Frühlingsboten

Hochbetrieb am blauen Himmel: Kraniche kehren trompetend zurück

Mit großem Spektakel ziehen sie gen Norden: Die Kraniche kehren zurück. Allein am Montag waren vier trompetende Einser-Formationen am Himmel zu sehen: Frühlingsboten, die früh dran sind.

Selm

, 20.02.2019 / Lesedauer: 3 min

Kraniche ziehen am Montagnachmittag über Cappenberg. © Sylvia vom Hofe

Rudolf Leismann gehört zu denen, die am Montag das Naturschauspiel gesehen haben. „Ich war zuhause in Selm“, sagt der Vorsitzende des Kreisverbandes des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Am späten Nachmittag habe er die charakteristischen Rufe vernommen und den Kopf in den Nacken gelegt - und nicht so schnell wieder gesenkt. „Man freut sich, dass es die überhaupt noch gibt.“

In der Einflugschneise

„Wir wohnen in einer echten Einflugschneise“, sagt Klaus Nowack, Ornithologe aus der Nachbarstadt Werne. Er hat die Kraniche ebenfalls am Montag beobachtet, die aus Richtung Cappenberg nach Varnhövel flogen und von dort weiter in Richtung Nordosten. Vielleicht nach Skandinavien, wie er vermutet, vielleicht auch nach Russland. Wo sie sich auf den Weg gemacht haben, weiß Nowack nicht von jedem einzelnen Vogel zu sagen. So viel steht aber fest: „Immer mehr Kraniche überwintern nicht mehr im fernen Süden, sondern hier.“ Diepholzer Moorniederung und Dümmer See statt Spanien und Afrika. Nowack sieht darin einen klaren Vorteil.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst - beziehungsweise kann sich die besten Brutplätze aussuchen. „Und diese Kraniche, die jetzt unterwegs sind, sind wirklich früh dran“, so Nowack. Zumal es gar nicht die ersten sind. „Ich habe schon fünf Tage vorher einen Zug beobachtet.“ Normalerweise sei das erst Anfang März möglich.

Vogelbalz hat schon begonnen

Klaus Klinger, der Leiter der Biologischen Station des Kreises Unna in Bergkamen-Heil, hatte nichts gesehen von den bis zu 1,30 Meter großen Vögeln, deren Beine so lang sind, dass sie den Schwanz beim Fliegen deutlich überragen. „Leider“, sagt er. Ihm fallen andere, eher stille Frühlingsboten in den Blick: blühende Haselnusssträucher und Schneeglöckchen. Rudolf Leismann kann die Liste noch verlängern: „Man hört inzwischen immer mehr Vogelgesang.“

„Durchaus schon Balzgesang“, ergänzt Uwe Nowack. Und das sei auch deutlich früher als sonst. Wer noch die Nistkästen sauber machen wolle, müsse sich sputen. In wenigen Tagen könnte es dafür schon zu spät sein. Der Frühstart der Natur freut ihn dabei keineswegs.

Die Erfahrung des vergangenen Jahres habe gezeigt, dass manche Vogelarten gar keinen Bruterfolg erzielen konnten. „Wenn einige so früh anfangen, haben andere, die später eintreffen, einfach das Nachsehen.“ Die Population der Kraniche, die von Alters her auch als Glücksvögel gelten, sei aber stabil - zum Glück.