„Ich bin schockiert“ Tierschützer reagiert auf neuste Nachrichten zu Selmer Schlacht-Skandal

„Ich bin schockiert“: Tierschützer reagiert auf neuste Nachrichten zu Selmer Schlacht-Skandal
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Die Worte von Friedrich Mülln sind deutlich. „Ich bin schockiert, dass man schon wieder einen so heftigen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz nicht hart bestrafen möchte“, sagt der Sprecher der Soko Tierschutz an Anfrage der Redaktion. Gerade hat er da erfahren, dass der Fall Prott doch nicht - wie im August eigentlich angekündigt - vor dem Landgericht Dortmund verhandelt wird. Die Akten sind zurück an das Amtsgericht in Lünen gegangen - das eine deutlich geringere Strafgewalt hat.

Eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren können Amtsgerichte in Deutschland verhängen. Bei Landgerichten hingegen ist die Strafgewalt unbegrenzt.

Ein „verheerendes Signal“ sei das, sagt Friedrich Müll. „Auch für andere Täter. Das Schächten ist ja mittlerweile zu einem Kavaliersdelikt geworden.“

Prozess im September

Vier Mitarbeitern des ehemaligen Schlachthofes Prott wird vorgeworfen, Rinder und Schafe geschächtet zu haben. Ohne Sondergenehmigung ist diese Praxis des Schlachtens ohne vorherige Betäubung in Deutschland nicht erlaubt und gilt als Tierquälerei. Wegen eines massiven Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz müssen sie sich nun bald vor Gericht verantworten.

Die Soko Tierschutz hatte im März 2021 Videos veröffentlicht, die mit versteckter Kamera in dem Schlachthof aufgenommen worden waren. Kurz danach hatte der Kreis Unna ihn wegen der Vorwürfe geschlossen, die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen aufgenommen und im April 2022 dann Anklage erhoben.

Schon mehrfach hatte Friedrich Mülln kritisiert, dass Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in vielen Fällen nur mit geringen Strafen geahndet werden. Das Urteil im Fall Prott ist noch längst nicht gesprochen. Am 1. September beginnt der Prozess vor dem Lüner Amtsgericht.

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