
© dpa
Heilgabendaktion in Selm trotz Warnung: Hut ab vor den Organisatoren
Meinung
Das RKI drängt auf „maximale Kontaktbeschränkungen“. Ausgerechnet jetzt findet die Heiligabendaktion „gemeinsam statt einsam“ statt: ein Widerspruch, der aber wunderbar zu Weihnachten passt.
Das mit der weihnachtlichen Hoffnungsbotschaft ist so eine Sache für Menschen, die gerade keine Hoffnung haben - weil sie einsam sind oder wirtschaftliche Sorgen haben, vielleicht sogar blanke Not. Für sie ist es eine echte Herausforderung, Heiligabend zu überstehen: den Tag im Jahr, an dem alle ihre Lieben um sich scharen - tatsächlich oder zumindest telefonisch oder per Videoschalte - und ihnen Geschenke machen. Wer all das nicht hat, fühlt sich schnell als hoffnungsloser Fall. Die Aktion von vier Selmer Familien sendet ein anderes Signal: eines, das besser zu Weihnachten passt als Lebkuchen und „Drei Nüsse für Aschenbrödel“.
Anstatt in Rührseligkeit zu zerfließen, rühren sie sich und bewegen sich an Heiligabend aus ihrer eigenen, gut beheizten und gemütlich eingerichteten Komfortzone hinaus und ins Bürgerhaus hinein. Dort feiern sie mit Menschen, die gerade keine Glückssträhne haben: bestimmt beglückend - für Gastgeber und Gäste gleichermaßen. Ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit, das Seltenheitswert hat - und das bestimmt nicht nur wegen Corona.
Richtig ist: Diese Aktion steht im blanken Widerspruch zu dem Appell des Robert-Koch-Instituts, „maximale Kontaktbeschränkungen“ einzuhalten. So gesehen, kommt sie gerade zur Unzeit. Die Organisatoren setzen auf 2G-plus. Ein Risiko bleibt - aber auch ein Hoffnungszeichen in bedrückenden Zeiten.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
