Nach der Corona-Pandemie ging es zuletzt wieder aufwärts: Knapp 95.000 Schwimmabzeichen gab die DLRG deutschlandweit im Jahr 2023 aus – ungefähr 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Nach den schwierigen Jahren mit vielen pandemiebedingten Schließungen ist das ein Hoffnungsschimmer.
20 Prozent – das ist allerdings auch der Anteil der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die laut Angabe ihrer Eltern nicht schwimmen können. Diese Zahl geht auf eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 zurück, fünf Jahre zuvor hatte sie noch bei zehn Prozent gelegen. Nun rückt die unklare Zukunft des Hallenbads im „4elements“ dieses Thema auch in Selm wieder in den Mittelpunkt.
DLRG Selm trainiert montags im Hallenbad
Eine Schließung des Bades „würde unsere Ausbildungstätigkeit empfindlich treffen“, sagt Sascha Homann, Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Selm. Er berichtet, dass der Verein etwa 30 Kinder pro Jahr auf der Ebene des Frühschwimmens (Seepferdchen) und des Schwimmabzeichens in Bronze ausbildet.
Doch die DLRG Ortsgruppe bietet im Hallenbad nicht nur Schwimmkurse für Anfänger an. „Die DLRG Selm nutzt das Hallenbad an allen Montagen außerhalb der Schulferien für ihren Trainingsbetrieb. Das heißt, dass verschiedene Trainingsgruppen und Kurse in der Zeit von 17 bis 21.30 Uhr alle vier Bahnen des Hallenbades belegen. Das Angebot reicht dabei von Anfängerschwimmkursen über Kurse zum Erwerb der Schwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold bis hin zu den Wettkampfgruppen und Rettungsschwimmausbildungen“, erklärt Homann.
Mehr als die Hälfte der 331 Vereinsmitglieder nähmen wöchentlich an den DLRG-Trainingsangeboten teil. Sollten diese aufgrund der Schließung des Hallenbads nicht mehr in der gewohnten Form angeboten werden können, „hat das sicherlich negative Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen“. Für den ehrenamtlich arbeitenden Verein könne das eine „existentielle Bedrohung“ bedeuten.
Hallenbad im LAFP könnte Alternative sein
In den Sommerferien gebe es die Möglichkeit zum Freiwassertraining für geübte Schwimmer an der Wachstation im Ternscher See. Dieses Angebot sei allerdings zeitlich begrenzt und witterungsabhängig. Ganzjährig könne das Angebot nur durch ein zur Verfügung stehendes Hallenbad gewährleistet werden. „In Selm käme dazu eigentlich ersatzweise nur das Hallenbad im LAFP infrage“, sagt Homann. Allerdings durften Vereine das Bad in Bork in der Vergangenheit über längere Zeit nicht für ihren Trainingsbetrieb nutzen, weil eine Betreuungskraft fehlte.

Michael Merten, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Selm, teilt im Gespräch mit der Redaktion Homanns Sorgen: „Das Hallenbad wird ja von mehreren Vereinen genutzt. Es wäre wirklich sehr tragisch, wenn es nicht mehr bestehen würde.“
Die Besonderheit beim Schwimmen sei ja, dass „es nicht nur Sport- und Freizeitgestaltung ist, sondern dass die Schwimmausbildung im Zweifel auch Leben retten kann.“ In der Vergangenheit habe es immer wieder Badeunfälle, auch im Ternscher See, gegeben, die die Bedeutung dieses Aspekts unterstreichen würden. Letztlich sei es wichtig, „ein Hallenbad in Selm zu haben, das die Kinder zu Fuß erreichen können.“
Schwimmunterricht an Schulen gefährdet
Eine wichtige Rolle bei der Schwimmausbildung spielen zudem die Schulen, hier vor allem die Grundschulen. In der Overbergschule finden in einem dritten Jahrgang wöchentlich vier Doppelstunden Schwimmunterricht im Hallenbad statt. Sollte dieses schließen, „hätten einige Kinder keine Möglichkeit mehr, schwimmen zu lernen“, bringt es Schulleiterin Christine Jücker auf den Punkt. Das Freibad Selm sei eine Alternative, allerdings nur im Sommer.
Auch an der Selma-Lagerlöf-Sekundarschule gehört Schwimmen zum Lehrplan. Wie Sportlehrer Ulli Lunemann mitteilt, seien die Möglichkeiten, „die Wasserflächen in der Stadt Selm konstant zu nutzen“, allerdings bereits jetzt beschränkt. Deshalb sei Schwimmunterricht aktuell nur für die sechsten Klassen für ein Halbjahr möglich. Bei einer Schließung des Hallenbades würde auch dieses Angebot wegfallen. Ein Bad in der Umgebung zu nutzen, sei aufgrund der langen Anfahrt keine realistische Option.
Für die Klassen 2 und 3 an der Ludgerischule gäbe es drastische Folgen, wenn das Schwimmbad schließen würde. Diese Jahrgänge nutzen laut der kommissarischen Schulleiterin Anna Gerth die Räumlichkeiten des 4elements. „Der Schwimmunterricht müsste in einem anderen Bad stattfinden oder es gäbe ihn nicht mehr“, bringt sie die Auswirkungen auf den Punkt.