Heinz-Willi Quante reitet nicht mehr als St. Martin durch Bork „Das schönste Ehrenamt“

Heinz-Willi Quante reitet nicht mehr als St. Martin durch Bork
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Der Borker Umzug zu St. Martin hat eine lange Tradition: Seit 1924, also seit 99 Jahren, reitet der Heilige jedes Jahr im November auf dem Pferd durch den Ort und die Kinder mit ihren Laternen folgen ihm. Auch in diesem Jahr wurden wieder 1200 Martinstüten gepackt, womit der Umzug in Bork einer der größten der Umgebung sein dürfte.

Seit 23 Jahren sitzt Heinz-Willi Quante als St. Martin jährlich auf dem Pferd. In diesem Jahr allerdings nicht: Nachfolger Matthias Lange übernahm erstmals den Ritt durch den Ort, der diesmal aus Sicherheitsgründen an der evangelischen Kirche startete. „Letztes Jahr war das Pferd etwas unruhig, ich bin mittlerweile über 60 Jahre alt und kein Reiter“, erklärt der auch als langjähriger „Dorfsheriff“ bekannte Borker. Für die Rede nach Abschluss des Umzugs zog sich Heinz-Willi Quante dann wieder den Mantel an. Mit seinem rund 30 Jahre jüngeren Nachfolger hatte er schon seit einiger Zeit abgesprochen, dass dieser einmal die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen würde.

Keine Reitstunden nötig

So wie 2000 auch Heinz-Willi Quante den zu teilenden Mantel von seinem langjährigen Vorgänger Wilhelm Kortenbusch (mehr als 30 Jahre als St. Martin aktiv) übernommen hatte, als Ur-Borker war er zuvor schon bei zahlreichen Umzügen dabei. „Irgendwann habe ich mal zu ihm gesagt, dass ich mir vorstellen kann, das zu übernehmen. Es ist wirklich das schönste Ehrenamt in Bork. Wenn man in die vielen leuchtenden Kinderaugen schaut, ist alles genug“, fasst der scheidende St. Martin zusammen. Und mit Ehrenämtern in Bork kennt sich niemand so aus wie Heinz-Willi Quante, der unter anderem bei der Schützengilde, Heimatverein und dem Männergesangsverein in führender Position mitwirkt.

Reitstunden musste er für seine Tätigkeit allerdings nie nehmen, denn das Pferd wird geführt und St. Martin hat auch keine Hand für die Zügel frei. „In einer Hand habe ich den Bischofsstab und mit der anderen muss ich ja den Kindern winken“, weiß der Borker. Wenn das denn möglich ist: 2020 war der Martinszug wegen der Corona-Pandemie nur in virtueller Form als Trickvideo möglich. Eine ganz besondere Erfahrung hatte Heinz-Willi Quante bereits ein Jahr zuvor gemacht, als das Pferd kurzfristig ausfiel und der Borker St. Martin auf einem Transporter unterwegs war.

2019 war Heinz-Willi Quante als St. Martin nicht auf dem Pferd, sondern auf einem Transporter unterwegs.
2019 war Heinz-Willi Quante als St. Martin nicht auf dem Pferd, sondern auf einem Transporter unterwegs. © Jura Weitzel

Großes Jubiläum 2024

Eine spürbare Veränderung aus seiner Sicht im Laufe der Jahre: Seit Aufkommen der Fotohandys ist St. Martin zum beliebten Selfie-Motiv geworden. „50 Fotos musste ich letztes Jahr bestimmt machen“, erzählt Heinz-Willi Quante. Er zeigt sich begeistert über die Spendenbereitschaft der Borker, ohne die der Umzug nicht möglich wäre, und die Unterstützung der Vereine.

Musikalisch waren in diesem Jahr die Spielmannszüge von Feuerwehr und Bürgerschützengilde sowie der Männergesangsverein „Union“ dabei, traditionell liefen die KJB und die Schützengilde mit ihren Riesenlaternen ganz vorne im Zug. Neben St. Martin, der in diesem Jahr etwas anders aussah. Nächstes Jahr, wenn sich der erste Borker Martinsumzug zum 100. Mal jährt, ist ein ganz besonderes Programm geplant. Mehr will Heinz-Willi Quante nicht verraten. Auch nicht, ob er dann zur Feier des Tages vielleicht doch noch mal aufs Pferd steigt.

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