Heinrich Kleberdans feiert 90. Geburtstag Über eine Kindheit in Ungarn, viel Arbeit und die Liebe zu den Bergen

Heinrich Kleberdans aus Selm feiert seinen 90. Geburtstag
Lesezeit

Am 2. Mai 1933 wurde Heinrich Kleberdans in Selm geboren. Doch sein Vater wollte als Ungarndeutscher zurück nach Ungarn. Als Eisenflechter bekam er in den frühen 1930er Jahren keine Arbeit. Sieben Jahre lang lebte die Familie in einem deutschen Dorf. 1939 zog es den Vater wieder zurück nach Selm. Ein Jahr später folgten Heinrich Kleberdans, seine Mutter und seine Schwester Edelgard. Im kleinen Zechenhaus auf der Lange Straße fanden sie eine Unterkunft bei der Tante. „Wir lebten zeitweise mit zwölf Personen dort“, weiß Heinrich Kleberdans noch.

Durch den bevorstehenden Krieg bekam der Vater nun viele Aufträge und arbeitete im ganzen Land. Leider starb er schon 1941 in Rostock. Die Mutter zog die beiden Kinder seitdem alleine auf.

Nach der Schule bewarb sich Heinrich Kleberdans 1947 auf der Zeche Achenbach als Bergarbeiterlehrling. Dort blieb er 41 Jahre lang bis zur Rente. Die trat er 1988 mit 55 Jahren an. „Ich sollte zwar schon mit 50 aufhören, aber ich wollte weitermachen“, beschloss Kleberdans. Ein Leben lang arbeitete er vor Ort und nahm viele Überstunden mit. „Ich hatte eine Familie, da braucht man viel Geld“, erklärt der Jubilar. Seine Ehefrau Edith heiratete er 1954. Sie bekamen zwei Kinder, Edelgard und Sigrid. Er hat auch noch eine weitere Tochter, Gudrun, die aus einer Beziehung vor der Ehe stammt. „Wir hatten lange Jahre keinen Kontakt, aber heute ist unser Verhältnis zueinander sehr gut“, freut sich Kleberdans.

Heinz Kleberdans an Weihnachten 1961 mit Tochter Sigrid, Ehefrau Edith und Tochter Edelgard.
Heinz Kleberdans an Weihnachten 1961 mit Tochter Sigrid, Ehefrau Edith und Tochter Edelgard. © Repro: Antje Pflips

Die kleine Familie Kleberdans lebte einige Zeit in einer Zweizimmerwohnung in Selm. Doch als sich die zweite Tochter ankündigte, wurde es zu eng. Zur gleichen Zeit suchte die Tante für sich eine kleinere Wohnung. Das Haus wurde ihr zu groß. Nach Rücksprache und Bewilligung durch die Wohnungsverwaltung des Bergwerks tauschten beide Parteien Wohnung und Haus. 1965 kaufte Heinrich Kleberdans das Haus und modernisierte und renovierte dabei vieles in Eigenleistung. Im Garten standen Äpfel-, Birnen- und Kirschbäume. Gemüse und Erdbeeren baute die Familie selbst an. Von einer Urlaubsreise in den Schwarzwald brachte Heinz Kleberdans drei Tannen mit und pflanzte sie im Garten ein. Sie wuchsen an und wurden bis zu zehn Meter hoch, wie er berichtet.

Viele Reisen

Durch seine Wechselschicht hatte Kleberdans keine Gelegenheit, an einem regelmäßigen Vereinsleben teilzunehmen. Eine Ausnahme macht dabei die IGBCE. Hier war er im Oktober 2022 75 Jahre lang Mitglied. „Da ist man auf der Zeche automatisch drin“, sagt Kleberdans. Doch er spielte oft und gerne in seiner Freizeit Mundharmonika und auf dem Akkordeon. Viele alte Fotos zeigen ihn mit dem Instrument. Jetzt hat er ein Keyboard. „Das Akkordeon wurde mir zu schwer“, erklärt er. Wenn er Musik hört, dann am liebsten die alten Schlager aus den 60er Jahren.

Sein erstes Auto kaufte sich Kleberdans Ende der 70er Jahre. „Ich habe erst mit 39 Jahren meinen Führerschein gemacht.“ Damit fuhr die Familie regelmäßig in die Berge in den Urlaub. „In Bodenmais kenne ich mich aus“, berichtet der Jubilar. Neunmal seien er und seine Frau dort gewesen. Bis sie nicht mehr dahin wollte. Also fuhren sie zum Wandern nach Österreich, Süd-Tirol, in den Meran und sechsmal in die Schweiz. „Die Berge sind mein Ein und Alles“, schwärmt Kleberdans. Aber auch viele Busreisen hat das Ehepaar unternommen. Sie suchten stets den Kontakt zu Mitreisenden und freundeten sich auch mit einigen von ihnen an. 2006 verstarb seine Frau Edith. Heute lebt der Senior in einer Seniorenwohnanlage und sucht gerne den Kontakt zu den Mitbewohnern. Jeden Monat kommt die Wohngemeinschaft zu verschiedenen Treffen zusammen. In seiner kleinen Wohnung macht er gerne Musik, spielt Karten oder Kniffel mit den Töchtern oder schaut sich vorzugsweise Tierfilme an. Alte Spielfilme interessieren ihn nicht mehr. „Die habe ich alle schon sechsmal gesehen“, winkt er ab. Heute freut er sich auf den Besuch seiner Töchter, Enkel und Urenkel und auf alle Gratulanten.