dass als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen ab sofort auch an der Klinik am Park wieder Covid-Patienten betreut würden.

Die Klinik am Park in Lünen-Brambauer wird ab sofort wieder Covid-19-Patienten behandeln.

Die Klinik am Park in Lünen-Brambauer wird ab sofort wieder Covid-19-Patienten behandeln. © Klinik am Park

„Die Klinik am Park ist wie das Knappschaftskrankenhaus Dortmund Baustein unseres zertifizierten Lungenfachzentrums und fachlich ebenfalls in besonderer Weise für diese Aufgabe geeignet“, erklärte Klinikum-Sprecher Klaus-Peter Wolter. In Lünen sei eine Spezialstation für die Behandlung von Covid-Patienten etabliert worden, gleichzeitig würden dort auch intensivmedizinische Kapazitäten geschaffen. Am Knappschaftskrankenhaus Dortmund seien die intensivmedizinischen Kapazitäten, die dort kontinuierlich für Covid-Patienten vorgehalten werden, deutlich ausgeweitet worden. Hier gebe es jetzt einen abgetrennten Bereich komplett für diese Patienten.

Krankenhäuser im Corona-Hotspot gefordert

Die Stadt Lünen hat sich in den vergangenen Wochen zu einem Corona-Hotspot entwickelt: In der größten Stadt im Kreis sind aktuell über 450 Menschen aktiv mit dem Coronavirus infiziert – Tendenz steigend. In keiner anderen Kommune im Kreis Unna gibt es derzeit so viele Fälle: Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das andere örtliche Krankenhaus, das St.-Marien-Hospital, das im Verbund mit dem St.-Christophorus-Krankenhaus in Werne betrieben wird.

Auch das St.-Marien-Hospital in Lünen spürt, dass die größte Stadt im Kreis Unna zum Hotspot geworden ist.

Auch das St.-Marien-Hospital in Lünen spürt, dass die größte Stadt im Kreis Unna zum Hotspot geworden ist. © Goldstein

20 Covid-Patienten, so erklärt es Dr. Berthold Lenfers, Leiter des Covid-Koordinationsstabes im Lüner Klinikum, am Freitag im Gespräch mit der Redaktion, werden derzeit in Lünen behandelt, dazu kommen vier Patienten, die wegen des Verdachts auf das Coronavirus im Krankenhaus isoliert sind. Fünf Covid-Patienten liegen auf der Intensivstation, drei von ihnen werden beatmet. Damit wird der Großteil der stationären Covid-Patienten im Kreis derzeit in Lünen behandelt.

Es fehlt an Pflegepersonal

„Schwierig“: So fasst Lenfers die Lage gerade zusammen. „Wir haben natürlich auch die ganz normal erkrankten Patienten. Und beides parallel durchzuführen, ist schwierig. Das liegt nun nicht dran, dass es zu wenig Intensivbetten oder zu wenig Beatmungsgeräte gibt. Sondern es fehlt jetzt – und auch zukünftig – einfach an Personal.“

„Es fehlt jetzt – und auch zukünftig – einfach an Personal.“
Dr. Berthold Lenfers, Leiter des Covid-Koordinationsstabes

Das Lüner Klinikum hat wegen der aktuellen Belastung jetzt beschlossen, dass bei Notfällen primär erst mal andere Krankenhäuser angefahren werden sollen. „Soweit sie das leisten können“, räumt Berthold Lenfers aber auch ein. Denn auch die anderen Krankenhäuser im Kreis Unna geraten an ihre Belastungsgrenzen.

Große Herausforderung

„Die Krise ist eine große Herausforderung“, sagt Dr. Thomas Spahn, Chefarzt Innere Medizin und Ärztlicher Leiter des Marienkrankenhauses in Schwerte. 17 Corona-Patienten in den beiden zum Krankenhaus gehörenden Standorten gerade behandelt. Einer dieser Patienten liege auf der Intensivstation und muss beatmet werden.

Das Klinikum Westfalen bündelte die Behandlung von Corona-Patienten zuletzt im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel. Am Hellmig-Krankenhaus in Kamen (Bild) werden derzeit keine Covid-Fälle behandelt.

Das Klinikum Westfalen bündelte die Behandlung von Corona-Patienten zuletzt im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel. Am Hellmig-Krankenhaus in Kamen (Bild) werden derzeit keine Covid-Fälle behandelt. © Stefan Milk

In den beiden Krankenhäusern in Unna kommt zu den Belastungen durch die Corona-Pandemie auch noch die Tatsache, dass das Evangelische Krankenhaus und das Katharinen-Hospital am Freitag zum Christlichen Klinikum Unna fusionierten.

Corona-Patienten in beiden Unnaer Kliniken

Covid-19-Patienten werden nach wie vor in beiden Häusern behandelt. Zuletzt waren es im Evangelischen Krankenhaus fünf, im Katharinen-Hospital sechs Patienten (Stand 28. Oktober). In keinem der beiden Krankenhäuser mussten Patienten künstlich beatmet werden.

Im Katharinen-Hospital stehen 20 Intensivbetten zur Verfügung, davon waren 14 belegt – allerdings nicht vornehmlich durch Corona-Patienten. Von den 17 Intensivbetten im Evangelischen Krankenhaus waren 10 belegt, in diesem Fall durch keinen einzigen Covid-19-Patienten.