Höhe des Trinkgeldes vorschlagen? Selmer Gastronom will Gäste nicht bevormunden

Höhe des Trinkgeldes vorschlagen? Gastronom will Gäste nicht bevormunden
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Wer essen geht, zufrieden mit Speisen und auch mit dem Service war, der gibt Trinkgeld. Wie hoch das Trinkgeld ausfällt, das hängt von vielen Faktoren ab: Manche runden einen ungerade Betrag einfach auf, andere halten sich an die Faustregel der zehn Prozent von der Rechnungshöhe, wieder andere machen die Höhe des Trinkgeldes von den Münzen im Geldbeutel abhängig.

Doch einige Restaurants gehen nun einen noch anderen Weg ein und geben die Höhe des Trinkgeldes vor. Möglich macht das das EC-Kartenlesegerät. Denn wer mit Karte zahlt, kann auswählen, ob er 5, 10 oder beispielsweise 15 Prozent Trinkgeld geben möchte. Auch die Auswahl, kein Trinkgeld zu geben ist möglich. Doch wie halten es die Gastronomen in Selm, Nordkirchen und Olfen?

Gast Entscheidung lassen

Im Selmer LumberJack‘s Diner spielt das Trinkgeld bei der Kartenzahlung keine Rolle, wie Chef Christian Reimann im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Denn bei ihm kann nur mit Bargeld gezahlt werden. „Ich sehe nicht ein, dass ich von dem wenigen was mit bleibt noch Gebühren an die Bank zahlen soll, wenn ein Kunde mit Karte zahlt“, erklärt der Gastronom diese Entscheidung. Zusätzlich wäre die Einführung dieser Handhabe für den Selmer Diner-Betreiber undenkbar.

„Das ist für mich eine Bevormundung des Gastes“, sagt Christian Reimann. Für ihn spiegele das Trinkgeld der Gäste die Zufriedenheit mit dem Service wieder. Und die bemesse eben jeder Gast anders, erklärt er. Die Höhe des Trinkgeldes sei ohnehin sehr unterschiedlich. „Am Monatsanfang bekommen wir mehr Trinkgeld als am Monatsende“, sagt Christian Reimann. Am Ende eines Arbeitstages wird im Diner alles Trinkgeld gesammelt und unter den Mitarbeitenden aufgeteilt, so der Chef.

Handhabe in Olfen denkbar

Auch in der Olfener Ratsschänke ist es noch nicht möglich, die Höhe des Trinkgeldes per Klick auf dem EC-Kartenlesegerät auszuwählen, wie Betreiber Kamil Puzio gegenüber der Redaktion erklärt. „Wir können nur den Rechnungsbetrag ändern, wenn die Kunden Trinkgeld geben möchten“, sagt der Gastronom. Zwar komme es immer mal wieder vor, dass die Gäste ihr Trinkgeld lieber gleich mit der Kartenzahlung geben, doch viele bleiben beim Trinkgeld altmodisch und überreichen der Servicekraft Bargeld.

„Das ist uns auch lieber“, sagt Kamil Puzio. Denn dann landet das Trinkgeld direkt im Portemonnaie und kann am Abend unter allen Kräften in Küche und Service aufgeteilt werden. Landet es mit der EC-Kartenzahlung erst auf dem Konto, hat der Gastronom einen deutlich höheren Aufwand, das Trinkgeld seinen Mitarbeitern auszuzahlen.

Die Höhe des Trinkgeldes, die in der Olfener Ratsschänke gegeben werden, ist dabei sehr unterschiedlich. „Meist bekommen wir 5 bis 7 Prozent vom Rechnungsbetrag“, sagt Kamil Puzio. Dass Kunden gar kein Trinkgeld geben, komme aber sehr selten vor. Gibt es sein Kassensystem her, dann kann sich der Gastronom durchaus vorstellen, die Auswahl des Trinkgeldes in den Bezahlprozess einzubauen. Aber aktiv nach der Höhe des Trinkgeldes zu fragen, sei für ihn weniger vorstellbar. Das sehe er so wohl für die Gäste als auch die Service-Leute als unangenehm.

Mirella Bandic ist die Wirtin der Schloss Stuben in Nordkirchen und dort wird einem kein Trinkgeldbetrag vorgeschlagen.
Mirella Bandic ist die Wirtin der Schloss Stuben in Nordkirchen und dort wird einem kein Trinkgeldbetrag vorgeschlagen. © Günther Goldstein

„Buchhaltung nicht komplizierter“

Bei Mirella Bandic, Wirtin der Schloss Stuben in Nordkirchen, können die Kunden die Höhe ihren Trinkgeldes bei der Kartenzahlung mitteilen und der Betrag wird entsprechend angepasst in das Lesegerät eingegeben – das ist seit vergangenem Jahr möglich. Eine Auswahl können die Kunden auf dem Gerät auch im Lokal in der Schlossgemeinde nicht treffen.

Zwar mache das Trinkgeldgeben per Karte die Buchhaltung und die Auszahlung des Trinkgeldes an die Mitarbeiter etwas aufwendiger, aber nicht unbedingt komplizierter, wie die Wirtin sagt.

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