Hospizverein Selm-Olfen-Nordkirchen feiert Darum flattern bunte Fahnen im Selmer Kreisel

Darum flattern bunte Fahnen im Selmer Kreisel: Hospizverein feiert
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Die vier Fahnen auf dem Kreisverkehr mitten in Selm flattern fröhlich im Wind. Mit den sonnensatten Farben Orange und Gelb sorgen sie für warme Akzente an diesem regennassen Frühjahrstag. Und für Vorfreude auf die verschiedenen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2023. Nur die Aufschrift „Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen e. V.“ will auf den ersten Blick gar nicht zu der zur Schau gestellten Lebensfreude passen. Ein krasses Missverständnis, das Dieter Niechcial schnell aufklärt.

„Sterbebegleiter sind doch keine Trauerklöße“, sagt der zweite Vorsitzende des ehrenamtlich arbeitenden Vereins mit einem Augenzwinkern. Dass das Sterben zum Leben dazu gehört, mache bereits seit 20 Jahren das Motto der 2003 gegründeten Gruppe klar: „Leben im Sterben - Sterben leben.“ Es gelte, den Weg zum Tod lebenswert zu machen - Lebensfreude inklusive, „Da tut es auch gut, mal gemeinsam zu lachen.“

Mit dem Tod endet nicht die Begleitung der ehrenamtlich tätigen Frauen und zunehmend auch Männer. „Wir begleiten auch die Hinterbliebenen“, sagt Willi Müller, Geschäftsführer des Vereins. Die Trauerbegleitung sei ein ebenso wichtiger Pfeiler der Arbeit wie die eigentliche Sterbebegleitung. Es gebe Einzelgespräche und Beratung rund um das Lebensende, aber auch das Trauercafé, in dem sich Betroffene untereinander austauschen können. Zusätzlich zu diesen Angeboten gibt es 2023 ein Jubiläumsprogramm - genauso bunt wie die Fahnen schräg vor der Geschäftsstelle des Vereins an der Kreisstraße 51 in Selm.

Tabutanten und Diskussion

Sechs Veranstaltungen in allen drei Kommunen stehen zum 20-Jährigen an: von einer Comedy-Veranstaltung der „Tabutanten“ bis zu einer hintergründigen Diskussionsrunde zum Thema „Assistierter Suizid versus Palliativbehandlung“. Die Zielgruppe der einzelnen Veranstaltungen ist ein Querschnitt der gesamten Gesellschaft. Egal, wie alt, ob gläubig oder nicht, Mann oder Frau: Jeden gehe das Thema „Sterben und Tod“ an - früher oder später als Betroffener angesichts der eigenen Endlichkeit, aber auch als Hinterbliebener, der mit dem Verlust geliebter Menschen umgehen muss. Verdrängen hilft da nichts, weiß Niechcial.

Genau das war aber Jahrzehnte lang passiert. Und passiert oft immer noch. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod ist ins Abseits gerutscht: etwas, das auch die Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen ändern will. Denn Dieter Niechcial, Willi Müller und die anderen Aktiven wissen, dass der bewusste Abschied vom Leben nicht nur das Sterben erleichtern kann, sondern auch die Trauer und das Weiterleben. Dass es daran noch immer hapert, hat der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) zuletzt 2022 bei einer repräsentativen Umfrage festgestellt. 60 Prozent der mehr als 1000 Befragten waren der Meinung, dass sich die Gesellschaft immer noch zu wenig mit Sterben und Tod befasst. Jeder und jede zweite gab an, zu Hause sterben zu wollen, Dabei stirbt noch immer die Hälfte der Menschen bundesweit im Krankenhaus oder im Pflegeheim.

Das Jubiläumsprogramm

Das zu ändern, haben sich die Aktiven rund um die Vorsitzende Dr. Antje Münzenmaier auf die bunten Fahnen geschrieben. Dabei sollen folgende sechs Veranstaltungen helfen

  • Hospiz macht Schule: Unterrichtsprogramm in der Äckernschule Bork vom 17. bis zum 21. April.
  • Benefizkonzert des Männergesangsvereins Union am 30. April der der Kirche St. Stephanus Bork.
  • Vortrag über Nahtoderfahrung: 15. September im Leohaus in Olfen.
  • Improtheater mit den Tabutanten am 23. September in der Nordkirchener Gesamtschule.
  • Podiumsdiskussion zum Thema „Assisatierter Suizid versus Palliativbehandlung“ am 4. Oktober im Bürgerhaus Selm.
  • Tag des Friedhofs am 22. Oktober auf dem Friedhof in Nordkirchen

Kontakt zum Hospizverein können alle Interessierten aufnehmen unter Tel, (02592) 97 86 156, in der Geschäftsstelle an der Kreisstraße 51 in Selm. Sie ist geöffnet: dienstags bis freitags, 10 bis 12 Uhr, sowie dienstags und donnerstags 15 bis 17 Uhr.

Spendenkonto: IBAN: DE54 4415 2370 0116 0506 18 BIC: WELADED1LUN Sparkasse an der Lippe