Hoch oben auf der Netteberger Straße thront die Gaststätte Klähr in Bork. Von hier aus hat man eine tolle Weitsicht bis nach Lünen. Der Blick auf die Speisekarte reicht dagegen weniger weit.
Vier Stufen, dann kann der Feierabend beginnen. „Atemlos“ ist in dem gemütlichen Schankraum nur Helene Fischer, die aus den Boxen schallt. Sonst ist hier genau der richtige Ort um durchzuatmen.
In der Mitte die gemütliche Theke, auf der anderen Seite kleine Tischchen mit Blumenvasen. Geradeaus geht es in den schönsten Raum des traditionsreichen zweigeschossigen Hauses, der schon besetzt ist.
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Eine fröhliche Runde lässt sich in dem hohen Zimmer unter Eichenbalken gerade Essen und Trinken schmecken, während das große Kaminfeuer prasselt: genau das Richtige an diesem kühlen Donnerstagabend im Mai.

Schön gelegen auf dem Berg: das Haus Klähr. Im Sommer lässt sich vom Biergarten aus der Ausblick genießen. © Sylvia vom Hofe
Wir wählen einen Tisch in einem weiteren Zimmer. Dort hängt das älteste Telefon weit und breit, das vor 100 Jahren auch wirklich funktionierte. Anrufen braucht hier aber niemand. Die aufmerksame Bedienung kommt auch so und bringt die Karten. Wer Exotisches sucht, wird hier nur auf der Getränkekarte fündig, findet mein Mann: Krombacher Fassbrause Rhababer. Er schüttelt den Kopf: Was es heute nicht alles gibt und was die alles ins Bier schmeißen. Mein Reinheitsgebotstraditionalist gegenüber bestellt Pils. Ich bevorzuge Grauburgunder.
Nur eine Suppe steht auf der Karte
Eine einzige Suppe ist auf der Karte zu finden: Ochsenschwanzsuppe. Der hungrige Gast kann zwischen fünf Schnitzelvarianten, vier Bratwurstkombinationen, aber auch einigen Rührei- und Spiegeleikreationen wählen. Brathering gibt es auch. Wahlweise mit Bratkartoffeln oder Brot. Nicht nur die Karte hält sich zurück. Auch die Preise. Nur ein einziges Gericht über zehn Euro steht darauf.

Nichts Besonderes: Die Ochsenschwanzsuppe. © Sylvia vom Hofe
Bärbel Kapuschinski nimmt die Bestellung auf. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet sie bei Klähr und serviert Schnitzel, Würstchen, Schnittchen, selbstgebackenen Kuchen, Torte – und vielleicht auch Spargel? Die Gäste, die ich gerade auf dem Parkplatz traf, hatten davon geschwärmt: von Spargel mit Schinken, Kartoffeln und Rührei oder auch mit Schnitzel – das hörte sich verführerisch an. Hier bereite die Chefin, Margarethe Hettstedt, geborene Klähr (56), noch alles selbst zu. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, aber die Servicekraft aus Selm schüttelt den Kopf.
Ob Spargel oder Gans: Saisongerichte immer vorbestellen
„Spargel nur auf Vorbestellung“, sagt sie. Das gelte für alle Saisongerichte: für Spargel in der Spargelsaison und Grünkohl in der kalten Jahreszeit. Und für gebratene Gänse und Enten.
Also à la carte: Ich wähle das teuerste Gericht: Schnitzel Hawaii mit Pommes, und dazu nehme ich zusätzlich den kleinen gemischten Salatteller. Mein Gegenüber, selbst der weltbester Schnitzelbrater, entscheidet sich für das Pfefferrahmschnitzel. Zuvor aber muss er unbedingt die Ochsenschwanzsuppe probieren: Klar oder gebunden, mit Madeira oder Kräutern verfeinert? Das sei unbedingt herauszufinden. Bärbel Kapuschinski bringt wenig später die Suppe und den Salat. Das Urteil fällt unterschiedlich aus.

Der Salat mit Dressing wie bei Muttern. © Sylvia vom Hofe
Feiner Blattsalat mit süßer Sahnesauce wie bei Muttern flirtet auf dem Glasteller Mit pikantem Paprika-Tomatensalat: ein leckeres Duett. Ich bin hochzufrieden, anders als mein Mann. Die Suppe, sagt er, sei ohne eigene Note, sondern so wie aus dem Discounter. Schmeckt aber auch.

Süße Überraschung: das Schnitzel Hawaii. © Sylvia vom Hofe
Dann kommen die Schnitzel. Mein Schnitzel Hawaii mit zwei überbackenen Pfirsichen, einem Stück Ananas und einem roten Stubs Preiselbeergelee auf der Spitze sieht raffiniert aus. Das gefällt auch sofort meinem allzu kritischem Gegenüber. Die Schnitzel sind recht üppig portioniert. Für ein Gericht um die zehn Euro wird eine Menge geboten. Daher schaffe ich auch nicht alles.

Große Portion: das Pfefferrahmschnitzel. © Sylvia vom Hofe
Torte zum Nachtisch passt nicht mehr
Mein Schnitzelpapst auf der anderen Seite des Tisches nörgelte zwar ein wenig an der Panade herum, aber auf dem Teller ist später nichts mehr da. Alles weg. Die Bratkartoffeln hatten es ihm aber angetan. Dafür gab es ein großes Lob. Vielleicht noch ein Stück Torte aus eigener Herstellung zum Cappuccino? Ich muss abwinken – leider.
Service
Inhaberin Margarethe Hettstedt und ihr Team sind freundlich und offen. Eine der wenigen Lokale, die auch noch Thekenkultur pflegen.

Gesellige Runde am Herdfeuer. So kann man es sich schmecken lassen. © Sylvia vom Hofe
Preis-Leistungsverhältnis
Vier Schnitzelgerichte zum Preis von 9,80 Euro und eins für 10,80 Euro, das ist nicht teuer. Die übrigen Hauptgerichte sind noch günstiger. Wer gerne Brathering mit Bratkartoffeln bestellen möchte, kommt mit nur 7,80 Euro davon. Auch die Getränkepreise liegen mit 2,30 Euro für 0,3 l Krombacher Pils und nur 4 Euro für 0,2 l Weißwein im unteren Preissegment.
Kinderfreundlichkeit
Spezielle Kinderteller stehen leider nicht auf der Karte. Aber Kartoffelsalat und Bockwurst sowie Pommesgerichte schmecken auch den Kleinen.
Fazit
Das Preis/Leistungsverhältnis ist super. Wer gerne Bratkartoffeln mag, sollte hier einkehren. Das richtige Ziel für eine Wanderung.
Was sagt das Internet
Wer die Gaststätte Klähr googelt, wird keine eigene Website finden, dafür aber einen eigenen Facebookaccount. 88 Mal wurde die Gaststätte bis heute bei Google bewertet und erreicht 4,4 von 5 mögliche Sternchen. Nur fünf Mal gab es Bewertungen bei Tripadviser. Hier wurden 4,5 von 5 Punkten erreicht.
Infos zum Restaurant
Adresse: Netteberger Straße 206, Selm. Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags, jeweils 14.30 bis 1 Uhr, samstags, 14.30 bis 1 Uhr, sonntags, 10.30 bis 1 Uhr, montags, dienstags geschlossen. Telefon (02592) 61232.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
